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Nina Hochrainer

Sweet Indie Music, Kleinode globaler Alltagskultur, nachhaltiges Existieren. And New York.

20. 3. 2010 - 23:05

Into the Wild

Die Woche der biologischen Vielfalt auf FM4.

Into the Wild
Das detaillierte Radioprogramm für die FM4 Schwerpunktwoche zum Thema Biodiversität

Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und musst feststellen, dass jemand mitten durch dein Wohnzimmer eine Straße gebaut hat. Während diese in deinem Schlafzimmer weiterverlegt wird, flüchtest du dich in die Küche und versuchst, an deine Essensvorräte ranzukommen. Die sind jedoch nicht aufzufinden. Obdachlos und hungrig läufst du nun um dein Leben – hinter dir die Verfolger, die es auf deinen, sagen wir, wertvollen Schmuck abgesehen haben.

Was klingt wie eine bizarre Sci-Fi-Szene oder ein wirrer Alptraum, ist tägliche Realität für das kurz vor dem Aussterben stehende Javanashorn. Dieses verliert durch Regenwaldabholzung seinen Lebensraum und wird wegen seines gewinnbringenden Horns schonungslos gejagt. Nur 70 Javanashörner sind noch am Leben – und ihr Schicksal ist lediglich eines von unzähligen Beispielen für die biologische Krise, in der sich unsere Erde befindet. Und um die geht es diese Woche auf FM4.

Zeichnung vom Java Nashorn

Public Domain

Jagd aufs Javanashorn

Bye, bye, biodiversity?

Weltweit schreitet der Verlust an biologischer Vielfalt kontinuierlich voran. 17.000 Arten finden sich auf der "Roten Liste der gefährdeten Spezies" der Weltnaturschutzunion: Jede vierte Säugetierart, jede dritte Amphibienart, jede achte Vogelart und gar 70 Prozent der Pflanzenarten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Zahlreiche Arten werden die nächste Dekade nicht überstehen oder sind bereits unwiederbringlich verschwunden. Tatsächlich ist das derzeit stattfindende Artensterben das größte seit dem Verschwinden der Saurier vor 65 Millionen Jahren.

Hinter dem etwas sperrigen Begriff "Biodiversität" steckt im Grunde genommen alles, was Leben auf dem Planeten Erde ausmacht: "Biologische Vielfalt", das ist nicht nur die Vielfalt der Arten von Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen, sondern auch die Diversität an Lebensräumen und die genetische Vielfalt.

Green Belt

Robert Hofrichter

So schaut's aus, wenn der Natur eine Erholungspause gegönnt wird: Die March-Thaya-Auen am "Green Belt"

Hauptursache für den Verlust an Biodiversität sind wir Menschen mit unseren – meist sehr unüberlegten – Eingriffen in die Natur. Shame on us. Neben Reduzierung der natürlichen Lebensräume sind auch Umweltverschmutzung, Übernutzung, invasive Arten und Klimawandel verantwortlich für die Misere.

Doch ohne den Erhalt der biologischen Vielfalt ist freilich auch das menschliche Wohlergehen massiv in Frage gestellt.

Kabeljau

Creative Commons

Man nehme als Beispiel die einst blühende Kabeljau-Fischerei in Neufundland, Kanada. Die fand 1992 ein jähes Ende, als am Beginn der Fischfang-Saison in diesem Jahr kein einziger Kabeljau auftauchte. Hauptursache dafür: Überfischung. 40.000 Menschen verloren durch dieses ökologische Disaster ihre Existenzgrundlage, die Fischbestände haben sich bis heute nicht erholt.

Variety Fair

Um den Blick auf den Schwund der biologischen Vielfalt zu richten, hat die UNO das Jahr 2010 zum "Internationalen Jahres der Biodiversität" erklärt. Und FM4 begibt sich zu diesem Anlass diese Woche auf Exkursion "into the wild":

Artificial Reef

Delaware Reef Program

Ein ausrangierter New Yorker U-Bahn Wagen wird Teil eines künstlichen Riffs

Wir fragen: Was sind die größten Bedrohungen für Biodiversität? Wie ist es um die heimische Biodiversität bestellt? Was muss getan werden, um den Verlust zu stoppen? And what can YOU do?

Weiters am Exkursionsprogramm: Der Green Belt – ein Naturgebiet, das sich im Schatten des Eisernen Vorhangs unversehens erholen konnte, Artificial Reefs vor der US-Westküste, geschaffen aus alten New Yorker U-Bahn-Wägen, und Retrogemüse – vergessene Gemüsesorten, die wieder im Kommen sind.