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Christian Stipkovits

I used to live on Vulcan, but then Spock let it blow up.

1. 4. 2017 - 13:13

Eine Arche für den Weltraum

Eine Fortsetzung oder eher ein Spin-Off des vielprämierten Games "Mass Effects 2" ist erschienen. Werden es die Macher erneut schaffen, Spielepreise einzuheimsen?

Nach 600 langen Jahren im künstlichen Kyroschlaf erwacht der Charakter, den ich spiele, auf einem riesigen High-Tech Raumschiff. Es handelt sich dabei um eine Arche, mit dem Ziel, in der Andromeda Galaxie Planeten zu besiedeln. Mit an Bord sind tausende Menschen, die darauf warten, neue Planeten zu ihrem Zuhause zu machen. Es herrscht Aufbruchstimmung, Euphorie und Anspannung, denn vor uns liegt viel Unbekanntes, und plötzlich wird unser Schiff von einer Weltraum-Anomalie beschädigt.

BioWare / EA

Bei Mass Effect Andromeda handelt es sich nicht um eine Fortsetzung der Storyline der bisher veröffentlichten Teile, denn die Arche wurde vor dem Ende des dritten Teils auf die Reise geschickt. Man muss also nicht die vorigen Teile gespielt haben, um die Story verfolgen zu können, und im Grunde hat man mehr Spielspaß, wenn man die übrigen Teile nicht kennt.

Mein Zwillingsbruder oder meine Zwillingsschwester (je nachdem, ob man sich entscheidet einen weiblichen oder männlichen Charakter zu spielen) fällt ins Koma, und ich werde mit einem Einsatzteam auf den nächstgelegenen Planeten gesandt, um eine sichere Basis zu suchen. Doch im Anflug stürzt das Shuttle ab und ich werde nicht nur mit einem unwirtlichen Planeten, sondern auch mit feindlichen Aliens konfrontiert.

Die Situation eskaliert weiter, mein Vater stirbt und übergibt seinen Posten an mich. Noch unter Schock muss ich mich den neuen Aufgaben als „Pathfinder“ stellen: Kolonisierbare Planeten aufspüren, dort vorherrschende Komplikationen lösen, neue Verbündete auftreiben und das Geheimnis um antike Reliktbauten lösen.

Die Hauptgeschichte von Mass Effect Andromeda verläuft etwas im Hintergrund, und das ist gar nicht so schlecht für Mass Effect-Veteranen, denn besonders viel Neues haben sich die Spiele-Writer nicht überlegt. Wir haben eine zentrale Anlaufbasis, den Nexus: Das gab es schon in den vorigen Teilen, nur mit einem anderen Namen. Wie zuvor ist auch, dass wir sehr schnell in die Heldenposition des Pathfinders gedrängt werden. Neu ist, dass geheimnisvolle Relikte Planeten bewohnbar machen.

Manche Nebenmissionen sind nervig: Planeten scannen beispielsweise. Man fliegt zu einem Planeten, scannt ihn, indem man ein Button drückt, und fliegt zum nächsten. Oder man stolpert in eine Problematik, bei der man plötzlich der Postbote der Galaxie wird.

Big <3 für die Crew

Positiv hingegen sind die Missionen, welche die Story vorantreiben oder bei denen es sich um die eigene Crew dreht. Hier werden emotionale Bindungen zu den Charakteren geschaffen. Jeder Besuch auf der Tempest, dem eigenen Schiff, lässt dich Gespräche zwischen Crewmitgliedern belauschen oder kleine Besonderheiten, wie einen blinden Passagier, entdecken.

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Die einzelnen Gespräche lassen dich dein Team und deine Crew kennenlernen, schalten Loyalitätsmissionen frei und führen nach diversen Flirtversuchen zu Partnerschaften.

Ob mit Menschen oder Aliens, ob in Form von hetero- oder homosexueller Orientierung, auf der Tempest ist für jeden etwas dabei. Sollte das nicht der Fall sein, gibt es auch in der restlichen Galaxie den einen oder anderen potentiellen Partner zu entdecken. Ob ihr nur die Snacks für einen Filmabend besorgt oder die kleine Schwester einer Teamkameradin rettet, es gibt immer etwas zu tun.

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Let's fight!

Den Charakter steuert man durchgehend in der 3rd-Person-Perspektive und in der üblichen Manier eines Deckungs-Shooters. Man hat nicht nur Pistolen, Sturm- oder Scharfschützengewehre im Inventar, sondern zentraler Bestandteil der Spielmechanik ist auch die Verwendung von Spezialfähigkeiten.

Aufgeteilt sind sie in drei Arten. Zum einen gibt es Kampffähigkeiten. Da gibt es Granaten oder Verbesserungen für einzelne Waffenkategorien. Die Fähigkeit Biotik umfasst das Werfen von Gegnern sowie Elementarschaden. Die Spezialfähigkeit Technik ermöglicht es Schilde zu überlasten, oder stellt dir eine praktische Kampfdrohne zur Verfügung, die den Schadensoutput unterstützt.

Zum anderen gibt es in allen drei Strängen passive Fähigkeiten wie eine Barriere oder die generelle Verbesserung aktiver Kräfte.

Nur drei von diesen aktiven Kräften können auf Tasten gelegt und im Kampf verwendet werden.

Gekämpft wird beinahe immer in einem Team, bestehend aus dem eigenen Charakter und zwei selbstständig agierenden Kameraden. Ich kann zwar meinen Teamkameraden Befehle geben, damit sie gemeinsam einen Gegner angreifen, oder sich zu einem bestimmten Punkt begeben - doch das ist bei den teilweise herausfordernden Kämpfen nur selten notwendig, denn das funktioniert in Andromeda recht gut und macht Laune.

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Für gute Stimmung sorgen auch die abwechslungsreichen Umgebungen, in denen die Kämpfe stattfinden. Denn die Planeten haben entweder keine Atmosphäre mit wenig Gravitation, eine karge, unwirtliche Umgebung oder sind Wüstenplaneten, auf denen es sehr heiß ist. Außerdem gibt es verstrahlte Planeten in der Andromeda-Galaxie.

Auch wenn die Planeten mit schönen Light- und Shader-Effekten für uns anfangs unbewohnbar sind, gibt es einige heimische Lebewesen, wie Käfer, Kolosse und Reptoren. Streicheln kann man die nicht, denn sie sind uns immer feindlich gesinnt. Leider dürfte es in der Andromeda Galaxie auf allen Planeten evolutionstechnisch sehr ähnliche DNA-Stränge gegeben haben, denn die „Tiere“ differenzieren sich von Planet zu Planet nur in wenigen Details.

No. No. No's!

Sucht man die Vielfalt bei den Planetenbewohnern vergebens, so findet man sie in Form von Spiele-Bugs leider zuhauf: Schon im Anflug auf einen Planeten muss man zusehen, wie das Raumschiff in der gerenderten Sequenz im Orbit des ebenfalls nicht vollständig dargestellten Planeten ankommt, die Texturen werden viel zu spät geladen.

Auf den Planeten findet man die Questgeber, die offensichtlich auch Probleme damit haben, dass ihr Raumschiff erst im Weltraum „zusammengebaut“ wird, denn sie sind manchmal nicht vorhanden: Das Icon um ein Gespräch zu beginnen ist zwar da, der NPC allerdings nicht, und selten ist auch ein Bug aufgetreten, bei denen man die Questgeber nicht ansprechen konnte. Ich konnte dies nur lösen, indem ich einen vorigen Spielstand geladen habe. Autsch!

Bugvielfalt

Ich kann es kaum glauben, dass ich die finale Release Version von Mass Effect Andromeda gespielt habe. Dass man dazu gezwungen wird, wie oben erwähnt, bei fehlenden Questgebern das Spiel auf einen vorigen Speicherzustand zurückzusetzen, ist sehr ärgerlich. Vor allem, weil es keinen Einzelfall darstellte.

Ladefehler, weil man im Spiel zu schnell vorangeschritten ist oder Kisten öffnet, und kein Menü angezeigt wird, kann man noch verzeihen. Doch die Animationsbugs von Charakteren sind gravierend. Es gibt Fehler in der Gesichtsdarstellung, wie zum Beispiel eine Fehlstellung der Augen. Das sieht sogar etwas witzig aus und man kann grinsen. Doch wenn während eines Gesprächs mit einem NPC der Kopf um 180 Grad gedreht wird, wird wohl beinahe jedeR SpielerIn vor dem Monitor den Kopf schütteln. Fehlen dann noch Körperteile, fällt es wohl sogar Mass Effect-Fanboys/Fangirls schwer, sich auf den eigenen Charakter und die Geschichte einzulassen.