Erstellt am: 16. 2. 2010 - 12:33 Uhr
Ein bisschen mehr Herz
Dienstag Früh. Mein Kopf tut weh. Wenn es möglich wäre, Brandblasen im Gehirn zu haben, würde es sich wohl so ähnlich anfühlen.
An die Fotos, die auf meiner Kamera drauf sind, erinnert sich nur mehr meine Kamera.
Schaut aber so aus, als wär das gestern extrem super gewesen am FM4 Überraschungskonzert mit Enno Bunger im Theater an der Gumpendorferstraße in Wien. Schau einmal:
radio fm4 / arthur einöder
Überraschungen, die was schon und schön waren
- zum Nachlesen
- im Archiv (vor 2009)
- und natürlich überhaupt alle Infos und Registrierung zu den Überraschungskonzerten
Ein bisschen mehr Herz
Das mit den Kopfschmerzen ist übrigens ganz allein meine Schuld. Enno Bunger kann da nämlich gar nichts dafür.
Enno Bunger - den hab ich noch vor einer Woche nicht einmal mit Namen gekannt. Das wird allerdings den meisten so gehen. Weil Enno Bungers erstes Album ja auch erst in ein paar Tagen erscheint. Enno Bunger - das ist einerseits der Name des Sängers der Band, andererseits auch der Name der Band, was die Sache jetzt auch nicht unbedingt einfacher macht.
radio fm4 / arthur einöder
Sympathie
Enno Bunger (der Typ) ist sehr sympathisch. Warum Leute, wenn sie über Bands schreiben, immer hervorheben müssen, dass sie sympathisch wären, ist mir ein Rätsel. Noch dazu, findet der eine vielleicht auf der Bühne kotzende Hells Angels Dropouts mit kahlgeschorenem tätowierten Kopf, deren Hausfledermaus nach ihrer Mutter benannt ist, höchst sympathisch. Andere vielleicht Yvonne Catterfeld.
Enno Bunger ist was dazwischen. Bei seinen Bühnenansagen am Piano (das eigentlich ein Keyboard ist, aber als Teil der so genannten Medien mach ich bei diesem Schwindel einmal mit) erzählt er interessante Dinge. Zum Beispiel von der Leerer Schule, auf die er gegangen ist.
Also: Leerer, nicht wie die Typen, die dir an der Schule was beibringen wollen. Eher Leer, so wie Leer, die Metropole Ostfrieslands. Sympathisch war mir dann, wie er begonnen hat, von dem großen Sänger und Songwriter der Stadt zu schwärmen. Von demjenigen unglaublich talentierten Musiker, von dem er stolz sagen kann: ich bin aus der gleichen Stadt wie der. Textlich, musikalisch, einfach alles, super Vorbild.
Bam, da war ich aber gespannt. Das muss ein Supertyp sein, und während ich mir überlege, wer denn so ein großes Vorbild sein könnte (Regener ist aus der Nähe von Bremen, die Hamburger Schule fällt auch aus, Grönemeyer ist Bochum, und Lindenberg findet niemand ernsthaft gut....), stimmt er nach theatralischem Klassik-Schwulst-Piano-Intro schon auch den Song an: Hyper Hyper.
arthur einöder / radio fm4
Piano. Schlagzeug. Bass.
Find ich jetzt doch recht sympathisch, den unterschätzten Songwriter HP Baxxter zu rehabilitieren. Weniger sympathisch allerdings, dass er dann ausplaudert, dass sie dieselbe Schule besucht haben (Leerer Schule) und dass Hans Peter einst wegen Fünfern in Englisch (!) und Musik (!!) ein Jahr wiederholen musste. Aber Enno, diesem kessen Blondschopf, kann man das ja leicht als Lausbubenhaftigkeit nachsehen. Oder so.
Aber nicht nur die drei Bungers sind sehr super, sondern auch das TAG (Theater an der Gumpendorfer Straße) als Location. Es war ein bisschen so, als könntest du der Band bei einem Jam im Proberaum hautnah zuschauen. Hautnah ist nicht einmal übertrieben: die Sessel waren im Kreis rund um die Band, und wenn du einen Platz hinterm Schlagzeuger erwischt hast, hast du aufpassen müssen, dass er dich nicht beim Ausholen mit einem Drumstick erschlägt. Noch dazu, wo wir dann erfahren haben, dass er auch gern mit Vorschlaghämmern am Bau hantiert. Nebenberuflich.
arthur einöder / radio fm4
Ab 19. Februar auch auf CD und so.
Welchen der pianounterstützten Songs wir wohl im Radio in nächster Zeit am häufigsten zu hören kriegen, kann ich noch nicht so recht vorhersagen. Enno Bunger, das ist so etwas wie eine Konzert- oder Albumband. Das Gefühl für die einmal recht nachdenklichen, dann wieder erfrischend aufputschenden Popsongs bekommst du wahrscheinlich erst nach drei bis vier Songs. Insofern lohnt sich für alle die das Überraschungskonzert verpasst haben das mit dem Album Ein bisschen mehr Herz vermutlich echt.
radio FM4/arthur einöder
Die Aftershowparty im Foyer des Theaters hat dann einen Vorgeschmack auf 2012 gegeben. Indiepopclown Albert Farkas strippt, wildfremde Menschen machen Zungenwettbewerbe miteinander und auf den Verstärkern türmt sich Gewand, das scheinbar keiner mehr braucht.
arthur einöder / radio fm4