Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Something For The Weekend"

Arthur Einöder

POP: Partys, Obsessionen, Politik. Ich fürchte mich vor dem Weltuntergang, möchte aber zumindest daran beteiligt sein.

20. 8. 2009 - 15:21

Something For The Weekend

Alt² - Alternativen zum Alternative-Festival.

Mehr Weggehtipps auf termine.orf.at/fm4.

Sachdienliche Hinweise bitte an update.fm4@orf.at

Das Festival ist hier.

Ich weiß es genau. Du warst einfach nur zu deppert, dir rechtzeitig eine Karte zu kaufen. Dass du jetzt Ausreden stammelst, wo mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Worte arbeiten müssen, scheiß Kommerz Scheiß interessiertjaehkeinesau, pfuigacki Gatschi oder keine Ahnung, was so ein Frequency sein soll vorkommen, mag vielleicht deine Sitznachbarin im Nachhilfekurs überzeugen, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass du keine Ahnung hast, was du an diesem Wochenende jetzt machen sollst. Mach dir nichts vor: Du bist allein.

Ist ja auch zugegebenermaßen super ärgerlich: ich trinke zum Beispiel auch nicht gern allein. Danach ließe sichs zwar super weggehen, einekrochen oder abshaken (oder wie auch immer du zu sowas sagst), aber diese erste Schwelle muss erst einmal überschritten werden. Aus dieser Falle gibts zwei Auswege: entweder, du kannst super Musik machen. Dann machs wie der größte und einzige Rockstar dieses Landes und steck all dein aufgestautes Selbstmitleid in eine einzige Platte. Wenn du nicht einmal ein Tamburin halten kannst (I'm not sleepy and there is no place I'm going to?), dann machs dir einfach und freu dich, dass auch ein paar andere Wasteln enorm deppert sind. Vielleicht muntert dich das dann auf (bei mir hilfts immer).

Mann mit Schiebermütze und Vollbart hört auf einem Ohr am Kopfhörer.

djvadim.com

Ur geil: DJ Vadim ist am Samstag bei roomservice #9 im Planetarium zu Gast.

Do, Fr, Sa / I <3 Play.fm Movement Days / Museumsquartier / Wien

Hochgradig deppert sind zum Beispiel Kulturcheckerfuzzis in Wien. Da stampfen sie ein ganzes Museumsquartier aus dem Boden (das hat immerhin 15 Jahre gedauert, aber he: jetzt gibts das wirklich!!), bedenken aber dabei nicht, dass russische Touristen in Wahrheit gar nicht auf elektronische Musik stehen. Russische Touristen stehen auf Geldausgeben am Kohlmarkt, auf Dürers Hasen, auf Räume mit hoher SpQ-Zahl (die Schiele-pro-Quadratzentimeter-Dichte ist neuesten Messungen zufolge im Leopoldmuseum phänomenal), auf Sissi, auf Mozart. Sie besichtigen gern öffentliche Plätze, die aussehen, als würden sie gern aussehen wie vor 120 Jahren (Disneylandfaktor) und in deren nicht lückenlos geklärter Planungsphase womöglich was mit dunkelgrauen Dingen zugegangen ist (Heimatidentifikationsfaktor). Sie investieren auch gern in Baufirmen, die Wagenplätze nicht so gern haben.

Was wollte ich eigentlich sagen? Ahja, genau, das Play.fm im Museumsquartier macht Ende August dicht. Die Wiener DJs sagen in einem überdimensionalen Dreitagesringerl Baba und wir dürfen mitfeiern. Also, beziehungsweise du.

Freitag / Wasserratte mag Zuckerwatt / Terence Fixmer / Badeschiff / Wien

Wie das mit den Touristen aus dem Russland so ist, könnten wir sinnvollerweise den Proxy fragen. Der kommt nämlich von dort. Und er legt am Donnerstag am Festival auf. Blöd nur, dass er uns bei seinem letzten Beusch erzählt hat, dass er in Russland nicht so beliebt ist. Gerade einmal zwanzig Hanseln sind gekommen, wie er in St. Petersburg gespielt hat. Sein sowjetisches Panzerfahrerspeed ist jedenfalls nicht nur im Nightpark vom Festival gut aufgehoben (Nightpark ist Sanktpöltnerisch und heißt übersetzt ungefähr ehemalige Panzerreparaturwerkstätte, echt!), sondern auch das Badeschiff hätte durchaus Verwendung dafür.

Terence Fixmer erklärt uns dort nämlich die Zusammenhänge zwischen Industrial und Electro. Der Weg von I nach E ist gar nicht einmal so weit, führt eigentlich nur durch EBM und da kennt sich der Fixmer ganz gut aus. Als Fixmer/McCarthy ist er mit dem Nitzer Ebb Sänger unterwegs gewesen, und solo war er zu einer Zeit auf International Deejay Gigolos, wo es tatsächlich noch um Leben und Tod auf der Tanzfläche gegangen ist, und Electroclash noch nicht der Name von Vivamoderatorinnenfrisuren oder Schöpsleiberln war.

Samstag / Disco Mutante / Monster Zoku Onsomb! / Klosterburg / Arnoldstein

Die Klitschkos sind KEINE Russen!

Die Welt ist tatsächlich so einfach, wie uns die Klitschko-Brüder suggerieren. Wenn du, sagen wir, mit einem Fahrrad an eine Weggabelung kommst, gibt es tatsächlich nur zwei Möglichkeiten.

(Na gut, sagen wir drei - aber zurück fahren, zurück schauen und zurück fallen giltet NIE.) (Ähem, beziehungsweise - eigentlich sind es sogar vier Möglichkeiten, weil wenn die Klitschkos gerade zufällig in Kärnten sind, könnte ja hinter einem verfassungswidrig aufgestellten Busch ein Polizist lauern, der die beiden auf die Saualm schleppt. Aber ich will mir da jetzt nicht mein eigenes Beispiel madig machen.)

Wenn du also, sagen wir, aus einem kitschigen Eighties-Song eine einigermaßen brennende Nummer machen willst, gibts auch nur zwei Möglichkeiten. Entweder du zerhäckselst die Stimme von Stevie Nicks und legst einen Heroinbeat drunter. (Gute Wahl, aber Pictureplane kommt leider erst im Oktober nach Österreich.) Oder du kennst dich zufällig mit Bässen aus, hast dir aus dem Dubstepfrequenzspektrum-Poster im letzten Physiker aktuell den wichtigen Teil herausgeschnitten, und experimentierst vorm Einschlafen jetzt eifrig mit Breakcore, Weißem und Rosa Rauschen herum, bis du neonfarbenes Rauschen erfunden hast. Dann nennst du dich Monster Zoku Onsomb! und gehst auf Österreichtour.

Du wärst dann aus Australien, hättest am Donnerstag im quitch-Innenhof Station, am Freitag im Forum Stadtpark und am Samstag bei der Disco Mutante auf der Klosterburg in Arnoldstein.

Samstag / Tingel Tangel Mobil / Das Gelbe Haus / Linz

Das gelbe Haus.

Logo Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas

Linz09

Im Rahmen vonLinz 09

Ach so, eigentlich wollte ich gar nicht "Wie gründe ich einen Breakcore-Act" spielen, sondern dich nur aufmuntern, weil du Schussel keinen Festivalpass hast. Gar nicht so leicht.

Der Weisheit allerletzter Schluss ist immer die Moral. Versuch dich moralisch über diejenigen zu erheben, die ihre Karten sündteuer über Ebay verhökern. Lass Gift und Galle über diejenigen aus, die nur des schnöden Mammons wegen über den Brenner fahren und Lotto spielen. Hat zwar null Sinn und ist genau genommen ziemlich affig, aber probiers zumindest. Vielleicht gibts irgendwann einen gratis Nierenstein dazu, (kommt auf den Weltuntergangstermin an) wenn du dir vorstellst, wieviel Gutes man mit so einem Millionenjackpot tun könnte.

Hinweis im Sinn des Bildungsauftrags: Tingel Tangel sind DJs. Sie kommen aus Wien und heißen Bernhard Tobola, Armin Schmelz und Simonaggio.

Dann denk an Linz09 und freu dich, dass zumindest eine Stadt in Europa einmal in so einem Städteleben Geld für Kultur und so locker macht. Fühlt sich gut an? Ja? Du kannst durchaus Teil dieses größeren, moralischen Ganzen sein! Geh ins Gelbe Haus und feiere mit den Tingel Tangel Buben. Wenn du vor gelbem Hintergrund nicht aussiehst wie Bart Simpson könnte das ein phänomenaler Abend werden.