Erstellt am: 7. 3. 2017 - 17:42 Uhr
Die Erde gehört jemand anderen
Aloy ist bereits als Baby von ihrem Volk verstoßen und dann von einem ebenfalls verstoßenen Krieger aufgezogen worden. Erst als junge Frau bekommt sie die Möglichkeit, sich in einem Ritual zu beweisen und so in die Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Doch es wirkt so, als ob die junge Jägerin Aloy auch dann nicht so recht in diese Community reinpassen sollte.
Zuerst wirkt das Setting des neuen PS4-exklusiven Rollenspiels "Horizon Zero Dawn" nicht allzu unkonventionell. Doch schon bald entpuppt sich die hübsche Videospielwelt als eine ausgefuchste Mischung aus Fantasy und Science Fiction, wo lineare Zeitlinien und progressive Evolution gekonnt durchbrochen werden. Das funktioniert in Games gut, denken wir nur an die "Assassin's Creed" oder "Borderlands"-Serien oder das im Herbst erscheinende "ELEX".
Sony Playstation / Guerrilla Games
Vom verwunschenen Kind zur rettenden Heldin
Das Volk der Nora ist ein Matriarchat, das dem Findelkind Aloy sehr skeptisch gegenüber steht. Doch als am Tag der "großen Prüfung" die Gemeinschaft überfallen und größtenteils grausam abgeschlachtet wird, nimmt man sie plötzlich als eine Art Auserwählte wahr. Aloy muss nun herausfinden, wer hinter dem Massaker steckt und warum die Maschinen die Herrschaft übernommen haben.
Schon ganz zu Beginn des Spieles wird klar, dass "Horizon Zero Dawn" nicht die Standard-Rollenspielkost bietet, die man landläufig gewohnt ist: Auf den weitläufigen Wiesen und Wäldern streunen seltsame, imposante Robotertiere herum, und unterirdische Höhlen entpuppen sich als ehemalige Labore einer untergegangenen High-Tech-Zivilisation. Im allerersten Spielabschnitt steuern wir Aloy noch als Kind durch eine dieser Höhlen und finden eine Art visuelles Interface, das sie sich an die rechte Schläfe steckt und mit dem sie – "Terminator" und Co. lassen grüßen – die Umgebung scannen und manipulieren kann.
Egal, ob als neugieriges Kind oder mutige Jägerin: Wir tragen unser futuristisches Interface das ganze Spiel hindurch und verschaffen uns so markante Taktikvorteile: Die Metalltiere können auf Bewegungsrouten und Schwachstellen gescannt werden. Treffen wir hingegen andere Menschen mit einem ähnlichen Interface, ist Vorsicht geboten.
Aloy ist nicht nur mutige und agile Jägerin, sondern fungiert auch als eine Art Wissenschaftlerin, die den stark spirituell und rituell geprägten Völkern im Spiel beweisen will, dass die Herrschaft der Roboter mit dem damit einhergehenden Zurückdrängen der Menschen einem bestimmten Muster folgt.
Sony Playstation / Guerrilla Games
Jagd mit Nervenkitzel
"Horizon Zero Dawn" begeistert sowohl hinsichtlich Story, Präsentation als auch Spiel. Das Grundprinzip ist uns mittlerweile vertraut: Wir werden in eine zeitgenössische, offene Spielewelt geworfen. Und wir töten Rollenspiel-typisch Monster, sammeln und basteln Gegenstände und erledigen diverse Hol- und Bringaufgaben. Doch die Kämpfe sind hier wirklich packend, vor allem, weil der Fernkampf mit Pfeil und Bogen ein zentrales Element des Spiels ist. Darüber hinaus stellen wir den Robotertieren diverse Fallen und müssen dabei das jeweilige Gelände geschickt nützen. Aloy selbst ist eine gut gelungene, starke weibliche Heldin ohne dumme sexuelle Inszenierung.
Sony Playstation / Guerrilla Games
Mechazelda
Vergleicht man das zweifellos fantastische, aber spielerisch und erzählerisch doch eher konservative Märchen des neuen "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" mit der Welt und den Wesen aus "Horizon Zero Dawn", sehen Link und Hyrule trotz malerischer Grafik recht schnell überholt aus. A propos Grafik: Weil das Spiel ein Exklusivtitel ist, konnte Hersteller Guerrilla Games die Playstation 4 technisch sehr gut ausreizen. "Horizon Zero Dawn" ist schon jetzt ein Höhepunkt des Spielejahres 2017.