Erstellt am: 14. 6. 2009 - 06:00 Uhr
Song zum Sonntag - Grizzly Bear
Southern Point
Our haven on
The southern point is calling us
Our haven on
The southern point is calling us
And faced with all
The obvious, so carry us
Avert your eyes from all of this
We'll make it all back
In the end
You'll never find
You'll never find
In the end (You'll never find me now)
In the end (You'll never find me now)
You'll never find (But I'll return to you)
You'll never find (When you return to me)
In the end--
In regards to the last word
It's not the last you'll hear
I never find any other
I could ever
I could ever
Never say it's the last word
It's not the last word
I never find any other
I could ever
I could ever
Das neue Grizzly Bear Album, der ganze Stolz der intellektuellen Williamsburg Szene ist ja schon von unserem Früherkenner und Korrespondenten Christian Lehner abgefeiert und in höchsten Tönen gelobt worden. Er wohnt selbst dort und hat am eigenen Leben erfahren dürfen, wie aus diesem Nachfolgebezirk von Manhattan eine Szene entspirngt, die allerlei Stile der Vergangenheit mit neuem Leben erfüllt, die entweder für abgefrühstückt erklärt worden waren (Hardcore, Metal, Westcoast pop der 70ies) oder an deren Vorwärtsbewegung sich kein Denkender gewagt hatte (Prog Rock, Jazz Rock, Fusion).
![© Grizzly Bear Grizzly Bear](../../v2static/storyimages/site/fm4/20090623/grizzlybear.jpg)
Grizzly Bear
Gemeinsam ist den dortigen Bands - TVOTR natürlich, Animal Collective, Department of Eagles, aber auch den Dirty Projectors - dass sie erkannt haben, wie sich die oft als Lockerheit verkaufte sogenannte "musikalische Offenheit" als das Gegenteil von locker, nämlich schwer erarbeitet, erweist. Als eine durch viel Spielen, Probieren, Erkennen, Vermeiden, Ziele formulieren, Abgrenzen schwer erkämpfte, konzeptionell sehr enge und ernste Mikroposition in der Musikgeschichte. Meist haben die genannten Bands einen Hang zur Künstlerhaftigkeit und auch zum musikalischen Hippietum gemeinsam, sowohl zum Konzept, zur Kunst, wie auch zum gemeinsamen "Erspielen" und kollektiven Herantasten à la Grateful Dead, zu einer Art Demokratie, die dann ohnehin wieder - wie bei Grateful Dead - wie eine Scheindemokratie um einen Kopf kreist, sei es TVOTRs Dave Sitek oder - bei Grizzly Bear - Ed Droste.
![© grizzly bear cd cover der band "grizzly bear"](../../v2static/storyimages/site/fm4/20090624/grizzly cover_body_small.gif)
grizzly bear
Southern Point
Der Opener vom neuen Grizzly Bear Album "Veckatimest" zeigt die Arbeitsweise dieser Band gleich deutlich. Das Ziel ihres kompizierten Spiels könnten schon verachtungsgeprüfte Namen aus der "Progressive" Vergangenheit sein: Genesis, Renaissance, Fleetwood Mac, aber auch die experimentierfreudigen und krediblen Incredible String Band oder Gong.
Der Song zum Sonntag ist eine Kooperation zwischen FM4 und der Presse am Sonntag und erscheint hier wie dort, wo sich der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar der Kolumne annimmt.
All das dient als Sound für ein glasklares, traditionelles amerikanisches Songwriting à la Lightfoot oder James Taylor - und das soll sich nun vertragen? Es tut es, die Musikstile, die einander auf keiner Party grüßen würden, lieben einander, weil von jedem so viel zugelassen wird wie möglich. Die Nummer mäandert, sie bündelt sich, fällt auseinander, die Band spielt nach vorne und groovt, unterstützt das dünne, sehnsuchtsvolle, ein belächelnswertes Vibrato andeutende Crooning von Ed Droste, dann hält die Band inne, fängt wieder an, ein Take dDwn, komplexe Percussion, Bassbögen, dissonante Flöten, jazzige Akkorde auf der akustischen Gitarre, noch ein Rhythmuswechsel, darüber drei Harmoniesänger mit widersprechenden und doch ergänzenden Zeilen. Und ja - merkwürdigerweise - unterstützt diese muckerhafte Komplexität die einfache Message: Abhauen von der/dem Geliebten/Gewohnten, denn man wird gerufen, wegzuziehen, ohne sich umzudrehen . Man wird nie wieder kommen, unauffindbar sein - aber wenn er/sie ruft, wenn er/sie wiederkommt, kommt man auch wieder zurück, denn etwas anderes findet sich doch nirgends.