Erstellt am: 25. 3. 2009 - 16:51 Uhr
Alright, Österreich
Zwei Dinge sind in meiner Abwesenheit von den Small Screen Stories passiert. Erstens hat Youtube, während ich kurz mal Urlaub gemacht habe, fast zur Gänze dicht gemacht - zumindest wurden die Kontrollen verschärft und mir kommt vor, man findet fast kein internationales Video mehr.
Die Briten haben fast alle offiziellen Videos entfernt und so kommt es, dass man etwa bei der Suche nach den omnipräsenten MGMT die Meldung "This video is not available in your country" erhält. Youtube ist dann aber so gütig, mit dem "nächstbesten" Video aufzuwarten, wo etwa eine Horde von Teenagern vor ihrem Computer "Time To Pretend" nachsingen.
Thanks, but no thanks.
NoTube
Wie Großbritannien YouTube nach einem Streit mit der Urheberrechtsorganisation PRS die Musikvideos abgedreht hat...
Youtube ist also mittlerweile alles andere als eine Goldgrube für Video-Schmankerl geworden. Zweitens, und ich rufe es hiermit vielleicht ein bisschen verspätet, (aber trotzdem voller Inbrunst) aus, ist 2009 das Jahr der Österreicher. Was sich in den letzten drei Monaten getan hat, lässt auf eine Renaissance der Wiener Szene schließen, auf unzählige gute Releases, auf ein Wiederentdecken des Rocks und der Avantgarde auf heimischen Terrain. Noise und Pathos - das wird unser Frühling! Das ist gerade alles sehr spannend und ich befinde mich zum ersten Mal in der Situation auf die Frage: "Was hörst du gerade?" mit einer kleinen Aufzählung an österreichischen Bands zu antworten. Uns geht's heuer gut, mit so einem Angebot:
Laokoongruppe - Walzerkönig
Karl Schwamberger, der sich einen in Stein gemeißelten Todeskampf als Künstlername zugelgt hat, macht Musik für Leute, die bei Alban Berg und Will Oldham flennen müssen. Die erste Single der one-man Laokoongruppe ist wie ein Manifest im 4/4-Takt, eine musikalische Ankündigung. Das Video hingegen dezent verspielte stop-motion die zeigt was passieren kann, wenn man am Arbeitsplatz zu viel tagträumt. Die Leuchtstift-Kritzelein entführen uns in eine andere Welt, Herr Laokoon meldet sich vom Post-It, und ab der 4-Minuten-Marke ist Disko angesagt. Ein wunderbares Kunstwerk zum immer wieder anschauen, das mich, zumindest für heute, mit Animationsvideos versöhnt hat.
Kreisky - Asthma
Meine persönlichen Worte zum unermesslich guten Kreisky Album konnte man hier bereits lesen, deswegen halte ich es kurz: man kann in Anzügen nichts falsch machen. Da macht man sogar im Schwimmbad eine gute Figur. Sehen sieh hier Franz Wenzl in der Doppelrolle Geheimagent und Bademeister und merken sie sich das Backstage-Tidbit, dass die Herren mehrere Kilos an Gewichten in ihren Anzügen tragen mussten, damit sie auch schön unten blieben.
Das trojanische Pferd - Kein rundes Lied
Meine aktuelle Lieblingsneuentdeckung - Hubert und Hans aus Wien, die zusammen das trojanische Pferd der Musik besetzen. Bald wird ihr Debütalbum aus dem Stall der Cheap Rocks Records entspringen, das erste Video hat Hubert bereits letzte Woche in Eigenregie daheim fertiggeschnipselt. Eine spontane Fotosession mit einer ausschließlich mit Selbstauslöser bedienten Kamera und ein bisschen im persönlichen Archiv kramen und fertig waren die Visuals. Wieder stop-motion, vielleicht ist das mein neues Ding. Auf jeden Fall den Namen merken, das trojanische Pferd ist super!
Mord - Für immer Sommer
"Für immer Sommer" ist wahrscheinlich die zugänglichste Nummer von Mord, wohl auch deswegen die Single die sich die Noise-Truppe aus Linz für ihr neues Album "Fun, Fun, Fun" ausgesucht haben. Das Video dazu ist relativ Big-Budget (oder schaut zumindest so aus): Transformers-artige Monster wandern durch Linz, die Bevölkerung bemerkt es nicht oder sie lässt es zumindest kalt. Der einzige der sie wahrnimmt ist Mord-Mitglied Ralph Wakolbinger, der einzige Mord-Mann der im Video vorkommt (vielleicht weil die Anderen im Kreisky Video oben schwimmen?). Bis auf die Schlusssequenz mit dem relativ schlechten digitalen Feuer, finde ich die Umsetzung super - immerhin werden hier Linzer Straßenbahnen durch die Gegend geworfen.
Aber das Leben lebt - Galileo
Ein älteres Video, das ich gerade im Zuge des Releases der neuen "Aber das Leben lebt"-Platte gefunden habe ist das hier: Regie hat Sigmund Steiner geführt, einer der begabtesten jungen österreichischen Musikvideo-Regisseure. Hier streunt ein hungriger Hund den Naschmarkt entlang, durch Wien und kaut dann mal auf der Welt (in Form eines Balls) herum. Dazu rhytmusfreudiges Ungeziefer und Nagetiere, die die Band beim spielen umwerben. Clarence der Hund mit dem Joghurt-Faible ist nach seiner Odyssee durch die Stadt dann aber wieder glücklich mit seiner Band vereint. No animals were harmed during the making of this video, right?