Erstellt am: 25. 9. 2009 - 13:16 Uhr
Tief Unten in New York
Fahrt ins Leere: Christian Fuchs über Tony Scotts Remake von "The Taking of Pelham 1-2-3"
"Ans Original kommt's aber dann doch nicht ran" - Variationen dieser Floskel sind mittlerweile Standard im Film-Smalltalk. Und völlig zurecht: An den Fall, dass ein aktuelles Hollywood-Remake irgendeinen Film besser gemacht hat, könnte ich mich jetzt aus dem Stand nicht erinnern (wobei ich ein klein wenig Hoffnung in ein technologisches Update von Tron setze).
Das Kalkül hinter einem Remake leuchtet ja halbwegs ein: Ein Plot, der sich schon mal bewährt hat, mit Stars des Jetzt und neuen technischen Tricks auf aktuellen Stand gebracht, das ist natürlich weniger riskant als eine ganz neue Idee auszuprobieren. Warum dann aber nicht gleich das "Reissue"-Modell adaptieren und gute alte Filme mit wesentlich geringerem Aufwand herrichten und neu vorführen?
United Artists
Es wäre auf jeden Fall ein Erlebnis, David Shires düstere Bläser-Riffs zu Anfang des "The Taking Of Pelham 1 2 3" Originals einmal durch ein 2009er-Kino-Soundsystem scheppern zu hören, während man auf Großleinwand in die dunkle Unterwelt des New Yorker Transportwesens eintaucht.
Der kriminelle Plan, den Mr. Blue und seine auch nach Farben benannten Kollegen da von der ersten Minute an präzise durchziehen, ist an Aberwitzigkeit kaum zu überbieten: Einen U-Bahn-Waggon der Lexington Line kidnappen und eine Million Dollar Lösegeld erpressen.
United Artists
"Wie wollen die da wieder rauskommen?" ist die Frage, die sich U-Bahnpolizist Zach Garber (grandios: Walter Matthau) und seine Kollegen immer wieder stellen. Schließlich sitzen die Gangster im Schacht ja von vornherein in der Falle und die Polizei muss eigentlich nur bei den Ausgängen auf sie warten. Während die Situation im Laufe der Zeit doch um einiges komplizierter wird, lernen wir einige interessante Charaktere kennen: Der entscheidungsunfähige Bürgermeister, die überaus fortschrittsskeptischen Veteranen in der U-Bahn-Zentrale oder das zufällige soziologische Sample der 18 Geiseln im Waggon zeichnen ein sehr schönes Bild von New York in der ersten Hälfte der 70er Jahre.
Gerade weil der Film so stark von seiner örtlich, aber vor allem auch zeitlich eingegrenzten Atmosphäre lebt, fällt es schwer, sich ein gelungenes 00er Remake vorzustellen - abgesehen von der Frage, ob so ein Himmelfahrtskommando im postterroristischen New York nicht noch viel absurder wäre. Aber vielleicht irre ich mich ja diesmal - Kollege Fuchs weiß mehr!