Erstellt am: 24. 3. 2012 - 18:45 Uhr
It's complicated? Liebe im digitalen Zeitalter
Aufgeklärt werden wir durch Pornos am PC. Neue Bekanntschaften finden wir mithilfe von Online-Profilen. Für schnellen, anonymen Sex gibt’s die App am Smartphone. Und damit die Fernbeziehung auch hält, chatten wir täglich per Videotelefon.
FM4
Unbestritten: Moderne Kommunikationsmittel haben die Art und Weise verändert, wie wir Beziehungen beginnen, sie führen und auch, wie wir sie beenden. FM4 will's genauer wissen und schmeißt sich von 26. März bis 1. April ins frühlingshafte Getümmel:
- Herr Hermes gibt Dating-Tipps | Ein Mann und sein Telefon kämpfen für die Liebe (Mo, 16-17Uhr)
- Lovebytes | Das Internet als Kontaktbörse (Mo, 20-21 Uhr)
- miss you | Fernbeziehungen und wie man trotzdem glücklich bleibt (Di, 20-21Uhr)
- Live zu Gast: Renee Pornero | Ex-Pornodarstellerin & Produzentin (Mi, 16-17Uhr)
- I porn, you porn, we porn | Wie frei verfügbare Videos die Aufklärung verändern (Mi, 20-21 Uhr)
- Politics of sex | Transkrauts, Ban Marriage & Slutwalks – wer sich wie im Netz organisiert (Do, 20-21 Uhr)
- Erfahrungen beim virtuellen Anbandeln? Anrufen und mitdiskutieren (Jugendzimmer, Fr. ab 19 Uhr)
- Warum Liebe weh tut | Ein Interview mit Autorin Eva Illouz (Im Sumpf, So. ab 21 Uhr) u.v.m.
MONTAG, 26.3.
CC BY 2.0 / www.flickr.com/photos/aeneastudio/
Lovebytes - Das Internet als Kontaktbörse
Herr Hermes gibt Dating-Tipps
Ein Mann und sein Telefon kämpfen für die Liebe
Hermes, pomadiger Ritter in weißer Baumwoll-Rüstung, steht mit Rat und Tat zur Seite.
Wieviel Haut ist zweckgemäß beim eigenen Profilbild? Wie reagiere ich auf Heiratsanträge beim ersten Chat? Und macht die Liebe überhaupt noch Sinn in Zeiten wie diesen? Unter 0800 226 996 anrufen, Geschichten erzählen, geholfen werden.
Zu hören in Connected (16-17 Uhr) mit Claudia Unterweger
Liebe in Zeiten des Internet
Im Internet findet man alles. Manchmal auch eine Beziehung. Alex Wagner und Conny Lee surfen durchs Netz, untersuchen diverse Möglichkeit, sich kennenzulernen und sprechen mit Menschen, deren Beziehung am Anfang nur virtuell war.
Die Kriegerin und der Nachtelf
In Massive Multiplayer Online Role Playing Games tummeln sich jeden Tag und zu jeder Uhrzeit Millionen von Menschen. Als Krieger, Zwerge, Elfen und in anderer Form kämpfen sie Seite an Seite, erleben Abenteuer und retten einander das Leben. Kein Wunder also, dass diese Erlebnisse die Spieler zusammenschweißen und aus Kampfkumpanen auch mal mehr werden kann. Aber können die Kriegerin und der Nachtelf auch im echten Leben ein Paar werden? Conny Lee erörtert diese Frage mit Peter Nieswohl, der sich wissenschaftlich mit der sozialen Komponente von MMORPGs beschäftigt.
Dating abseits von "Boy meets girl"
"Ich habe mehr als 90 Prozent meiner Partner übers Internet kennengelernt.", meint Dating-Profi Ingo. Für Schwule ist das Dating übers Internet unabdingbare Lebensrealität geworden. Meist geht es dabei nicht darum, die Liebe fürs Leben zu finden, sondern eine schnelle Nummer zu schieben. Für jede Schwule Randgruppe gibt es eigene Plattformen, die die aberwitzigsten Fetische und Fantasien bedienen. Wir haben mit Ingo über seine Erfahrungen beim Online-Dating gesprochen.
Lesben und Bisexuelle haben es da nicht so einfach. Sie haben keine eigenen Plattformen, über die sie PartnerInnen finden können, sondern leben im Schatten heterosexueller und schwuler Dating-Portale. Ein Erfahrungsbericht.
Zu hören in der Homebase (20-21 Uhr) mit Robert Zikmund
DIENSTAG, 27.3.
CC BY 2.0 / www.flickr.com/photos/aeneastudio/
miss you
Fernbeziehungen und wie man trotzdem glücklich bleibt
Von Nina Hochrainer und Alex Wagner
"Fernliebe"
"Es ist unmöglich, sie in Hamburg, ich in Berlin, Die Liebe krepiert an der Geografie", hat Erich Kästner angesichts einer gescheiterten Liebschaft auf Distanz anno 1936 ernüchtert bemerkt. Heutzutage hingegen werden mehr Fernbeziehungen denn je zuvor geführt, und dank lebenserhaltender Maßnahmen wie Skype und Billigflugangeboten lässt sich auch ihre Sterblichkeitsrate drastisch senken. Fernbeziehungen sind ein Phänomen unserer Zeit und deswegen auch Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtungen. Das Soziologen-Ehepaar Ulrich Beck und Elisabeth Beck-Gernsheim behandelt in seinem Buch "Fernliebe" Lebensformen im globalen Zeitalter. Wie kann man über Grenzen hinweg zusammen leben? Wie viel Ferne verträgt die Liebe? Wie viel Ferne braucht die Liebe? Elisabeth Beck-Gernsheim liefert uns eine Zustandsanalyse.
Außerdem präsentieren wir zwei Fallbeispiele für Fernbeziehungstäter bzw. –opfer:
Sarah ist seit über zwei Jahren mit einem Schweden liiert. Schleichend wurde aus dem Urlaubsflirt eine ernsthafte Fernbeziehung. Wir haben Sarah vom Flughafen Wien abgeholt, als sie frisch von ihrem Freund getrennt nach Österreich zurück geflogen ist und haben mit ihr über ihre Techniken gesprochen, den Trennungsschmerz zu vergessen.
Fabian ist Argentinier und hat seine norwegische Freundin in Buenos Aires kennen gelernt. Nun leben die beiden samt Nachwuchs in Oslo. Keine geografische, aber eine kulturelle Fernbeziehung, in der südamerikanisches Temperament auf skandinavische Zurückhaltung trifft. Fabian erzählt uns von den Herausforderungen mit denen er in seiner neuen Heimat konfrontiert ist.
Und: Fernliebe vs. Nahliebe im Alltagscheck. Wir schicken die beiden Beziehungsformen gegeneinander ins Rennen. Und am Ende siegt doch immer die Liebe.
Zu hören in der Homebase (20-21 Uhr) mit Robert Zikmund
MITTWOCH, 28.3.
CC BY 2.0 / www.flickr.com/photos/aeneastudio/
I porn, you porn, we porn
Wie frei verfügbare Videos die Aufklärung verändern
Live zu Gast: Renee Pornero
Sie ist in über 200 Produktionen zu sehen. 2005 wurde sie zur "Besten Pornodarstellerin Europas" gekürt. Nach zehn Jahren als Pornodarstellerin und Produzentin hat sie sich vollständig aus dem Metier zurückgezogen.
"Ich lege nun Wert auf meine Gesundheit (Geschlechtskrankheiten - nein danke), ich habe Sex mit der Person, die ich liebe (und entscheide selbst wann, wie und wo), und schließlich möchte ich nicht als MILF in die Filmgeschichte eingehen", schreibt sie auf ihrer Website.
Für FM4 macht die Frau, die als "Renee Pornero" vor allem in Los Angeles in der Pornoindustrie mitmischte und seit einiger Zeit Presseauftritte ablehnt, eine Ausnahme: Im Gespräch mit Mari Lang erzählt sie aus ihrer beruflichen Laufbahn und beantwortet die Fragen der FM4 Hörerinnen und Hörern. Begleitet wird sie dabei vom Gitarren-Duo Duscher&Gratzer, die uns über die Beschaffenheit der Filmmusik in Pornos aufklären werden.
(Studio-Telefonnummer für Fragen: 0800 226 996 und auf fm4.orf.at)
Zu hören in Connected (16-17 Uhr) mit Mari Lang
“A Historyof Digital Pornography”
Markus Keuschnigg gibt einen kurzen Abriss darüber, wie sich die Pornografie durch die Digitalisierung der Lebenswelt verändert hat. Von kurzen Sex-Clips, die man mit 48k-Modems über mehrere Tage hinweg aus dem Netz gesaugt hat, nur um sie dann ruckelnd am Monitor zu betrachten hin zum aktuellen Überangebot von so genannten Clip-Seiten: darauf werden „Werbeclips“ von Porno-Großproduzenten gesammelt und nach Vorlieben geordnet. Was nach mehr Freiheit und großer Auswahl aussieht, ist eigentlich die systematische Durchmessung der menschlichen Lustwelten. Eine kritische Annäherung.
Reportage: „Aufklärung 2.0“
Aufklärung, das war lange Zeit Angelegenheit von überforderten BiologielehrerInnen, die mit Grafiken und Lehrfilmen versucht haben, den Herausforderungen der Sexualkunde beizukommen – und für gewöhnlich gescheitert sind. Sexhefte und „Aufklärungsfilme“ wie der „Schulmädchenreport“ oder die „Oswalt Kolle“-Filme gelt nach wie vor als Bahn brechend in dem, wie sie die alltägliche Sexualität in aller Munde gelegt haben.
Heutzutage sieht die Sache natürlich ganz anders aus: Initiativen wie „Achtung, Liebe!“ schicken junge StudentInnen an die Wiener Schulen um mit Jugendliche auf Augenhöhe im lehrerfreien Raum Fragen wie „Wie blase ich richtig?“ und „Was ist eigentlich ein Fistfuck?“ zu diskutieren. Dominik Eckhard ist einer von diesen Feldforschern der Sexualaufklärung und hat mit uns über seine Arbeit gesprochen.
Ebenfalls mit Jugendlichen arbeiten Bettina Weidinger vom Institut für Sexualpädagogik in Wien und Bernd Kühbauer von der Männerberatung Wien: beide leiten Workshops mit jungen Menschen und versuchen, Ihnen einen natürlichen Umgang mit der eigenen Sexualität zu lehren.
Und überhaupt: wie kann man in einer digitalen Lebenswelt noch zielführend Aufklärungsarbeit leisten, wenn junge Menschen überall Zugriff auf Porno-Clips im Internet haben? Wie das das Schulklima beeinflusst und wie die Lehrer damit umgehen, das erzählt Elisabeth Nemeth, Lehrerin an einer Eisenstädter Privatschule. Wie die Produzenten von Pornografie versuchen (müssen), die Jugendlichen zu schützen und wieso alle Maßnahmen trotzdem ins Leere greifen, das erzählt uns Jürgen Brüning. Der hat mit der Schwulenpornoproduktion „Wurstfilm“ Einblicke in die Macherseite.
Neben den zahlreichen ExpertInnen kommen aber auch Jugendliche und solche, die es einmal waren, zu Wort. Wir sprechen mit ihnen über ihre eigene Aufklärung und ob es stimmt, dass Jugendliche und Pornos eine unglückselige Kombination sind.
Good ol‘ Porn is dying!
Die digitalen Umwälzungen innerhalb der Pornoindustrie gehen im Besonderen kleinen und mittelkleinen Produktionsfirmen an den Kragen. Beispielhaft dafür kann Jürgen Brünings „Wurstfilm“ stehen. Zu wenige kaufen sich die mit geringen Budgets produzierten Filme und greifen lieber zu Gratis-Clips aus dem Internet. Auf seinem alljährlichen PornFilmFestival in Berlin zeigt Brüning eine erstaunliche Auswahl aus der bunten und vielfältigen Schaffenswelt moderner Pornografie.
Jürgen Brüning selbst ist 53 und produziert mit seinem Unternehmen „Wurstfilm“ Schwulenpornos der härteren Gangart. Wie und wieso seine Branche dem Untergang geweiht ist, das erzählt er Markus Keuschnigg ebenso wie seine Eindrücke der internationalen Szene, die er alljährlich zu seinem PornFilmFestival einlädt.
Fem-Porn: Ein Selbstversuch von Eva Brunner
Einen Porno hat jeder schon einmal gesehen. Nicht softe Sexfilmchen wie „Emanuelle“, sondern solche wo vor der Kameralinse richtig Sex gemacht wird – inklusive Zoom auf Vagina und Co. Die Rolle der Frau in gängigen Pornos von Männern für Männern ist jene des "fickbereiten geilen Luders", das so richtig "hergenommen" werden will und mit denen die männlichen Darsteller nicht gerade zimperlich umgehen. Da diese Unterdrückungsspielchen die meisten Zuseherinnen abtörnen, sind seit einigen Jahren frauenfreundliche Pornos am Mark. Eva Brunner hat sich auf die Suche nach so genannten „Fem Pornos“ gemacht und sich angesehen, was sie von den herkömmlichen Pornos unterscheidet.
Zu hören in der Homebase (20-21 Uhr) mit Gerlinde Lang
DONNERSTAG, 29.3.
CC BY 2.0 / www.flickr.com/photos/aeneastudio/
Politics of sex
Transkrauts, Ban Marriage & Slutwalks – wer sich wie im Netz organisiert
Genderidentität im Social Media
Und, wie ehrlich bist du auf facebook oder twitter? Hast du deinen wahren Namen angegeben? Bist du mit deinen Eltern befreundet und wieviel sieht man von dir auf Fotos oder sogar Videos?
Während in den frühen Internettreffpunkten wie Chat noch verschiedenste, nicht mal reale Identitäten möglich waren, der der Druck, eine authentische und eindeutige Identität zu präsentieren auf heutigen Plattformen wie Facebook und Co. ungleich höher, sagt die Medienforscherin Jana Herwig.
Zu hören in Connected (ab 15 Uhr) mit Mari Lang
Irgendwo dazwischen
"Transidentität" nennt es sich, wenn man anhand von körperlichen Merkmalen einem Geschlecht zugeordnet wird, sich damit aber nicht identifizieren kann. Für junge Menschen, die darunter leiden, dass sie nicht in die für sie vorgesehene Schublade passen, bietet das Internet eine Reihe von Möglichkeiten der Information und Vernetzung. Am Youtube-Channel "Transkrauts" beispielsweise bloggen junge Trans-Männer täglich zu Themen wie "Selbstdefinition" oder "Umkleidekabinen". Wieder andere verarbeiten die eigenen Erfahrungen in Online-Games wie z.B. Anna Anthropy in "Dys4ia". Elisabeth Gollackner hat mit Chris Oliver Schulz (Transkrauts) und Johannes Wahala (Sexualtherapeut und Leiter der Beratungssstelle Courage) über Hürden und Chancen am Weg zur sexuellen Identitätsfindung gesprochen.
Rechtliche Gleichstellung aller Beziehungen oder Ban Marriage?
Die Rechtsform der Ehe und alle weiteren Formen von eingetragenen PartnerInnenschaften ist eine der direktesten Formen, wie der Staat in intime Zweierbeziehungen eingreift und sie formen kann. Schon allein indem er definiert, was denn als solche gelten darf und welche Rechte ihr dann zustehen. Und diese Definitionen schließen meist viele aus. Von Schwulen und Lesben angefangen bis hin zu Familien- und Beziehungsformen, die nicht nur zwei heterosexuelle Personen umfassen.
Irmi Wutscher spricht mit der Juristin Elisabeth Holzleithner über die rechtliche Verfasstheit der Ehe und Gleichstellung homosexueller PartnerInnenschaften. Und sie spricht mit der Queer-Aktivistin Sushila Mesquita darüber, warum die Institution der Ehe als solche abzulehnen wäre und welche Konzepte an ihre Stelle treten könnten.
Zu hören in der Homebase (20-21 Uhr) mit Gerlinde Lang
FREITAG, 30.3.
Erfahrungen beim virtuellen Anbandeln?
Welche Erfahrungen hast du mit Online Daten? Hast du eine/n Partnerin, ein Sexdate oder eine Affäre übers Netz kennengelernt? Was erleichtert virtuelles Daten? Was sind Risiken ? Im Studio diskutieren darüber SchülerInnen der Lehrredaktion des Stadtmagazines Biber und die Psychologin Elke Prochazka, Beraterin bei Rat auf Draht. Anrufen und Mitdiskutieren unter 0800-226996
Zu hören im Jugendzimmer (19 - 20.15) mit Claus Pirschner
- Alle Stories unter fm4.ORF.at/love