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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

21. 5. 2010 - 11:54

Something For The Weekend

Ich klau dein Auto. Und fahr zur Disco.

Die Termine fürs Wochenende und beyond. Super attraktiv gesammelt auf termine.orf.at/fm4.

Ich hab durchaus Vorurteile gegen Leute, die mit dem Auto unterwegs sind.

Sie sind rücksichtslos, achten nicht auf Fußgänger und Radfahrer, und sie sind daran Schuld, dass du ungefähr fünf Minuten brauchst, um von einer Seite deiner Kreuzung auf die schräg gegenüber liegende zu kommen, weil die im Auto ständig grün haben und du ständig rot. Sie sind ignorant und meinen, nur weil sie ohnehin nicht zu Fuß gehen, immer genau vor ihrer Haustür parken und genau in die Tiefgarage fahren, würden sie weniger carbon footprints hinterlassen. Sie fahren um die Wette zur grindigen Großraumdisco und betrunken wieder nach Hause. Und sogar Dinge wie Geld abheben, den Mist entsorgen oder Zigaretten kaufen, werden in zweiter Spur parkend mit angelassenem Motor erledigt.

Ich Narr.

Gestern bin ich nämlich mit dem Auto in ein Einkaufszentrum gefahren, wo man nur mit dem Auto hinkommt. Und da hätte ich mir gewünscht, ausnahmslos alle würden immer mit dem Auto fahren. Der BMW-Fahrer, der links abbiegen wollte, obwohl es verboten ist, wird mit einem Hupkonzert bedacht und aus dem Fenster wild beschimpft, weil unter Autofahrern Zivilcourage noch groß geschrieben wird. Und am großen Kreisverkehr, mitten in der so genannten Stoßzeit im Superstau: ebenfalls ein mehrminütiges Hupkonzert, weil irgendwer irgendwo ein Auto entdeckt hat, das auf Hochzeit geschmückt ist.

In der U-Bahn passiert mir sowas nie. Da könnte einer den anderen niederstechen, und es wär allen wurscht. Leute spucken dir vor die Füße, schneuzen sich auf den Boden, essen Leberkäse mit den Fingern, furzen, amtshandeln, oder machen das alles auf einmal. Und dass irgendwer zu einem Brautpaar hingeht (die fahren leider selten U-Bahn, aber ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinauswill), und von ganzem Herzen zur Hochzeit gratuliert, wär mir auch noch nie aufgefallen.

Vielleicht ist es also so, dass es doch noch so etwas wie ehrliche Freude, Rücksichtnahme und Solidarität gibt. Zumindest im Straßenverkehr. Vielleicht macht dich erst ein fahrbarer Untersatz zu einem verantwortungsbewussten und für-voll-zählenden Teil unserer Gesellschaft. (Und all die Penner, die sich kein Auto leisten können, sind einfach auszumerzende Asoziale. Und all die Spinner auf ihren Fahrrädern sowieso.)

Vielleicht hab ich das alles auch total falsch interpretiert. Die BMW-Anhuper sind vielleicht Wadelbeißer mit Blockwartmentalität, und die Hochzeitsmarsch-Huper sind in Wahrheit von Job (?) und Stau so entnervt, dass sie sich freuen, ihre Aggression via Knopfdruck zu entladen. Vielleicht ist es aber auch nur so, wie die Goldenen Zitronen singen: Aus der erhabenen Höhe eines SUV-Wagens lässt sich die Bürde der Verantwortung heroisch ertragen.

Egal. Jedenfalls sehe ich es heute als meine Aufgabe, Vorurteile zu widerlegen.

frittenbude

frittenbude

Am Sonntag spielt die Frittenbude am Linzfest, und zwar auf der FM4 Bühne. Genauso wie die Broken Social Scene übrigens. Danach gibts Party im Stadtkeller, wo der Frittenbude-Jakob gemeinsam mit Kristian Davidek auflegt.

noch bis Sonntag / Fagget Fairys etc. / Poolbar mit Pratersauna / Pratersauna / Wien

Vorurteil Nummer 1: Die scheiß Securities in der Pratersauna müssen immer nur Stunk machen, dabei wären sie an sich total friedlich, nur glauben die Pratersaunacheckers, dass schlägernde und grindige Türlsteher einfach dazugehören, wenn man ein modischer Club von Welt sein will, und deswegen mischen die denen immer total schlecht gepantschtes Tilidin ins Wasserfläschchen.

Von der weggetretenen LSD-Tanzmotte, die aus dem Sanitärbereich gezerrt wird, bis zum Tagesveranstalter, der in seinen eigenen Club nicht reinkommt. Mit den Geschichten, die über die Prügelsecurities vom unbeliebtesten Eingangsbereich der Stadt erzählt werden, lässt sich ein ganzes Buch der Albträume füllen. Mit den Sachen, die du selber erlebt hast, gleich noch ein Sequel. Das Vorurteil lässt sich anlässlich des Poolbarfestivals, das sich in der Pratersauna aufwärmt, vermutlich widerlegen. Die langen Schlangen, die aus imagetechnischen Gründen aus der Pratersauna nicht wegzudenken sind, werden nämlich mit Welcome-Drinks aus dem Poolcar versorgt. Und du wirst merken: schlecht gepantschtes Tilidin steht dort fix nicht auf der Karte.

Drin in der Sauna sind schon seit Mittwoch (merke: je aussichtsloser der Arbeitsmarkt und die Situation auf der Uni, desto beliebter sind Partys unter der Woche) haufenweise sehr gute DJs und Acts unterwegs. Nur so beispielsweise gibts freitags ein Poolbar meets e-nix mit Andrew Weatherall, und samstags die Fagget Fairys live und für alles weitere (das mit den vielen Floors ist oft recht verwirrend, und bitte wo zur Hölle soll dieser Doppeldeckerbus Platz haben?) gibts diesen informativen Link. Bloß Igel vs Shark haben abgesagt.

Freitag / Susi's Last Lapdance / Morrison Club / Wien

Vorurteil Nummer 2: Ausgehen am Wochenende ist der totale Vollscheiß, weil es nämlich so teuer ist. Ich mein, 15 Euro für irgendso einen deutschen Minimalwichser von einem Label, das ich noch nie gehört hab, und dann stehen alle nur fad herum.

Mit Vorurteil 2 verhält es sich so wie mit Viktoria von Germany's Next Topmodel: Du passt einmal nicht auf - und schwupps ist sie (bzw. es) weg.

Ohne Eintritt weggehen ist nämlich nicht nur Gästelisten-C-Promis vorenthalten. Du musst halt nur wissen, wohin.

Ja klar, zur Not gibts immer noch so Lokale, denen man nachsagt, sie wären gemütlich. Dort hast du dann aber abwechselnd mit verzweifelten Wirtschaftsstudenten auf Aufriss, einer Winamp-Playlist mit besonders viel Red Hot Chili Peppers und Oasis, mit Sangria aus Kübeln oder einer Kombination aus alledem zu kämpfen.

Der Susiklub trägt die stolze Plakette als bester Gratisclub der Stadt und zieht von Location zu Location. Dieses Wochenende ist ein letztes Mal der Morrison Club dran. Statt Winamp gibts 1210er und CD-S und statt den Chili Peppers ganz viel Minimal. Weil Gemütlichkeit ist relativ.

Montag / Dum Dum Girls / Arena / Wien

Vorurteil Nummer 3: Ein Wochenende dauert von Freitag abend bis Sonntag abend.

Vorurteil Nummer 4: Wer zu früh kommt, den bestraft die Vorband.

Zwei Fliegen mit einer Klappe am Pfingstmontag. Und ich gebs ja zu: das Vorurteil 4 mit den Vorbands hat sich in letzter Zeit bereits ein wenig relativiert. Aber trotzdem: auf jede Superentdeckung, in du da hineinstolperst, weil das eigentliche Konzert schon wieder viel zu spät anfängt, oder weil du einfach zu früh da warst, kommen zehn Enttäuschungen, bei denen du dir die Füße in den Bauch stehst.

Wer sonst noch ein Vorurteil widerlegt, eine Widerlegung verurteilt oder einen Termin angekündigt kriegen möchte, schreibt das entsprechende Begehr an update.fm4@orf.at oder redet in ein Aycansackerl.

Eine mögliche Superentdeckung könntest du machen, wenn du montags rechtzeitig in die Arena in Wien stolperst. Die Dum Dum Girls spielen als Vorband im Dreiraum, und allein das reicht vermutlich um wochenlang gut drauf zu sein: Die Sixties-Pop-Songs! Die Lo-Fi-Surfgitarre! Die Fuck-You-Attitude! Das lässt sogar die Tatsache vergessen, dass das eigentliche Konzert Scout Niblett spielt, die in Sachen Nervigkeit der Stimme tatsächlich alles bisher da gewesene in den Schatten stellt. Inklusive Björk und die eine von den Cranberries.

Aber vielleicht ist das auch nur ein Vorurteil und wird am Pfingstmontag widerlegt. Versprechen will ich da aber nix.