Erstellt am: 4. 4. 2017 - 13:31 Uhr
Got the Life, Vienna
Es ist interessant, wie das oft ist, mit den Einstiegsmomenten bei Bands. Korn, das ist zum Beispiel eine Band, die viele gehört haben, die ersten Alben sind aber von Generation zu Generation, von Altersgruppe von Altersgruppe unterschiedlich. Da nennen manche das Debüt der Band aus dem Jahr 1994 als wichtigste Platte, für andere ist es wiederum das Album, das Korn in die Stadions gebracht hat, "Follow the Leader", und wiederum andere nennen spätere Platten wie "Take A Look in the Mirror" als ihre prägendsten Korn-Momente.
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Was aber gleich bleibt, trotz der musikalischen Veränderungen durch die sich die Band in ihrer fast 25jährigen Geschichte bewegte, das ist die grundlegende Emotion, die den Fans vermittelt wird, egal wann sie auch anfingen Korn zu hören: Musik für Außenseiter, Musik voll Energie, die für Frustration steht, aber auch für Hoffnung und Support. Dass das auch heute noch ganz gut funktioniert, hat die Band gestern, Montag Abend, im Gasometer in Wien bewiesen. Dort haben Korn nämlich eine ausverkaufte Show gespielt.
Wikimedia Commons / CC-BY-2.0 Alexandre Cardoso
"Über was wir singen, hat sich einfach über die Jahre gehalten", sagt Jonathan Davis von Korn nach dem Wienkonzert im Interview. "Wir machen einfach was wir machen und den Leuten gefällt das. Aber das ist nichts, das wir absichtlich so planen." Das Konzert in Österreich ist eins der letzten auf der Europatour, die auch schon anderswo ordentlich ausverkauft war. Mit dabei haben Korn als Support gleich zwei Bands, Hell Yeah aus den USA und Heaven Shall Burn aus Deutschland. Vor allem letztere sorgen für ordentlich Stimmung noch bevor Korn die Bühne betreten. Nebelmaschinen, springende Menschen und Leute beim Crowdsurfen sieht man auch nicht so oft beim Opening Act einer Show. "Die könnten auch allein ein Festival headlinen", erzählt mir jemand nach der Show.
Die Halle im Gasometer fühlt sich fast voller an als sonst bei ausverkauften Shows. Bis in die letzten Reihen ist die Stimmung für Korn ziemlich hochgehyped und Leute tauschen sich über ihre Lieblingsnummern aus. Als dann das Licht in der Halle ausgeht und der schwarze Vorhang vor der Bühne fällt, um die Band um Jonathan Davis zu enthüllen, packen das manche fast gar nicht mehr: "Here we go, motherfucker!" schreit jemand neben mir aufgeregt.
Wie macht man eine Setlist als Band wie Korn, wenn jede Generation ein eigenes Lieblingsalbum hat? Und jeder und jede irgendwo anders eingestiegen ist? Alles zusammenmixen, scheint die Antwort zu sein. Lieder vom allerersten Album folgen auf brandneue Tracks vom im Oktober erschienenen zwölften Album "The Serenity of Suffering" und natürlich Nummern vom großen "Follow the Leader". Wie ein reines Best-of hört sich das trotzdem nicht an. Da passt schon alles so und hat seinen Platz.
Roadrunner
Und wie reagiert das Publikum darauf? Ekstatisch in erster Linie einmal. Jedes Lied wird am ersten Hook erkannt, es wird mitgesungen, Plastikbecher durch die Luft geworfen, mitgesprungen und mitgegrölt. "Here to Stay" vom eher unbekannteren Album "Untouchables" kennt hier jeder und jede genauso auswendig wie Klassiker wie "Somebody Someone" und die neuen Lieder von "The Serenity of Suffering". Ein Konzert für die Fans eben und die scheinen die Halle auch hauptsächlich zu füllen.
Das generationenüberspannende Ding, das funktioniert auch live bei Korn besser als bei einigen anderen Bands. Und da kann man sich dann schon ein bisschen zwischen den Genres hin- und herbewegen. Während "Coming Undone" wird kurz mal "We Will Rock You" angestimmt, wieso auch nicht, da singen auch alle mit. Jemand scheint deutlich Spaß auf der Bühne zu haben und das ist Jonathan Davis, der grinsend ins Publikum blickt. Und für den Klassiker "Shoots and Ladders" kommt er schließlich sogar stilecht mit Dudelsack auf die Bühne.
Zur Zugabe kommen dann noch zwei ewige Lieblingslieder, "Falling Away From Me" vom Album "Issues" und das quasi Prequel dazu, "Freak on a Leash". Die Band hat jede Menge Drumsticks und Gitarrenpicks mitgebracht, die danach durchs Publikum verteilt werden. Verschwitzt, fertig, happy und erschöpft gehen die dann auch langsam aus der Halle. Für manch einen war es ein bisschen zu kurz, andere waren wieder wunschlos glücklich. Und Korn selbst? "Es war großartig", sagt Jonathan Davis. "Das war eine super Crowd heute. Ich könnte irgendeine coole Scheiße sagen, aber es ist einfach schön die Leute glücklich zu sehen". Und wie schaut die Zukunft für Korn aus, nächstes Jahr ist schließlich 25jähriges Jubiläum? "Wir werden einfach machen, was wir immer machen. Diese großen Parties schmeißen und Leute glücklich machen".