Erstellt am: 21. 1. 2010 - 22:27 Uhr
Afrika-Cup-Log, 14. Abschiede.
Africa Cup Log
- Alle Einträge gibt's unter fm4.orf.at/africacup
Und hier noch die Infos zum Spieltag.
Wegen all dem hab' ich vom Handball-EM-Spiel zwischen Österreich und Island nur die Schluss-Phase gesehen. Aber die war spannend genug - und brachte den ersten EM-Punkt der (Hallen-Handball)-Geschichte.
Letztlich sagt es der Endstand in dieser Gruppe:
1. Zambia 4 Punkte, Tordifferenz 5:5
2. Kamerun 4 Punkte, Tordifferenz 5:5
3. Gabun 4 Punkte, Tordifferenz 2:2
4. Tunesien 3 Punkte, Tordifferenz 3:3
Diese vier Mannschaften waren so ziemlich gleichwertig. Tunesien geht ungeschlagen aus dem Turnier: drei Antritte, drei Remis. Normalerweise qualifiziert sich Italien mit sowas für die KO-Runde und wird dann auch noch Champion.
Der Aufsteiger ins Viertelfinale des Afrika-Cup wurde aus den 3 Spielen der drei punktegleichen Teams dieser Gruppe ermittelt: jeder hatte eine seiner zwei Partien gewonnen und die andere verloren, also zählte da die Tordifferenz.
1. Zambia 4:4
2. Kamerun 3:3
3. Gabun 2:2.
Enger geht's also nicht.
Und ja, ich hätte lieber weiter die junge tunesische Mannschaft und das Überraschungs-Team des nächsten Ausrichters im Viertelfinale gesehen als die laschen Algerier und auch die noch erschreckend unrund laufenden Nigerianer.
Konstruierte Geschichtsschreibung
Aber so ist das eben mit Auslosungen und zufälligen Ballungen von Teams, die aktuell besser in Form sind als andere. Meist allerdings deckt die KO-Phase diese Erkenntnisse dann aber zu - man tendiert zur Verdrängung, lässt es zu, dass die von den Medien konstruierte Geschichtsschreibung der Sieger die eigene Meinung überlagert.
Letztlich ist es aber auch in der Knaller-Gruppe D so, dass sich (ums Arschlecken) die Erfahrung durchgesetzt hat. Und das ging auf Kosten der Neuen und der Jungen.
Alain Giresse hat die bislang nicht wirklich auffälligen Spieler des Gabun zu einer erstaunlichen Einheit geformt. Ein Team ohne echte Stars war imstande, gegen drei ordentliche Kaliber mitzuhalten, ja sogar den größten davon (Kamerun) zu besiegen. Das war Klasse. Und Spieler wie Kapitän Cousin und Tormann Ovono haben sich massiv in meine Wahrnehmung gespielt.
Esperance
Das gilt auch für die runderneuerte tunesische Mannschaft. Die spielte die letzten zehn, zwölf Jahre letztlich mit dem immer selben Stamm. Und nur noch der einstmals Jüngste, Haggui von Hannover, ist noch dabei.
Die neue Mannschaft kommt aus der starken tunesischen Liga, von vergleichsweise reichen und erfolgreichen Vereinen wie Etoile Sahel, Esperance, Sfaxien oder Club Africain. Mikari und Jemaa spielen in Frankreich, Ragued bei Slavia Prag und Chermiti in Saudi-Arabien. Der junge Felhi (aktuell nicht fit) ist bei 1860 München Leistungsträger, ich schätze da werden nach diesem Turnier einige neue Legionäre dazukommen, Dhaouadhi, Darragi oder Nafkha wären Kandidaten.
Den möglichen Aufstieg verspielten die heute abend gegen Kamerun gleich zweimal in Führung gehenden Tunesier wieder in der Schlussphase. Wo sie schon in den beiden ersten Spielen nicht zusetzen konnten, versagten ihnen diesmal die Nerven: In der letzten Viertelstunde ließ man sich von Gegner und Spielverlauf zu sehr vom Chancen-Herausspielen abhalten, Diszplinlosigkeiten (wie die überflüssige rote Karte gegen Jemal) inklusive.
Noch schwerfällige Großmacht
Ein weiteres Tor von ihnen und Kamerun, die fußballerische Großmacht, wäre weg gewesen; und hätte sich nicht beschweren dürfen. Schwach gegen Gabun, solala und ein wenig glücklich gegen Zambia und dann noch eine schlechte 1. Halbzeit gegen Tunesien. Auch die zweite war kein Heuler, reichte aber um sich durchzusetzen.
Der Grund für die Kiefelei liegt womöglich in der systemischen Starre von Trainer Paul LeGuen, und weniger an seinem ständig mürrischen Gesicht, wie das die Eurosport-Kommentatoren vermuten (die da einen Gegensatz zur lebensfrohen Spielweise Kameruns sehen; das klingt mir ein wenig zu natavistisch).
LeGuen hat sein 4-3-3 nur einmal, in allerhöchster Not im 2. Spiel auf ein 4-2-4 umgestellt, und das, obwohl er offensichtliche Schwierigkeiten hat, die Positionen in diesem System gut zu besetzen.
Auf der Position des linken Manns im Dreier-Mittelfeld waren im Verlauf von drei Spielen 5 Leute zu sehen - das ist, mit Verlaub, lächerlich. Die Mannschaft ununterbrochen durchzumischen ist dann okay, wenn sich irgendwann irgendwo ein Grundstock ergibt - aber das ist Le Guen in keiner Formation gelungen.
Und dann gelten für einflussreiche Altstars natürlich auch eigene Gesetze: Obwohl Rigobert Song deutlich abgebaut hat und dann auch noch verletzt war, wurde er eingesetzt.
Zur Strafe muss man jetzt gegen Ägypten ran. Das ist für Kamerun mehr als gut: Nur anhand eines solchen Gegners kann man sich aus diesem internen Schlamassel rausziehen; oder eben untergehen (was gegen den Titelverteidiger auch keine Schande ist).
Zambia ist Österreich
Zambia habe ich heute nicht, oder nur in unzureichenden Ausschnitten gesehen. Das, was bisher von dieser Mannschaft zu sehen war, hat aber durchaus überzeugt. Und das ist nicht zum erstenmal so: Dieses Team ist über jetzt schon einige Jahre gewachsen und verfügt über einen Stamm von Akteuren, die sich für ihr Nationalteam schier zerreißen.
Dass sie das mit wechselnden Erfolgen tun und ihnen dabei immer wieder die Kollegen Unglück und Missgeschmick zur Seite stehen, macht sie zu so etwas wie den Finnen, Ungarn oder Österreichern ihres Bereichs: immer knapp daneben, ein wenig von Traurigkeit umflort, aber von einer Stehaufmanderl-Natur.
Dass sie sich jetzt im Viertelfinale mit den aktuell hiochwackeligen Nigerianern messen müssen, ist natürlich fatal: Eigentlich würde es Zambia wieder einmal mehr als verdienen unter die letzten Vier zu kommen, andererseits sind sie in diesem Zustand genau der Gegner, die möglicherweise die nur versteckte nigerianische Klasse wieder rauskitzelt.
Schön sie weiterzusehen ist es allemal. Und schade um die anderen zwei. Aber das hab ich jetzt schon oft genug gesagt.