Erstellt am: 14. 3. 2017 - 11:00 Uhr
Tricky Women
Unüberblickbar erscheint die Welt des Animationsfilms in Japan für EuropäerInnen. Aber davon ließen sich die Organisatorinnen von Tricky Women nicht abschrecken: Beim diesjährigen Festival steht Japan im Fokus.
Ganze drei Kurzfilmprogramme führen ins Land der aufgehenden Sonne. Reich und höchst unterschiedlich präsentiert sich das Filmschaffen: Arbeiten von der Tokyo University of the Arts sind ebenso zu sehen wie Box-Office-Hits. Österreich-Premiere hat Sunao Katabuchis Langfilm und Weltkriegsdrama "In This Corner of the World", der in Japan sogar in 63 Kinos gestartet ist und auf einem gleichnamigen Manga basiert. Die Geschichte spielt in den Jahren 1944/45 nahe Hiroshima.
Und wer hätte gedacht, dass ein Videoclip wie "Master Blaster" aus Japan kommt?
Der Name ist Programm: Tricky Women zeigt weibliches Animationsfilmschaffen. Auch im internationalen Wettbewerb, der Arbeiten aus Ungarn über Russland bis aus Taiwan zeigt, ist Japan vertreten: "Feed" ist ein kompletter Gegenentwurf zu jenem Manga-Stil, der dem Westen am vertrautesten ist. Keine runden Gesichter mit großen Augen werden einen von der Leinwand im Metro Kino in Wien anglubschen. Im handgezeichneten "Feed" von Eri Okazaki versetzen zwei riesenhafte Gestalten Bäume und während Kinder in einem Tagtraum mit einer Ziege spielen, rationieren Frauen Nahrung.
Spannend ist die Programmschiene "Animated Documentaries". Hier findet sich etwa die "No Go Zone", eine animierte Kurzdoku, die in acht Minuten vom Alltag der Menschen erzählt, die nach dem Tsunami und der Nuklearkatastrophe in Fukushima zurückgeblieben sind.
Wie sich ein Hund mit einer deformierten Pfote aus dem Schlammboden eines Zuhauses aufrichtet, ist eine der bedrückendsten Szenen des Kurzfilms und im Trailer zu sehen:
No-go zone (trailer) from Atelier Zorobabel on Vimeo.
Zu Gast bei Tricky Women ist auch die schwedische
Video- und Performance-Künstlerin Joanna Rytel. Ihre Knet-Animation "Moms on fire" tourt geradezu internationale Festivals. Darin tauschen sich werdende Mütter aus, wie das zuvor noch niemand gezeigt hat. Der Countdown steht auf vier Tage vor der Geburt. Dem Kleinkind werden seltsame Gedanken zugeschrieben, die Männer sind abwesend. Trotzdem passiert so einiges auf dem Sofa, die Nacktkatze glotzt. "Rytel likes to confront her viewers with feelings of discomfort", schrieb das International Film Festival Rotterdam in die Kurzbio der Künstlerin, deren große Themen Macht, Identität und Sexualität sind.
Joanna Rytel
Wem nach den Filmen nach Knetmasse und Zeichnen ist, für den hat das internationale Animationsfilmfestival Tricky Women zwei Workshops im Programm: Mangazeichnen lehrt Sookyung Yoo vom Manga Museum Kyoto und es gibt einen Trickfilmworkshop für EinsteigerInnen. Plastilin kann man hierzulande übrigens sogar in Trafiken kaufen.