Erstellt am: 9. 3. 2017 - 15:03 Uhr
Freeride World Tour in Fieberbrunn
Drei Tage lang haben die besten Rider der Welt auf das Sonnenfenster warten müssen, das nötig ist, damit sie ihre spektakulären Runs bei der Freeride World Tour (FWT) am Wildseeloder in Fieberbrunn fahren können.
reich
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Ich habe die "Down Days" genossen, denn während es geschneit hat, bin ich meinen größten Heldinnen und Helden auf ihren Treeruns nachgefahren. Und hab ganz ausführlich die Gelegenheit gehabt, ihnen beim Studieren des Hangs über die Schultern zu schauen und lange Gespräche zu führen.
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Was für Laien einfach nur wunderschön anzusehen ist - wenn SkifahrerInnen oder SnowboarderInnen glitzernde Sprayturns in ein unberührtes Face zaubern - ist aus der Nähe betrachtet eine körpermotorische Genieleistung, die mich immer mehr zum Staunen bringt, je näher ich der Action komme. Hier könnt ihr das Replay des gesamten Contests von Mittwoch, 8.3. nachschauen, mit praktischen Cues zu den Ridern, die euch interessieren:
Die Highlights:
Lorraine Huber aus Lech am Arlberg (AUT), die den zweiten FWT-Stopp in Andorra gewonnen hatte, begann ihren Lauf mit einem doppelten Cliffdrop und legte dann noch drei weitere Sprünge drauf. Ihre äußerst flüssige und schnelle Fahrt brachte ihr 91,33 Punkte und damit den Sieg. Die Vorarlbergerin fährt nun als Führende der Rangliste nach Haines/Alaska: „Ich habe mich sehr gewissenhaft vorbereitet und es kam mir sehr zugute, dass ich das Face gut kenne. Mir war es wichtig, flüssiges, sicheres und gutes Skifahren mit guten Sprüngen zu zeigen. Es war mir noch nie gelungen, hier in Fieberbrunn Erste zu werden. Das ist einfach ein Traum, der in Erfüllung geht.“
freerideworldtour.com/MKnoll
Kristofer Turdell (SWE) gewinnt mit einem sagenhaften Run bei den Skifahrern. Der junge Schwede, der sich immer gemeinsam mit seinem Buddy Reine Barkered vorbereitet, hat den eindeutigen Siegerrun am Wildseeloder hingezaubert. Wunderschöne Sprayturns im Sonnenlicht als Intro, dann im schwierigsten Gelände einen fast übermenschlich weiten Cliffdrop und auch im unteren verspielten Teil eine flüssige, immer gut kontrollierte Linie.
Auf die Frage, was sein Geheimnis sei, wie man Sprünge von haushohen Felsen so sicher stompen kann, antwortet er ähnlich verschmitzt wie sein Vorbild mit schwedischem Understatement:
„Ich denke du musst einfach mit Engagement auf den Absprung zufahren. Du darfst beim Takeoff nicht zögern. Einfach vorbereitet sein und zentral auf deinen Skiern stehen. Dann wirst du den Sprung gut landen.“
Haha - so einfach geht das?
„Yep.“
freerideworldtour.com/Daher
Dramatische Stürze
Im Bus zum Hotel fragt mich ein etwa 13jähriger Einheimischer, der den Contest nicht sehen konnte, weil er zur Schule musste: „Und - hats arge Stürze gegeben?“ Tja, hat es. Glücklicherweise ohne schwere Verletzungen. Der junge Mann im Bus bringt mit kindlich-unverblümter Grausamkeit das zum Ausdruck was Sporthistoriker als „die Lust an Todesbewältigungsritualen“ bezeichnen. Die Stürze sind grauenhaft, aber gleichzeitig freut es die Menschen zu sehen, dass man sowas überleben kann. Dennis Risvoll aus Norwegen hat nach einem fantastischen Run im oberen Teil einen „blinden Absprung“ kurz vor dem Finish von der Richtung her falsch eingeschätzt und ist im Flug seitlich gegen eine Felswand gekracht. Der Russe Ivan „Mad“ Malakhov hat im felsigen oberen Teil just vor dem Cliff, das er springen wollte bei der Speedcontrol verkantet und ist rückwärts die Felsen runtergestürzt. Beide sind mit relativ glimpflichen Verletzungen davongekommen. Und der schnellste Mann im Freeridezirkus, der Schweizer Jeremie Heitz ist bei einem der größten Drops im oberen Teil beinahe auf einem Felsen gelandet, hat ca. 20 Tomahawks gemacht und somit die Qualifikation für Alaska und das Grande Finale in Verbier nicht geschafft. Konnte aber immerhin selbst ins Tal abfahren.
freerideworldtour.com/Daher
Ohne gruselige Stürze, in purer Schönheit ist der Contest in der Kategorie Snowboard abgelaufen. Der Führende im Gesamtranking, Sammy Luebke (USA) hat auch in Fieberbrunn gewonnen. Thomas Feurstein (AUT) wird Dritter. Bei den Damen gewinnt Marion Haerty (FRA).
Und die Legende, Flo Orley (AUT) hat sich von der FWT mit einer wirklich einzigartigen Line verabschiedet.