Erstellt am: 13. 3. 2017 - 14:02 Uhr
Lachen on demand
Es gab mal eine Zeit, da war das internationale Konzept von Stand-Up-Comedy noch nicht so verbreitet in Österreich. "Kabarett" lautete eher die Devise, regionale Satire und politisch-komische Beobachtungen österreichischer Alltäglichkeiten. "Stand-Up", das war eher ein negativ belastetes Wort und wurde verbunden mit einfachem Entertainment, breitgefächerter Comedy und im schlimmsten Fall als das gesehen, was man abschätzig unter seichter Unterhaltung versteht.
Zwischen Kabarett und Comedy zu unterscheiden, das fiel zumindest Comedians aus den USA und Großbritannien, den großen Vorzeigeländern vielfältiger komischer Unterhaltung, nie ein. Nicht zuletzt, weil die Begrifflichkeit des "Kabarett" dort auch nicht wirklich existiert. Stand-Up-Comedy ist alles, erlaubt sich vieles und kann von radikalster Satire bis zu einfachsten Lachnummern jedes Spektrum abdecken.
In den letzten Jahren zeigt sich aber auch hierzulande eine Akzeptanz von internationaler Stand-Up-Comedy. Global erfolgreiche KomikerInnen wie Eddie Izzard, Russell Brand oder Margaret Cho statten mittlerweile auch Wien Besuche ab und in den Pubs, Theatern und Beislkellern des Landes finden mittlerweile Open-Mic-Abende statt, die sich eher (und oft auch auf Englisch) als Stand-Up-Shows denn als Kabarett-Veranstaltungen verstehen.
Netflix
Und wie sieht das aus, wenn man sich mal nicht außer Haus bewegen will und Comedy in den eigenen vier Wänden am Fernseher oder Laptop anschauen will? Über Youtube ist das schon seit längerem möglich und Komiker wie Louis C.K. oder Jerry Seinfeld bieten ihren Content entweder gratis oder für Geld auch international online an. Ein richtiger Fokus auf das Live-Comedy-Genre lässt sich aber anhand des immer weiter wachsenden Angebots von Streamingdiensten erkennen, die internationale Acts auch dem österreichischen Publikum vorstellen.
Weit vorne dabei ist da der Streamingservice Netflix, der langsam zu einem der wichtigsten Player für die Ausstrahlung von Stand-Up-Comedyprogrammen aufsteigt: Letztes Jahr hat Netflix über zwanzig Stand-Up-Specials veröffentlicht. Vor kurzem kündigte der Service an, 2017 jede Woche ein neues Programm zu veröffentlichen. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass Comedy-Specials um ein Vielfaches günstiger zu produzieren sind als klassisches Fernsehen.
Aber es ist nicht alles Gold was glänzt und von höchster Qualität, was man sich da anschauen kann. Deswegen ein paar Empfehlungen:
Amy Schumer - "The Leather Special"
Spätestens seit dem Film "Trainwreck" aus dem Jahr 2015 gilt die mit einem Emmy ausgezeichnete Komikerin Amy Schumer als eine der wichtigsten Stimmen der US-Comedy-Szene. Aufgrund ihrer Kinoerfolge ist Schumer hierzulande vor allem als Schauspielerin bekannt geworden, spätestens mit ihrem kürzlich erschienenen Stand-Up-Comedy-Programm „The Leather Special“ sollte sich das aber ändern.
Louis CK - "Hilarious"
Einer der größten Comedians der USA ist zurzeit Louis C.K. Die Programme des Komikers kann man schon seit längerem über seine Website käuflich erwerben, mittlerweile haben aber auch Streamingdienste gleich mehrere Shows des Vorzeigecomedians im Programm.
Trevor Noah - "Afraid of the Dark"
Einen schweren Start seiner internationalen Karriere hatte der südafrikanische Comedian, Autor und Moderator Trevor Noah: 2015 übernahm er die legendäre Politsatire "The Daily Show" von Ausnahmetalent Jon Stewart und musste damit in ganz schön große Fußstapfen treten. Spätestens seit dem Wahlsieg Donald Trumps bei der US-Präsidentenwahl zeigte sich Noah aber kampflustiger und pointierter und bewies, dass hier ein ganz großer Satiriker am Werk ist. Was er auch in seinem Stand-Up-Programm "Afraid of the Dark" beweist, das aufgrund seines Erscheinens nach dem Wahlerfolg Donald Trumps dazu noch topaktuelle politische Satire bietet.
Demetri Martin - "Live (At the Time)"
Auch hierzulande unbekanntere Comedians haben durch das globale Lizensieren ihrer Inhalte plötzlich die Chance, einem neuen Publikum vorgestellt zu werden. Der langjährig als Komiker aktive Demetri Martin zum Beispiel, der in seinen Programmen in Tagträumereien versteckt über die Komplexitäten des Alltags philosophiert.
Ali Wong - "Baby Cobra"
Die Komikerin und Autorin Ali Wong hat in der Vergangenheit auch schon mit Amy Schumer zusammengearbeitet und schreibt für die Comedyserie "Fresh off the Boat". In ihrem eigenen Comedy-Special bewegt sich Wong zwischen Post-Ironie und dunklem Humor und repräsentiert damit - wie schon Amy Schumer - eine neue Schule der US-Stand-Up-Comedyschule.
Colin Quinn - "The New York Story"
Der Komiker Jerry Seinfeld arbeitet nicht nur aktiv an unterhaltsamen Gesprächen mit Comedy-KollegInnen in seiner Show "Comedians in Cars Getting Coffee" und feierte als Autor und Schauspieler in der TV-Show "Seinfeld" Erfolge. Er arbeitet auch an den Projekten anderer Stand-Up-KomikerInnen mit. Für das Special von Colin Quinn, der von Seinfeld als eine/r der wichtigsten New Yorker Comedians genannt wird, führte er kürzlich Regie. Das Stand-Up-Programm "The New York Story" geht auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Stadt und stellt in komödiantischer Großartigkeit deren Entstehung, BewohnerInnen und Eigenheiten vor.