Erstellt am: 25. 3. 2017 - 12:10 Uhr
Täglich grüßt das Murmelnier
Videospiele bringen Anwandlungen von Hochmut, Stolz und Ehrgeiz in einem hervor, so sie existieren. Erkennt man sie, kann man Games dazu benutzen, an ihnen zu wachsen. Man versucht dann, es nicht immer ganz so ernst zu nehmen, gut verlieren zu lernen, das Scheitern zu umarmen. Und auch mal erhobenen Hauptes ein Spiel in der Schwierigkeitsstufe "Easy" zu spielen.
Das ist oft leichter gesagt als getan. Gerade Videospielmenschen sind mitunter von einem merkwürdigen Ehrenkodex getrieben, dessen Ursprung man oft selbst nicht so richtig rückverfolgen kann. Und natürlich habe ich erst mal nicht auf "Easy" gespielt, sondern auf "Normal". Wäre ja noch schöner!
Square Enix
Am Anfang war das Shmup
Zu Beginn von "Nier: Automata" ist ja auch alles harmlos. Ich fliege mit einem Raumschiff in klassischer "Pew, Pew"-Manier à la "Space Invaders" und Co. durch eine zerbombte Landschaft. Kurz danach crashe ich, und aus dem Cockpit des Mechwarriors steigt eine platinblonde Frau in schwarzem Goth-Outfit. Sie zückt ihr langes Schwert und nun kämpfe ich mit ihr gegen einen kleinen Schwarm drolliger, aber wildgewordener Miniroboter.
Die Protagonistin heißt 2B und ist ein Androide - einer von vielen, die von der in den Untergrund geflüchteten Menschheit gebaut worden sind. Sie sind Soldaten im Kampf gegen die tyrannische Herrschaft der Maschinen, die uns von übel gesinnten Aliens geschickt worden sind. Als Menschenroboter kann ich mit 2B ohne Pausen in höchster Agilität laufen, springen und das Schwert schwingen. Nachdem erst mal einige kleinere Bots um viele Köpfe kleiner gemacht worden sind, kommt auch schon der erste Endgegner: zwei überdimensionale Sägeblätter, und kurz danach ein riesiger Stahlkoloss. Ich spiele auf "Normal". Kann doch kein Problem sein.
Von besagtem Stahlkoloss weiß ich die längste Zeit noch gar nichts. Denn ich scheitere zwei Mal bereits bei den Sägeblättern und fange danach - kein Scherz - wieder ganz von vorne an. Bis man wieder beim Endgegner angelangt ist, vergeht jeweils circa eine halbe Stunde. "Nier: Automata" möchte so sein. Man soll nicht überall speichern können, damit es um etwas geht. Damit man etwas zu verlieren hat (Lebenszeit nämlich). Danke für's gute Vorbild, "Dark Souls"! Not.
Später überwinde ich doch meinen Stolz, vorrangig zur Schonung der eigenen Nerven. Aber sogar auf "Easy" unterliege ich den idiotischen Sägeblättern ein weiteres Mal. Erst beim vierten Mal klappt es mit fest umklammertem Gamepad und sehr aufrechter Körperhaltung dann doch noch. "Nier Automata" beansprucht somit eindeutig den seltsamsten und frustrierendsten Prolog der jüngeren Videospielgeschichte für sich.
Mit Elan durch der Postapokalypse
Nach dem Stahlkoloss beginnt das Spiel erst richtig: Ich laufe durch eine offene Spielwelt, rüste meine Heldin mit diversen Features auf, reite auf Wildtieren, kämpfe gegen immer mehr Roboterwesen, erfahre merkwürdige Dinge über das, was in dieser Welt passiert ist und noch passieren wird.
Square Enix / Robert Glashüttner
"Nier: Automata" ist ein selten gesehener Hybrid aus Hack'n'Slay, Shmup und Rollenspiel und für PS4 und Windows erschienen.
Die Bots sind oft riesig und erinnern in ihrer Macht und Erhabenheit immer wieder an das fantastische "Shadow of the Colossus". "Nier Automata" ist von der ersten Minute an ebenso sonderbar wie faszinierend. Es ist ein wundersames und sehr umfangreiches Spiel - allerdings nur dann ergiebig, wenn man sich ihm aufmerksam widmet. Wer es gerne unkonventioneller mag, sollte die Zeldas, Horizons und Mass Effects erst mal eine Weile ruhen lassen und sich lieber der stilsicheren Rettung der Menschheit widmen. Glory to mankind!