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18. 9. 2009 - 08:15

My Reality ... about Tel Aviv

Kosmopolitisch, multilingual, Schmelztiegel. Johannes Rausch gibt Einblicke in die Besonderheiten der Stadt.

Johannes Rausch

Johannes Rausch (geb. 1989) macht für ein Jahr Auslandszivildienst an der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem

von Johannes Rausch

Call it love at first sight: Tel Aviv ist genau die richtige Stadt, um anzukommen, im doppelten Wortsinn. Sie lässt dich spüren, dass du am Leben bist. Was, zugegeben, Anfang August bei feuchten 36 Grad Celsius nicht sehr schwer ist. Aber generell gilt hier: Jeder ist willkommen! Alles ist erlaubt! Come in and enjoy! Egal ob für Touristen oder Residents. Jene gemütliche Offenheit, die man in anderen Städten durchaus vermisst, hier braucht man sie nicht suchen, man findet sie.

Johannes Rausch

Ich fühlte mich als Neuankömmling bereits am ersten Tag wie ein Native Tel Avivian. Aus einem einfachen Grund, nämlich jener Mischung, die man an diesem Ort vorfindet: Tel Aviv ist Israel, USA, Europa. Bauhaus, Hochhaus, Hotelburgen. Boulevards, Meer, Cafés. Kosmopolitisch, aber auf eine angenehme Art, multilingual - die Straßenschilder zum Beispiel sind dreisprachig (Hebräisch, Arabisch und Englisch) – und always smiling.

Einladende Gesten spürt man hier überall, man befindet sich schnell in einer spannenden Konversation über dies und das. Wenn man von Wien ein gewisses, ähm, Suderantentum gewohnt ist, wähnt man sich hier auf einem anderen Planeten. Menschen, die aus sich herausgehen, Demos veranstalten, am Abend den Strand bevölkern, in der Öffentlichkeit tanzen und generell Spaß am Leben haben, egal, wann, wie, warum, ohne Rücksicht auf Verluste. Alles Dinge, die sich tagtäglich vor meiner Linse abspielen.

Johannes Rausch

Pearl of the Middle East

Johannes Rausch

Man muss sich das vorstellen, laut einer Statistik, die ich mal gelesen habe, sind ungefähr 60 % der Bewohner dieser Mittelmeer-Perle jünger als 30 Jahre. Ein Detail, das man nicht vergessen sollte, denn Tel Aviv, das bedeutet eben immer Veränderung, Geschwindigkeit, nie ankommen wollen. Perfekt ist diese Stadt überhaupt und man findet schwer etwas auszusetzen. Bis auf die Sommermonate herrliches Klima, Mittelmeer vor der Haustüre, unzählige Fortgehmöglichkeiten, Gallerien, Kinos, den besten Kaffee der Welt (Scusi, bella italia!), toll klimatisierte Shopping Malls, trendy Fashion Stores und noch gefühlte tausend andere Sachen. Mir kommt stets der Vergleich mit dem Teenager in den Sinn, der sich vom Leben nur das Angenehme herauspicken will. Der kein Geld hat und trotzdem viel ausgibt. Weiß, dass er eigentlich für den morgigen Test lernen sollte, sich aber trotzdem lieber mit Freunden trifft und ausgiebig dem Hedonismus frönt.

Kann nicht einschlafen…

Geschichte findet woanders statt, die "Big Orange" erfindet sich jeden Tag ein bisschen neu - und lebt trotzdem das immerwährende Lifestyle-Klischee aus: Braungebrannte Typen mit Surfbrettern unterm Arm, Flip Flops an jeden Füßen, mode- und stilbewusst. Es gibt hier kein Morgen und sowieso kein Wochenende. Die Cafés sind auch an einem Dienstag bis weit nach Mitternacht mit Menschen überfüllt, die eher ungern zu Bett gehen: Schlaflose Nächte. Da fällt mir ein…

Johannes Rausch

My Reality

Every Saturday, Reality Check focuses on one particular subject for a one-hour special. As of Sept. 19th, one Saturday per month will be reserved for your stories. My Reality. Get in touch with us via Email. Your words, your life. Let everybody know about your reality.