Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Hier kommt die Kaltfront!"

Alexandra Augustin

West Coast, wahnwitzige Künste und berauschende Erlebnisse. Steht mit der FM4 Morningshow auf.

23. 1. 2010 - 18:08

Hier kommt die Kaltfront!

Das FM4 Geburtstagsfest! Mit den Blood Red Shoes, Get Well Soon, den Sternen, Mono & Nikitaman und Bauchklang. Es ist vor allem eines: Kalt, kalt, kalt!!

Überall scheppert es, Backstage wuseln die Menschen umher, allgemein herrscht ein Zustand wie zur babylonischen Sprachverwirrung. Menschen schleppen Kisten umher, Bands ihr Equipment, Technik wird aufgebaut. Es ist wieder einmal Zeit das wohl schönste, aber auch nervenaufreibenste Fest des Jahres zu feiern. Happy Birthday, FM4!

16:18 Draußen in der Kälte

Die Sterne sind schon am frühen Nachmittag da, die ersten Töne, dir mir entgegengeschmettert werden, sind aus "Aber andererseits":

"Ich bin am Ende, ich bin am Ende", singt Frank Spilker. Na wer wird denn hier gleich aufgeben. Auch wenn die Kälte uns zugegebenermaßen im Griff hat. Und auch Get Well Soon entfleucht beim Soundcheck nur ein lautes, qualvoll ins Mirkophon gejaultes "Es ist soooo KALT!" Gefühlte -25 Grad, Windchill noch nicht einberechnet. Doch schon der Soundcheck von Get Well Soon legt sich wie eine wärmende Decke über unsere Gemüter und spendet sanften Trost.

FM4/ Alexandra Augustin

Wenn man genau hinschaut, kann man auf diesem Bild Menschen erkennen! Doch der Schein trügt: So leer ist's nimmer lang. Denn gleich werden Hunderte Menschen hereinströmen und stehen, wo jetzt noch Ruhe und Frieden herrscht!
Get well soon

fm4 / alexandra augustin

Get Well Soon sind dick eingepackt. Wahrscheinlich werden sie später im Skianzug spielen.
Running Order

fm4 / alexandra augustin

So schaut's aus!

18:05 Open Air Stage

Die Blood Red Shoes treiben sich Backstage umher. Vor zwei Jahren haben sie in der großen Halle der Arena beim Geburtstagsfest das Schlusslicht gebildet. Diesmal sind sie der Eröffnungsact der Open Air Stage und eigentlich sollten sie um 18 Uhr auf der Bühne stehen. Doch Kollegin Susi Ondrusova verrät mir im Vorbeigehen, dass die beiden gerade versucht haben mit Two Door Cinema Club, die um 1 Uhr in der großen Halle spielen, Slot zu tauschen. Doch kurz nach 18 Uhr höre ich dann doch Gitarrenklänge aus der Ferne. Also schnell hin zu Bühne!

18.13 Blood Red Shoes

Tatsächlich, Laura-Mary Carter und Steven Ansell stehen auf der Bühne. Fast ohne Kleider am Leib, ziemlich mutig. Und der Platz vor der Open Air Stage ist bereits recht gut gefüllt. Gleich nach der Begrüßung folgt auch der Hinweis, man möge es ihnen verzeihen, falls der Sound ausfallen würde. Was keineswegs an den beiden liegt, sondern an der Tatsache, dass genau das beim Soundcheck des öfteren passiert ist. Denn die Technik, die war eingefroren. Aber solange das die Finger nicht sind, ist alles gut.

blood red shoes

Florian Wieser

Die Blood Red Shoes. Man muss sich nur vorstellen, es sei kein Kältenebel, sondern Kondenswasser.

Und beim Konzert ist den beiden das Glück hold: Keine Spur von derartigen technischen Firlefanz-Problemen, wissen die Blood Red Shoes doch viel zu gut, wie man Druck aufbaut und ein großartiges, treibendes Set darbietet. Schon vor zwei Jahren war es mir ein großes Rätsel, wie es nur ZWEI Menschen schaffen, ein derartig wahnsinniges Feuerwerk, einen deratigen Rock'n'Roll-Rausch zu produzieren. Eine Musik, die ich lange vermissen musste, ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass mir diese Energie wieder einmal irgendwo begegnen könnte.

Derartig herausgesprudelte Texte und Akkordfolgen, ein Schlagzeug so schnell, dass man den Händen kaum folgen kann. So wie heute auch. Trotz kanadischen Temperaturen. Es gilt ein neues Album vorzustellen, "Fire Like This" nennt sich das gute Stück, das am 26. Februar veröffentlicht wird. Und die Blood Red Shoes werden immer und immer besser. Noch dynamischer, noch treibender, noch intensiver, noch verstörender. Das ist eine Liebe, die könnte fürs Leben halten.

Florian Wieser

Die Blood Red Shoes verabschieden sich nach einer guten Stunde Wahnsinn. Der nun weiter geht bei Get Well Soon.

19:04 "We Are Free"

"Ich werde heute des öfteren schreien, weil es wehtut, weil es weh tut Gitarre zu spielen. Aber das tut Herumstehen auch. Und übrigens, ich habe das letzte Mal lange Unterhosen getragen, als ich sieben Jahre alt war. Aber für euch tu ich's heute gern wieder",

meint Konstantin Gropper, als er mit seiner Band die Bühne betritt und Get Well Soon mit dem ersten Stück "Sineca Silence" vom gestern erschienen neuen Album "Vexations" ihr Konzert eröffnen. So gesehen wird heute doppelt gefeiert. Nicht nur der FM4 Geburtstag, auch die neue Scheibe eben. Wir haben Bier und Torte mitgebracht. Get Well Soon ihre großartige Musik.

Get well soon

Florian Wieser

Schon alle da, bei Get Well Soon
Get Well Soon

Florian Wieser

Konstantin Gropper von Get Well Soon

Florian Wieser

Get Well Soon und ihren Song zum Sonntag hat Boris Jordan schon sehr gut betrachtet. Andreas Gstettner hat auch schon einen Blick in das neue Album "Vexations" geworfen".

Und es ist ein Konzert, das einem auch augenblicklich in seinen Bann zieht. Vielleicht deshalb, weil man Get Well Soon nicht sehen und erleben kann, ohne dass sie etwas in einem auslösen.

Ich erinnere mich an ihr Konzert vor über einem Jahr in Hamburg, der einzige Tag in meinem Leben, an dem ich das Wetter noch kälter empfunden habe als heute. Außen wie in mir drinnen. Und ich erinnere mich, als ich damals in den Konzertsaal kam und mich Get Well Soon mit ihren Stücken wortwörtlich in die Wärme geleitet haben. Es ist schwierig, diese Musik und was sie auslösen kann, in Worte zu fassen. Diese sanfte Düsternis, die etwas abgrundtief Magisches hat. Und diese kleinen Spuren an Optimismus, die immer wieder dazwischen in Form von Glockenspiel, Pauken und Trompeten hervorblitzen. Auch wenn man alles verloren hat. Oder eben auch genau dann, weil man seine Freiheit wieder hat.

"You're only free if you can give up the things you love at any moment, that's the price to pay"

Das einzige, das man nicht verlieren sollte, ist die Hoffung. Und den Glauben. Dann ist es gut.

Publikum

Alexandra Augustin

Glaube, Liebe, Hoffnung bei Get Well Soon

20:16 Utopien und Gurken und Sterne

Wem kurz nach dem Konzert der Hamburg-Entzug droht, der darf getrost den Hafenjungen besuchen.

Es geht Schlag auf Schlag. Die Sterne sind dran und beginnen mit einem neuen Stück von ihrem großartigen, neuen Album 24/7: "Wie ein Schwein". Zeit die Tastatur wieder zu verlassen und die Hamburger zu besuchen.

Frank Spilker ist der wahrscheinlich beste Tänzer der Welt. Nebenbei haben die Sterne in den vergangenen 18 Jahren ein paar der wohl besten und tanzbarsten Lieder geschrieben. Eine todsichere Mischung, wenn es darum geht, die richtige Band für einen richtig guten Abend zu finden. Die Arena ist auch schon knackevoll, als die Sterne die Bühne betreten und sogleich mit zwei neue Songs von ihrer neuen Platte 24/7 beginnen.

Die Sterne

Florian Wieser

Die Sterne
Frank Spilker von den Sternen

Florian Wieser

Frank Spilker
Happy Menschen bei den Sternen

Florian Wieser

Fröhliche Menschen bei den fröhlichen Sternen

Das Publikum kommt leider nur zögerlich in die Gänge, aber das ist auch kein Wunder, denn die neue Platte erscheint ja auch erst am 22. Februar. Da müssen sich die Fans noch ein wenig gedulden, bis sie sich das neue Werk einverleiben können und - da mach ich mir keine Sorgen - dann die neuen Songs genauso gut wie die alten mitjaulen können.

"Doch für Leute, die vor 10 Jahren noch nicht laufen konnten, spielen wir jetzt alte Hits! Alte Hits für alte Säcke", meinen die Sterne scherzhaft. Und tatsächlich, sogleich wird uns der Universal Tellerwäscher serviert und auch sonst bleiben keine Wünsche für Sternefans offen:

Das neue Album der Sterne, 24/7, erscheint am 22. Februar.

"Was hat dich bloß so ruiniert?", "Trrrmmer", ganz groß auch (die noch eher neuere) Nummer "Nach Fest kommt Lose".

Da vergisst man augenblicklich alles, stellt sich vor, man wäre in einer schön versifften Hamburger Bar mit schicker Fototapete, und die Sterne würden jetzt nicht vor ein paar Tausend, sondern nur vor einer Handvoll Menschen stehen.

"Tanz den Burnout, Tanz das Syndrom", fordern uns die Sterne bei ihrem neuen Song Depressionen aus der Hölle auf. Aber gerne doch! Und für alle, die nicht hier beim Geburtstagsfest dabei sein können, haben wir hier ein Video, das wir vergangenen Sommer gedreht haben! Als die Sterne zu Gast auf der FM4 Bühne am Wiener Donauinselfest waren. Mehr vom heutigen Sterne Konzert gibt es nächste Woche!

21:25 Von Osten bis Westen

"Es ist schön, wenn Menschen zusammenkommen, egal, woher sie kommen. Wir bringen Osten und Westen zusammen", ertönt es lautstark auf der Bühne, als Mono & Nikitaman mit "Von Osten bis Westen" loslegen. Um wieder einmal zu beweisen, dass sie völlig zurecht als einer der besten Reggae-Dancehall Acts aus Österreichs gelten. Obwohl das ja nicht mehr so ganz stimmt, weil der Wohnsitz aus praktischen Gründen vor einiger Zeit schon nach Berlin verlegt worden ist.

Mono & Nikitaman

Florian Wieser

Mono & Nikitaman

Händeklatschen, wildes Herumhüpfen und Herumkugeln, eine ordentliche Portion Jamaika-Feeling, gepaart mit Balkanbeat von Russkaja, die ja auch schon mit Mono & Nikitaman im Studio standen. Bewegung ist eben gut, vor allem wenn es nach oben geht!

Und Mono & Nikitaman erinnern uns aber auch noch an das, was sonst noch wichtig ist. Nämlich, dass es hier am FM4 Geburtstagsfest nicht nur darum geht den Sender zu feiern, sondern vor allem euch, liebe Hörerinnen und Hörer! Ihr macht den Radiosender und ihr macht die Musik.
"Weil IHR zuhört"!

nikitaman vor publikum

Florian Wieser

Mono & Nikitaman

Eigentlich pausieren Mono & Nikitaman im Moment, denn ein neues Album steht an. Und dafür geht es nun ab nach Jamaika, um in Kingston wieder möglichst viele Reggae-KünstlerInnen ins Studio zusammen zu trommeln. Man darf auf jeden Fall gespannt sein! Jedenfalls ist es keine leichte Aufgabe für Bauchklang diese Stimmung, die bei Mono und Nikitaman herrscht, zu toppen.

Menschen

Florian Wieser

Menschen am FM4 Fest

Florian Wieser

22:47 "Füzpappn"

Die Instrumente und sämtliche Nippes sind weggekarrt und auf der leeren Bühne haben sich Andreas, Gerald, Christian, Alex und Philipp von Bauchklang versammelt. Und neben mir steht ein sichtlich beeindruckter Frank Spilker, der seine Beinchen nun nicht zu eigenen Sterne-Klängen schüttelt, sondern zu denen von Bauchklang.

Bauchklang im Interview mit Esther Csapo und Dave Dempsey

FM4/Alexandra Augustin

2 von 5 Bäuchen im Interview mit Esther Csapo und Dave Dempsey...

Ist das ein Sturm? Man hört schon das Getose, fällt mir dazu ein und es ist für mich tatsächlich immer wieder aufs Neue faszinierend, wie Bauchklang es schaffen, mit ihren Performances so viel Energie aufzubauen und das Publikum in ihren Bann zu ziehen.

Bauchklang

Florian Wieser

...und auf der Bühne

Man kann sich dem Spektakel nicht entziehen, nach ein paar Augenblicken befindet man sich einfach inmitten eines wahnwitzigen Beatbox-Rausches. Und nein, es geht hier natürlich nicht nur um gezielte, zur Perfektion trainierte Körperbeherrschung, da muss ich
Kollegin Nina Hofer durchaus recht geben. Es geht auch um die Texte und was Bauchklang zu sagen haben. Wir finden Gefallen an einer ganz besonderen Textzeile, die sich immer wieder wiederholt. "Füzpappn", glauben Eva Brunner, Frau Hofer und ich zumindest zu verstehen. Naja, fast richtig.

23:39 Das Tortenmassaker

Unvergessen natürlich: Das Finale im letzten Jahr.
Denn Deichkind und ihre Polster-Tortenschlacht werden unbestritten in die Annalen der FM4 Geburtstagsfeste eingehen. (Bitte in der verlinkten Geschichte runter zu "Weitere Videos vom FM4 Geburtstagsfest" scrollen, das erste anklicken und lachen!).

Heuer dafür das genaue Gegenteil: Keine Riesentrampoline und Wodkaduschen, dafür viel Platz zum Polonaise tanzen, zum Beatbox-Happy Birthday von Bauchklang:

Bolonese

Florian Wieser

Torte

Florian Wieser

Zeit für den Tortenanschnitt!
Torte!

Florian Wieser

Zeit für's Tortenmassaker!!
Zeit für die Torte

Florian Wieser

Her mit den fetten Stücken!!!

Die Kalorien wollen schnell ins Blut gelangen, bittesehr, denn vorbei ist's noch lange nicht. Ab in die Halle, wo der Two Doors Cinema Club und Something à la Mode schon warten. In diesem Sinne:

Happy Birthday liebe HörerInnen und Hörer und Danke an euch alle, die ihr heute dabei gewesen seid!