Erstellt am: 21. 3. 2017 - 10:02 Uhr
Vergeudete Chancen, fade Superhelden
"Power Rangers", also. Nachdem in den letzten Jahren mit "Transformers" und "Teenage Mutant Ninja Turtles" schon andere 90er-Jahre-Multimediamarken für eine neue Generation von Konsumenten wiederbelebt wurden, dürfen jetzt auch die morphenden High-School-Teenager-Superhelden ins Kino zurückkehren. Auch ein Reboot, auch in großer bombastischer Blockbuster-Optik - nur bleibt die "Power Rangers"-Neuadaption leider auch als Easy-Watching-Actionspaß hinter den Erwartungen zurück, obwohl sich damit eine neue Chance geboten hätte, den Zugang zum aktuellen Blockbuster-Kino neuzudenken.
Kinostart
"Power Rangers" startet am 23. März in den Kinos.
In den 90er Jahren war die "Power Rangers"-Fernsehserie vor allem aus einem Grund eine besondere Erscheinung am TV-Bildschirm: Nach dem Vorbild von japanischen Action-Shows, vor allem der Serie "Super Sentai", die in Japan schon seit den 70er Jahren zu sehen ist, nahm man das Ursprungsmaterial nicht nur als Vorlage, sondern adaptierte es auch einfach. Daraus entstand eine für westliche Verhältnisse erfrischend ungewöhnliche Serie, die vor allem in ihren Actionszenen übertrieben absurdes Entertainment lieferte. In denen Charaktere so großartige One-Liner lieferten wie "These lettuce hands are in my way".
Power Rangers ohne Power
Wie macht man also ein neues Reboot der "Power Rangers" im Jahr 2017? Man könnte sich auf die amüsant-kurzweiligen Wurzeln der Serie besinnen, die Absurdität von fünf Teenager-Superhelden feiern und das mit großen Kinobudget umsetzen. Dass solche selbstreferenziellen Spielereien sehr gut funktionieren können, hat nicht zuletzt "Deadpool", einer der erfolgreichsten R-Rated-Filme aller Zeiten, bewiesen.
Man könnte auch die klassische Route eines Films gehen, der wirkt, wie als wäre er von einem Komitee geschrieben, der seelenlos den Trends des Blockbusterkinos der letzten Jahre nachläuft und versucht so risikolos wie möglich die größte Schnittmenge eines theoretisch existierenden Kinopublikums zu erreichen. Leider ist "Power Rangers" so ein Film geworden. Und leider verzichtet er so sehr auf Risiken, dass auch Freunde und Freundinnen der Standard-Hollywood-Action nicht auf ihre Rechnung kommen.
Lionsgate
Back to School
Es ist kein Leichtes, eine Serie wie "Power Rangers", die einerseits High-School-Teenie-Drama, andererseits fantastische Superheldengeschichte ist, unterhaltsam umzusetzen. Fokussiert man sich auf den eher realistischen Part? Auf das tägliche Leben der Außenseiter-Teenager, die lernen müssen, den Herausforderungen ihres Alltags gegenüberzustehen? Oder legt man den Fokus auf die Actionelemente voller Slapstickhumor und höchst absurden Elementen?
Das Zwischenspiel davon war schon immer der Schwachpunkt der "Power Rangers"-Serie. So unterhaltsam und auch sehr schön inszeniert die Kampfsequenzen in der Show waren (die ja auch mal identisch aus den japanischen Vorlagen übernommen wurden), so langweilig und langatmig präsentierten sich die alltäglichen Geschichten aus High-School-Leben und Coming-of-Age-Drama. Leider orientiert sich die Filmadaption näher an diesen eher realistischen Elementen - Spannung entsteht dadurch kaum.
Lionsgate
Wie so viele Superheldenfilme der letzten Jahre glaubt auch der neue "Power Rangers"-Film, er müsse ganz am Anfang beginnen und ist eine klassische Origin-Story. Dass das im Falle der Rangers eine besonders fade ist, wird hier leider vergessen. Und so vergeht knapp eine Stunde im Film, bevor die Superhelden überhaupt anfangen, ihr Superhelden-Alter-Ego - und damit auch die großartigen Spandex-Anzüge der Power Rangers - zu entdecken.
Und selbst dann schafft es der Film nicht mehr richtig unterhaltsam zu werden. Nicht zuletzt aufgrund der besonders unfokussierten Regie, die vor allem daran scheitert, die besonders essenziellen Actionsequenzen eindrucksvoll zu inszenieren. Tatsächlich verlässt man das Kino letzten Endes mit dem Eindruck, dass sogar die Kampfszenen in den früheren Low-Budget-TV-Shows der "Power Rangers" besser umgesetzt waren.
Lionsgate
Power Rangers-Marathon
Auf Twitch.tv läuft aktuell ein Power Rangers-Marathon mit allen 831 Folgen. Noch bis zum 26. März kann man einschalten.
Die Chance wäre groß gewesen, mit "Power Rangers" mal etwas anderes, abseits der gewohnten Superheldenkost zu machen. Das ist schließlich eine Serie, die hat so Ableger mit Namen wie "Power Rangers in Space", "Lightspeed Rescue", "Time Force" oder "Dino Thunder". Wieso nicht mal zur Abwechslung den Standardpfad der Neuadaptionen verlassen und die Power Rangers das machen lassen, was sie am besten können - wunderliche One-Liner loslassen, Martial-Arts-Moves demonstrieren und sich gegen stereotype Comicbuch-Bösewichte durchsetzen? Vielleicht wäre das auch kein guter Film geworden, so finden wir das jetzt aber trotzdem nie raus.
Stattdessen wird ein weiterer Ableger des immer gleichen Superheldenfilms veröffentlicht, der sich in einem übersättigten Markt schwer tun wird, nicht sofort vergessen zu werden. Aber wenigstens macht sich der CEO von Lionsgate schon Gedanken darüber, sieben weitere Teile der "Power Rangers" in die Kinos zu bringen.