Erstellt am: 29. 10. 2009 - 12:36 Uhr
Die Hölle, das sind Mann und Frau
Auszug aus Christian Fuchs Artikel über Lars van Triers "Antichrist"
Als der mit Kreide gekritzelte Vorspann auf der Leinwand auftaucht, fällt mir meine Vorfreude ein, als ich zum ersten Mal hörte, dass ausgerechnet Lars von Trier, der große Manipulator, der Poet der puren Unschuld und der reinen Niedertracht, der intellektuelle Anti-Intellektuelle par excellence, einen Horrorfilm drehen würde.
Denn nichts kann der dänische Meisterregisseur so gut wie etablierte Genres - vom Thriller über den Liebesfilm oder das Musical - formal und inhaltlich an einen Endpunkt zu treiben oder auch auf einen gewisse Weise zu vergiften.
Märchenhafte Geweihe, Tannen, Rehlein und Hirsche, all das ist ja auf Bandfotos, Albumcovern, Möbeln und Tapeten schon lange omnipräsent, ich selber gehöre zu den Süchtigen, liebe meine Halskette mit dem versilberten Zweig, bin entzückt von Häschen und Füchsen, erspare mir dazu jetzt jede soziologische Erklärung. Wem es ähnlich geht, der wird sich an diesem Film, der wie ein überlanges Fever Ray-Video aussieht, visuell delektieren.
Polyfilm
Es ist aber eben auch diese Überästhetisierung, die an Lars von Triers stilisiertes Frühwerk ("The Element Of Crime", "Europa") erinnert, die dem Inhalt von "Antichrist" etwas im Weg steht. Und dann steht sich der Inhalt noch selbst öfter im Weg. Fast schon streberhaft lässt der Regisseur bisweilen Horrorzitate aufflackern, um die Genrekollegenschaft zu übertrumpfen.
Dabei liegt unter all diesen Schichten, dem traumhaften Wald- und Wiesenzauber, den hypnotisierenden Zeitlupen, dem Geflüster über Hexen und, ja, den Satan, etwas viel Spannenderes vergraben.
Polyfilm
Polyfilm
Eine fatale Beziehungsgeschichte im von Trier'schen Sinn nämlich. Eine schockierende Studie weiblicher Depression und männlicher Paranoia. Die Hölle, das sind Mann und Frau.
[Den ganzen Artikel gibt es hier zum Nachlesen]
FM4 Kinopremiere
Die FM4 Kinopremiere von "Antichrist" findet am 3. November 2009 um 20 Uhr im Linzer Moviemento und im Wiener Filmcasino statt.
Tickets für Linz zu gewinnen!
Wer an der Ticketverlosung teilnehmen will, muss nur folgende Frage richtig beantworten: Welcher Schauspieler (dessen Nachname sich auf Trier sogar reimt), ist der Pate von Lars van Triers Tochter Agnes? Die richtige Antwort und euren ganzen Namen bitte an game.fm4@orf.at schicken.
Für Wien war der Einsendeschluss heute 16 Uhr, die GewinnerInnen wurden per Mail verständigt. Für die Premiere in Linz könnt ihr noch bis heute, 19h mitspielen!
Und auch nicht unwichtig: "Antichrist" ist in Österreich ab 16 Jahren freigegeben.