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Todor Ovtcharov

Der Low-Life Experte

5. 4. 2017 - 15:02

The diets don't work

Wie nimmt man eigentlich am besten ab? Mit Proteindiät? Mit veganer Ernährung? Und wird man davon glücklich?

Mit Akzent

Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov und sein satirischer Blick auf das Zeitgeschehen - jeden Mittwoch in FM4 Connected und als Podcast.

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Mir wurde gesagt, ich müsse abnehmen. Das ist ein hoffnungsloses Unterfangen, da alle Männer in meiner Familie dick sind. Eigentlich bin ich der dünnste von allen. Ihr solltet mal meinen Vater sehen. Von ihm weiß ich, dass man beim Abnehmen gleichzeitig dick und hungrig ist. Da ich schon dick bin, warum soll ich auch hungrig sein? Mein Opa war auch dick. Meine Oma terrorisierte ihn ständig und ließ ihn nichts essen. Deshalb verließ er immer geheim die Wohnung, um in der Kneipe nebenan gut zu essen. Danach kam er nach Hause und verkündete, dass er keinen Hunger hat. So wurde der Frieden wieder hergestellt. Meine Oma war glücklich, weil Opa nichts isst und Opa war glücklich, weil Oma glücklich war. In der Kneipe waren sie auch glücklich, da mein Opa der treueste Stammkunde war.

Ich fing an, verschiedene Abnehmmethoden zu studieren. Meine erste Wahl war eine Proteindiät. Ich stellte mir vor, wie ich mich mit Proteinen vollstopfe, das Fett in meinem Körper verschwindet - und ich sehe aus wie einer dieser Athleten, die vor den Proteinshops und Fitnessstudios herumlungern. Also kaufte ich mir ein riesiges Stück Rindfleisch. Ich stellte es ins Backrohr. Darunter stellte ich 1 Kilo Champignons. Nur für das Aroma, ich weiß, dass Pilze nicht zur Proteindiät gehören. Laut Rezept musste man es vier Stunden garen. Nach zwei Stunden wurde ich ungeduldig und kaufte mir Eier und Käse. Es gibt nichts Besseres als ein dickes Omelette mit Käse! So konnte ich besser auf das Rindfleisch warten.

leeres Backrohr

CC BY-SA 2.0 von flickr.com/bengt-re

20 Minuten vor Ende der Garzeit ging ich zum Supermarkt, um mir zwei Bier zu kaufen. Um nicht noch mal hingehen zu müssen, kaufte ich mir fünf. Ich schnitt das Fleisch in dünne Scheiben. Ich wollte ja abnehmen. Um circa 12 Uhr war ich fertig mit dem Rindfleisch und ich hatte ein Bier übrig. Ich hatte auch sorgfältig ein Stück Käse zur Seite gelegt. Ich trank das Bier aus, aber ein bisschen Käse blieb übrig. Der Würstelstand nebenan hat mich gerettet. Für alle Fälle kaufte ich mir auch Chips. Kurz danach fiel mir ein, dass die Chips meine Proteindiät zerstört hatten… Mit Schulgefühlen aß ich die Champignons auf.

Am nächsten Tag fühlte sich mein Bauch wie ein Basketball an. Und er sah auch so aus. Ich entschied, dass die Proteindiät für mich nicht die richtige ist. Also ging ich zum veganen Supermarkt. Komischerweise lag er genau gegenüber dem Proteinshop. Die Veganer haben mich mit Aufrufen empfangen, denen ich entnehmen durfte, dass „Nahrung meine Heilung“ sei und dass ich ein „Sonnenkind“ werden müsse. Das konnte ich mir nicht richtig vorstellen, deshalb drehte ich eine Runde im Shop.

Ich lauschte einem Gespräch von zwei Veganern, die sich darum stritten, ob echte Veganer Pilze essen dürfen. Der eine war der Meinung, dass Pilze näher zu den Tieren stehen und das Essen von Pilzen genau so ist, als ob man kleine Kinder isst. Da ich am vorherigen Tag ein Kilo Champignons gegessen habe, fühlte ich mich wie der Vernichter der menschlichen Zivilisation. Ich wollte aber nicht mit leeren Händen nach Hause gehen und kaufte mir eine Packung getrocknete Feigen. Einer der Kunden schaute mich mit Abscheu an. „Wissen Sie, dass in jeder Feige eine Biene gestorben ist? Sie dringen in die Früchte ein und werden absorbiert. Wenn Sie Feigen essen, dann essen sie Bienen! Und die Bienen sind die Grundlage unserer Existenz!“ Ich habe nicht nur meine Proteindiät vermasselt, heute habe ich erfahren, dass ich schlimmer bin als die Hunnen, die das römische Reich zerstört haben.

Auf der Straße fühlte ich mich schlecht. Ich dachte, dass mich alle schief anschauen. Deshalb freute ich mich, als ich eine Freundin auf der Straße traf. Ich schenkte ihr die Feigen, ohne ihr die Geschichte mit den Bienen zu erzählen. Sie dankte mir und was sagte Sie? Sie sagte: „Weißt du, du musst ein bisschen abnehmen!“