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Susi Ondrušová

Preview / Review

4. 1. 2010 - 13:54

Blood Red Shoes

Das Duo aus Brighton hat das zweite Album fertiggestellt: ein schriftlicher Vorgeschmack auf "Fire Like This"

Blood Red Shoes spielen am 23.Jänner 2010 live am FM4 Geburtstagsfest in der Arena Wien.

"Fire Like This" (V2) erscheint am 1.März 2010.

Es war eine kleine Sensation, dieses "Box Of Secrets", das Album, das die Blood Red Shoes 2008 in Welt gespuckt haben. Ein Feuerwerk an schnellen Sprüchen und flotten Akkorden. Mit nur vier Händen und zwei Drumfüßen auf die Landkarte des Punk getrommelt. Ihr Referenzsystem wie ein Periodensystem offengelegt: Babes In Toyland, Hole, L-7, Nirvana samt Smiley oben drauf. All die Guten und die Wichtigen. Sie sind auf "Box Of Secrets" nicht und nicht gescheitert, vielleicht, weil sie sich in dieses pseudo-angeberische "Wir machen was Neues draus!" gar nicht erst hineingeredet haben. Sie haben einfach nur gemacht.

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Hier gibt's das komplette Lineup (mit Get Well Soon, Blood Red Shoes, Die Sterne uvm.) und alle Infos zum FM4 Geburtstagsfest am 23. Jänner in der Wiener Arena.

"Say Something Say Anything" haben sie gemeint oder "Find a reason why, find a reason why - low low low!" und natürlich "I wish I was someone better", der Hit. Vokaler Schlagabtausch. Ein Entkommen war nicht mehr drinnen, nur noch stetig steigernde Identifikation mit Themen, die jahrzehntelang gleich bleiben: Entfremdung, Verwirrung, Angst und die dazugehörige Befreiung im Akkordanschlag und Schweißausbruch.

Es folgte also die übliche Feldforschungsmission: Einmal übermüdet vom B72-Balkon aus der Lethargie gerissen, einmal überarbeitet in der Arena-Halle in den Feierabend entlassen, einmal Sonnenstich beim FM4-Frequency, dann einmal Ohrenbetäubung in der Ottakringer Brauerei und das letzte Mal auf quasi heimischem ATP-Bühnenboden den Vorgeschmack auf das neue Material genossen. Und wie.
"Fire Like This" heißt das Anfang März erscheinende zweite Album von Laura-Mary Carter und Steven Ansell. Der erste Vorbote wird schon seit einigen Wochen auf Pixelreise durchs Internet geschickt und nennt sich "Colours Fade". Beim ersten Hinhören scheint das Blood Red Shoes Universum unverändert, bis auf die epische Länge natürlich, ein schwerwiegendes Solo und ein sich im Kreis drehendes Ha-ah-ah-ah, aus dem Hinterhalt schleicht das Mantra "colours fade, colours fade" hervor.

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"Fire Like This" ist beim ersten Hinhören dramatisch wie eh und je: "Don't Ask" ("the reasons why. started on two feet, landed on the knees, looks like that you've got more to le-e-earn") legt die taktangebende Startposition als Opener fest.

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Mit "When We Wake" kommt der erste Gegencheck, um welche Band es sich da handelt, hier werden überraschend sanfte Töne angeschlagen, eine stille Warterei und in sich fallende Teile besungen, die vom Tambourin und Schenkelklopfern zart aber bestimmt umarmt werden. Auf Track Nummer sieben, "Heartsink"“, werden Großraumbühnen-Effekte ausgepackt, hier galoppieren die Blood Red Shoes in den endgültigen Wahnsinn. Zum Abschluss muss noch dieses "Colours Fade" verdaut werden. Ein bescheidenes Sturm&Drang-Statement einer Band, die sich noch lange nicht ausgesprochen und ihre Jugend, Frische, ihre Besessenheit, ihren Lebenswahn noch lange nicht zu Ende erforscht hat. Es gibt keinen Grund, nicht in die offenen Arme dieser beiden Grunge-Exzorzisten zu fallen.