Erstellt am: 21. 3. 2010 - 12:15 Uhr
Stefan Sluptezky in der FM4 Bücherei
Die FM4-Bücherei ist keine herkömmliche Bücherei, in der man Bücher ausleiht, sondern eine, in der Bücher vorgestellt werden.
Der oder die BesucherIn der FM4 Bücherei stellt seine oder ihre drei Lieblingsbücher vor, bzw. Bücher, die man durchaus lesen sollte.
Diesmal zu Gast: Stefan Slupetzky
Stefan Slupetzky
1962 in Wien geboren, Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien, arbeitet als Illustrator, Kinderbuchautor, Schriftsteller, Krimiautor und Musiker. Schreibt jetzt vorwiegend für das Theater. Zahlreiche Preise, etwa Friedrich-Glauser-Preis 2005 für Der Fall des Lemming. Jurymitglied von Wortlaut 2010
Stefan Slupetzky hat Kinderbücher, Prosa und Theaterstücke geschrieben, er war als Illustrator sehr erfolgreich und macht auch Musik. Und er hat die Figur des Lemmings erfunden, die in mittlerweile vier Fällen in Wien erfolgreich ermittelt (Der Fall des Lemming, Lemmings Himmelfahrt, Das Schweigen des Lemming und Lemmings Zorn). Auf diese Krimis wird Stefan Sluptezky oft reduziert, was ihn nervt, aber es sei besser als auf gar nichts reduziert zu werden, lacht er.
Dennoch hat er netterweise für diese Bücherei nur Kriminalromane ausgewählt. Eines schickt er gleich vorweg: er habe mit Absicht drei Bücher gewählt, die nicht von zeitgenössischen österreichischen oder deutschen Autoren stammen - dafür kenne er zu viele, da wolle er niemanden bevorzugen und andere weglassen.
In der FM4-Bücherei erzählt er außerdem über die Veränderung von Kriminalliteratur, wie es zur Figur des Lemmings gekommen ist und ob jeder Krimi eine Leiche braucht. ("Ich hab's einmal probiert bei meinem dritten Kriminalroman. Da gab's zwar eine Leiche, aber das war nur ein Pinguin und insofern nach unserer Gesetzgebung Sachbeschädigung und kein Mord. Ich denke es ist mir damals auch gelungen, ich glaube, nein, ich glaube es muss keine Leiche geben.") Und er erklärt, wie Fiktion auf die Realität einwirken kann.
Bisher zu Gast in der FM4 Bücherei
Sibylle Berg
Francoise Cactus
Arno Geiger
Klaus Nüchtern
Christian Kracht
Kathrin Passig
Tilman Rammstedt
Sven Regener
Christiane Rösinger
Tex Rubinwitz
Rocko Schamoni
Stefan Slupetzky
Funny van Dannen
Franz Adrian Wenzl
Juli Zeh
radio fm4 bereuter
Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker
rororo
Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker, rororo.
"Der absolute Klassiker dieser drei Bücher ist für mich Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker. Ein Buch, das mich schon vor zwanzig, dreißig Jahren gepackt und gefesselt hat. Und ein Buch, das nach meiner Ansicht dazu angetan ist, diese Grenzen zwischen Hochliteratur und Kriminalliteratur völlig aufzuheben. Es ist ein hochliterarisches Buch. (…) Ich hab’s zum Glück in der Schule nicht lesen müssen, weil sonst hätte es mir vielleicht nicht so gut gefallen.
(…) Es geht um einen Kommissar, den Kommissar Bärlach, der glaube ich öfter bei Dürrenmatt auftaucht. Dieser Bärlach hat mit einem Jugendfreund vor langer, langer Zeit eine Wette abgeschlossen, dass dieser Freund vor seinen Augen Verbrechen begehen kann, ohne das Bärlach ihn "kriegt", zur Strecke bringen kann. Nun sind viele, viele Jahre vergangen und bislang ist es ihm auch wirklich nicht gelungen, diesen ehemaligen Freund zu fassen. Und jetzt stellt er ihm eine Falle, die unglaublich ausgeklügelt ist. Eine Falle, die ihn gleichzeitig die Gefilde der Moral verlassen lässt – er wird eigentlich in dieser Falle zum Verbrecher, zumindest aus moralischer Sicht. Das ist das für mich Faszinierende an diesem Buch.
Eigentlich ein Buch, das man nicht unbedingt mit einem Krimi assoziieren würde. Aber es hat alles. Es geht um Mord, es geht um Verbrechen, es geht um Aufklärung und das Fantastische ist, dass eben dieses unglaublich langweilige Schwarz-Weiß-Spiel zwischen Gut und Böse nicht mehr in dem Sinn stattfindet, sondern umgedreht wird."
Fred Vargas: Fliehe weit und schnell
Aufbau-Verlag
Fred Vargas: Fliehe weit und schnell, Aufbau Verlag.
Es geht um einen Ausrufer in Paris. Ein Ausrufer, der eine ganz alte und längst ausgestorbene Profession ausübt: Er stellt sich an eine Straßenecke und ruft zweimal am Tag die Neuigkeiten aus. Und es geht um den Verdacht, dass die Pest wieder in Paris Einzug hält. Es ist aber wohlgemerkt ein Buch, das in der Jetzt-Zeit spielt.
Das ist vielleicht auch eine Lust am überkommenen Alten, dass die Leute auch wirklich dahin pilgern und sich das anhören. Ich mag und kann jetzt inhaltlich nicht allzu viel über dieses Buch sagen, aber es ist eines der wenigen Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe, bei deren Lektüre ich vergessen habe, rechtzeitig aus der Straßenbahn auszusteigen. Es gibt so ein paar Bücher, da freue ich mich den ganzen Tag darauf, sie wieder aufzuschlagen und weiter zu lesen.
Es ist ein fantastischer Stil, es hält einen einfach in Atem.
Nury Vittachi: Der Fengshui-Detektiv
Unionsverlag
Nury Vittachi: Der Fengshui-Detektiv. Unionsverlag.
Es geht um einen mürrischen chinesischen Fengshui-Meister, (…) der gerät immer wieder in kleine oder größere Kriminalfälle hinein. Das Buch besteht aus Kurzgeschichten, ist also kein durchgehender Roman. Lauter kleine Fälle.
Was mir wahnsinnig gut gefallen hat, ist, dass es ein bisschen etwas Sherlock Holmes-artiges hat. Aufgrund seines Wissens über räumliche Gegebenheiten und Energieströmungen, kommt er dann wirklich immer auf kleine Hinweise drauf, die ihm bei der Lösung des Falles helfen. Es ist ein sehr humorvolles Buch. Und spielt auch in der Gegenwart in Singapur.
Stefan Sluptezky liest
- 22. März 2010, 19.30 Uhr, Bibliothek Lannach
- 23. März 2010, 19.00 Uhr, Stadtbücherei Gleisdorf
- 24. März 2010, 19.30 Uhr, Bibliothek Weiz
- 25. März 2010, 19.30 Uhr, Bibliothek Hitzendorf
Die FM4 Bücherei mit Stefan Slupetzky gibt es am Sonntag, 21. März 2010, in FM4 Connected (13-17 Uhr) zu hören.