Erstellt am: 27. 11. 2009 - 13:58 Uhr
Something For The Weekend
Alle Termine und so in der Übersicht: http://termine.orf.at/fm4
Wir leben in einer komplizierten Welt. 90 Prozent des weltweiten E-Mail-Verkehrs ist Spam. Wir sind gezwungen, jeden verdammten Menschen dieser Welt über 6,66 Ecken zu kennen. Überall warten Hütchenspieler, Profi-Ganoven, Kreditkartenbetrüger, Nichtenverschlepper, Geldschnorrer, Rauschgiftverkäufer und Tagediebe nur darauf, uns eins auf die Mütze zu geben. Wir sind verloren.
Und du fragst dich ganz bestimmt:
Nachtrag zu letzter Woche: C. erzählt, Rammstein waren nach dem Konzert im Club Pi. Also doch noch eine Aftershow-Party!
Wem kann ich heute noch vertrauen? Wer ist gut und wer ist böse? Wie kann ich in dieser schwierigen Welt noch einen Überblick behalten? Und wie kann ich mir alle meine Passwörter merken? Ist der Typ an der Bar tatsächlich pädophil oder trägt er nur total ironisch weiße Socken, eine Hornbrille und orthopädische Schuhe? Ist Fiona Swarovski in Wirklichkeit 20 und ziemlich verbraucht, oder ist sie 97 und hat einen phänomenalen Chirurgen? Ist Lady Gaga in Wahrheit ein Mann und versuchen die so genannten Medien das bloß zu vertuschen? Warum wollen HipHopper skinny jeans tragen? Und was hat es mit dem Fupa-Trend auf sich?
Nachtrag zu vor einem halben Jahr: Der Nino aus Wien und die Neigungsgruppe Sex, Gewalt und Gute Laune haben meinen Traum wahr gemacht und spielen jetzt tatsächlich Konzerte zusammen!
Was hat noch Bestand, wenn wir Bourdieu überwunden haben und es kein jung und kein alt, keine(n) Frau und keine(n) Mann, kein reich und kein arm gibt?
Eigentlich nur mehr eins: die Unterscheidung in Drinnis und Draußis.
Mir persönlich sind Draußis eher suspekt. Draußen: das ist der Ort des Grauens. Draußen sind gefräßige Wespen die dich via Mundhöhlenstich ins Krankenhaus bringen wollen. Draußen sind Riesenameisen, deren einziger Lebenszweck es ist, dir bei so grindigen Beschäftigungen wie Picknicken, Indersonneliegen und Rollschuhfahren in die Arschritze zu kriechen. Draußen gibt es keine Klimaanlagen und nur selten eine Wasserleitung oder ein WC. Kurzum: draußen ist die Hölle.
Jetzt, wo die segensreiche Jahreszeit (formally known as Winter) über uns herfällt, ist es draußen leider nur vordergründig besser. Draußen verkleidet sich nur, will dich verführen und versuchen. Will dir dein schönes Drinnen versauen. "Uuuuh, heute ist es soooo kalt", säuselt dir das Draußen in der Früh, wenn es noch dunkel und nebelig ist, ins Ohr, "zieh dir was Waaarmes an".
Aber: Wenn du das machst, bist du verloren. Winterjacken und Daunenmäntel sind Komplizen des Draußen. Einmal bist du in der Früh unachtsam, und schwupps, kommst du als geruchlicher Sandler in die Arbeit oder in die Schule, weil du in der vollgestopften U-Bahn deine ganze letztnächtliche Sauftour rausgeschwitzt hast. Erleidest im (ganz bestimmt ebenfalls von den dunklen Mächten des Draußen erfundenen) Menschenauflauf namens Weihnachtseinkauf den Erstickungstod.
Dann setzt das Draußen noch eins drauf und erfindet so idiotischen White Trash Schabernack wie Punschtrinken (ich hab gehört: westlich von Hütteldorf sagt man Aprés Ski oder so ähnlich dazu). Das noch einmal eine Spur vertrotteltere Äquivalent zur Festivalsaison im Sommer. Weil, während sie auf Musikfestivals wenigstens ab und zu eine Band spielen, oder einen DJ auflegen lassen, um dich von deiner Umgebung, einer ekelhaft stinkenden Masse an halbnackten Leibern, abzulenken, versagt die Punschmafia da komplett. Aus irgendwelchen Gründen glaubt die tatsächlich, sie kommt mit Christbaumschmuck im Discokugellook, Alkohol, blinkenden rot-weißen Zipfelmützen, viel Alkohol, Plastikcontainern im Tiroler Alm Look, noch mehr Alkohol und ganz viel Alkohol davon.
Das hat zur Folge, dass du schon am Nachmittag (wenns noch halbwegs hell ist) Angst haben musst, dass dich im Bus eine nikolausbemützte Mittfünfzigerin in Daunenjacke anspeibt.
Braucht sich also niemand wundern, dass du am Wochenende entnervt zur Schnapsflasche oder in den Nutellatopf greifst. Und nachher ausgehst.
Und weil ich sowieso schon schlecht drauf bin, kann ich jetzt auch noch dem Bildungsauftrag nachkommen. Dann wär das für dieses Jahr auch erledigt. Nachher darfst du wieder Google benutzen.
daniel haaksman
Freitag / Guerilla Nursery / Daniel Haaksman / Conrad Sohm / Dornbirn
MAN-Recordings-Checker. Lässt sich gern und oft als derjenige feiern, der Baile Funk nach Europa gebracht hat. War am Melt! Festival in Begleitung von Diplo, und der Hauptgrund dafür, dass die Bühne der Red Bull Music Academy aus allen Nähten geplatzt ist.
Freitag / Camouflage / Wighnomy Brothers / Camera / Wien
Aushängeschild von Freude am Tanzen. Das ist das feinste Party-Techno-Label jenseits des eisernen Vorhangs. Vermutlich die letzte Gelegenheit, die Wighnomy Brothers noch einmal gemeinsam zu erleben: für Ende 2009 haben Robag Wruhme und Monkey Maffia das Ende ihres Projekts beschlossen. Der Camouflage Club feiert fünften Geburtstag in der Camera.
Samstag / Detonation / Heiko Laux / MAX / Innsbruck
Was geht dieses Wochenende sonst noch so? Tipps, Beschwerden und so, hier ins Forum (kurzfristig) oder via Mail (längerfristig).
Gründer des Berliner Labels Kanzleramt, auf dem etwa Johannes Heil, Richard Bartz und Anthony Rother veröffentlichen. Das Label von Heiko Laux hat sich als Plattform für intelligenten, oft minimalen Techno etabliert, war in den frühen Nullerjahren nicht nur Kritikerliebling unter den deutschen Plattenlabels, sondern auch auf der Blüte des Outputs. Die Location, MAXevents, kenn ich nur vom Hörensagen. Ist das cool dort?