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Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

17. 10. 2009 - 14:36

Cool Planet

Wie österreichische Kids via Greenpeace via Parlament via Minister via Kopenhagen vielleicht das Weltklima ändern können.

Sonst noch zum Thema interessant auf diesen Seiten:

Lukas Tagwerker:
Treffen sich zwei Ökosysteme

Chris Cummins:
A largely ice-free Arctic summer within 10 years?

Vor dem Weltuntergang fürchte ich mich jetzt zwar genauso wie vorher. Aber immerhin gibt es Hoffnung.

Was den Klimawandel betrifft, hat sich in den letzten Jahren eine ganze Menge getan. Natürlich bin ich weder ein Klimaforscher, noch kann ich aus dem Stegreif Unternehmens- und Umweltdaten vorlegen, die das belegen könnten. Aber zumindest, was die Grunddenke angeht, ist da anständig was weiter gegangen.

Große Unternehmen, so genannte Konzerne und globale Player schießen sich nämlich aufs Umweltthema ein. Vor so sieben, acht Jahren, bei einem meiner ersten Besuche in London, hab ich das noch für einen merkwürdigen Spleen dortiger Firmen gehalten: vom Festnetztelefoniebetreiber bis zum Mineralölkonzern haben die meisten irgendwas von Nachhaltigkeit und Öko und so in ihren Werbungen gehabt.

Inzwischen kannst du auch bei uns in keinen Starbucks oder McDonalds oder zum Superbilligdiskontlebensmittelgroßhandel gehen, ohne dass dir von allen Seiten irgendwas Grünes oder (angeblich) Biologisches um die Ohren fliegt.

Sicher ist das allerallermeiste nur Werbeschmäh, und vielleicht haben sie da und dort auf irgendwelchen Produkten einfach nur das "Jetzt noch günstiger!" mit einem pro forma "Fair Trade" Pickerl überklebt. Aber gerade solche Werbeschmähs passieren ja nicht zufällig oder unabsichtlich, sondern weils hochbezahlte Kunden-Researchers und Marketing-Campaigners gibt, die das Gefühl haben, nicht nur irgendwelche Hippie-Zielgruppen, sondern eigentlich alle würden sowas kaufen wollen.

Es gibt Green IT, nachhaltig organisierte Musikfestivals und sogar in den Superbillig-Supermärkten wird mit regionalen Produkten geworben.

Fast wie selbstverständlich gibt es an einigen Schulen Öko-Unterricht und das führt uns endlich zu dem, worauf ich eigentlich hinausmöchte:

Radio FM4/Arthur Einöder

Vor dem Parlament haben Schulkinder am 16. Oktober 2009 eine Petition an Christiane Brunner überreicht. Christiane Brunner ist eine Abgeordnete von den Grünen und Mitglied des Umweltausschusses im Nationalrat. Die Petition besteht aus vier Punkten und ist wohl inhaltlich auf die enge Kooperation von Greenpeace mit den Öko-Unterricht-Schulen zurückzuführen.

Brunner (ich kann leider nicht vernünftig fotografieren und hab sie abgeschnitten, aber das ist die Frau in Rot) hat gemeint, sie freut sich sehr, dass so viele Kinder zu ihr gekommen sind. Auf ihrem Blog schreibt sie leider nichts darüber. Die Kinder werden wohl traurig sein.

Das Ganze war der Höhepunkt der Aktionen Cool Planet und 1000000 Taten für den Klimaschutz. Die Petition im Detail:

Radio FM4/Arthur Einöder

Erstens: Eine Reduktion der Treibhausgase um 40 Prozent bis zum Jahr 2020.

Radio FM4/Arthur Einöder

Zweitens: Stopp der Regenwald-Abholzung

Radio FM4/Arthur Einöder

Drittens: Finanzierung der Klimaschutzmaßnahmen

Radio FM4/Arthur Einöder

Viertens: Keine Atomkraft als Klimaschutzmaßnahme

Radio FM4/Arthur Einöder

Dafür braucht der Antrag jetzt einmal eine Mehrheit im Parlament. Abgestimmt wird wohl am 4. November.

Christiane Brunner wird im Parlament jetzt einen Antrag einbringen, aufdass diese vier Punkte die offizielle österreichische Position bei der Klimakonferenz in Kopenhagen sein werden, wo Umweltminister Nikolaus Berlakovich von der ÖVP Österreich im Dezember vertreten wird.

Kopenhagen - das ist quasi eine Fortsetzung von Kyoto. Geografisch ist das zwar ein Blödsinn, politisch heißt das aber: das so genannte Kyoto-Protokoll (1997 auf der 3. Klimakonferenz beschlossen) läuft mit dem Jahr 2012 aus. Weil es aber die einzige völkerrechtlich verbindliche Vereinbarung zum Thema Reduktion der Treibhausgase ist, wird in den letzten Jahren fieberhaft ein Nachfolgemodell vorbereitet.

In der Washingtoner Erklärung haben sich die Regierungschefs von Kanada, der USA, Deutschland, Italien, Japan, Russland, dem Vereinigten Königreich, Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika bereits auf die Grundzüge eines Nachfolgemodells geeinigt. Hauptsäule ist dabei die Einführung des Emissionshandels, der die Abholzung von Regenwäldern eindämmen soll.

Auf den letzten Klimakonferenzen in Nairobi und Bali ist bereits an dem Kyoto-Nachfolger gebastelt worden: Gescheitert ist das vor allem an der fehlenden Unterstützung der USA einerseits und der politisch schwachen Zusammensetzung der Konferenz. Zuletzt haben die meisten Staaten nur Umweltminister entsandt - klare Klimabekenntnisse von Regierungschefs waren häufig Mangelware.

Nach dem Regierungswechsel in den USA hofft man nun in Kopenhagen auf eine Einigung mit den Vereinigten Staaten.

Österreich spielt übrigens, wie auch schon bei der Umsetzung der (ohnehin bereits äußerst tief gesteckten) Kyoto-Ziele einmal mehr den Spielverderber. Im Vergleich der 15 Industriestaaten mit den meisten Kohlendioxid-Emissionen, ist Österreich auf dem vorletzten Platz zu finden, was die Umsetzung der Kyoto-Ziele betrifft.

Und auch von einem politischen Schwergewicht als Verhandlungspartner bei der richtungsweisenden Klimakonferenz ist Österreich mit Nikolaus Berlakovich eher weit entfernt.

Im Vereinigten Königreich hat sich der anfängliche Werbegag Klima- und Umweltschutz bereits in einem satten Minus bei den Treibhausgasen niedergeschlagen. (Zugegeben, die hatten auch mehr Schwerindustrie, die seit 1990 meier hat gehen können.) Höchste Zeit, dass aus dem Wir sind alle so nachhaltig Werbegag von Politik und Wirtschaft endlich auch bei uns was Konkretes wird.