Erstellt am: 7. 3. 2017 - 13:35 Uhr
Welcher Feminismus ist der richtige für uns?
Im Jahr 2008, im Zuge ihres ersten Wahlkampfes, hat Hillary Clinton gesagt: „Ich kann mich nicht als Frau zeigen, weil Männer das hassen und weil Frauen, die Frauen nicht leiden können, das hassen und ich glaube, von diesen Frauen gibt es sehr viele.“
Bei der Wahl 2016 haben 49% der schwarzen Frauen Hillary Clinton gewählt und 53% der weißen Frauen Donald Trump.
FM4 Auf Laut – Feminismus für alle!
Live aus dem phil in Wien:
Elisabeth Scharang diskutiert am 7.3. ab 20:30 mit Corinna Milborn, Katharina Mückstein, Martin Prinz und Yasmin Hafedh aka Yasmo.
„They have put political correctness over common sense“, polterte Trump in einer seiner Reden gegen Hillary Clinton und Barack Obama. Angesprochen auf seine Beleidigungen Frauen gegenüber sagte Trump, dass er keine Zeit habe für political correctness, so wie es sich das ganze Land nicht leisten könne, zimperlich zu sein, wenn es um die Wortwahl gehe. Dieser perfiden Strategie - so zu tun, als würde political correctness die „normale Bevölkerung“ und die „linke Elite“ spalten, weil diese nur darauf aus sei, dem Volk das Wort zu verbieten oder es ihm im Munde umzudrehen - sind viele auf den Leim gegangen. Auch viele Frauen.
recitethis.com
Die alte Strategie des Lächerlichmachens und des Banalisierens funktioniert immer noch. Und so grinsen die oft weißen, zumeist männlichen Heteros aus ihrem Macht-Leo auf die, die um Gleichberechtigung kämpfen.
Aber zurück zur amerikanischen Wahl. Die Frauenbewegung rund um den Women's March auf Washington am 21. Jänner hat die Themen Immigration, Abtreibung, Rassismus, Umwelt und Ungleichheit unter einen großen Hut versammelt und ist als eine der größten Massendemos in die amerikanische Geschichte eingegangen. Frauen haben den Widerstand angeführt und aus allen Ecken der Gesellschaft sind die Menschen, animiert durch Trumps Drohungen und Reden, gefolgt.
FM4 Auf Laut live aus dem phil: Feminismus für alle!
Was hat die verlorene Wahl von Hillary Clinton verändert? Was hat das für eine Frauenbewegung verändert? Bringt der Feminismus die linke Opposition zusammen? Und was ist in den letzten Jahren passiert, dass ein Bekenntnis zum Feminismus den negativen Touch verloren hat? Oder betrifft das nur die Realität in einer Blase von Künstlerinnen, Modemacherinnen und Start-up-Unternehmerinnen?
Wir in FM4 Auf Laut wollen den Ist-Stand ermitteln: Wo stehen wir in den wichtigen Fragen unseres Alltags und unseres Zusammenlebens? Wie wollen wir Kinder aufziehen? Wie wollen wir Beziehungen leben? Wer soll unter welchen Bedingungen die Kohle verdienen?
Und wo stehen wir, wenn es um die weiblichen Vorbilder und die Sichtbarkeit von Frauen geht?
Gibt es in Österreich einen breiten gesellschaftlichen Konsens für die Forderung nach einer Gleichberechtigung der unterschiedlichen Geschlechter – im Privaten wie im Öffentlichen und Beruflichen?
Diese Fragen diskutiere ich heute Abend mit einer fantastischen Runde:
Corinna Milborn
http://www.milborn.net
Corinna Milborn ist Journalistin, Autorin und Informationsdirektorin bei Puls 4.
„Ich bin im 5. Monat schwanger zur Infochefin befördert worden. Das Hausfrauenmodell, wo Mütter zu Hause bei den Kindern sind und keine Kontakte mehr haben, führt zu einem verdammt hohen Valiumverbrauch und zu Depressionen. Ich bin immer gefragt worden, wie ich mit Kind arbeiten konnte, Männer werden das nie gefragt. Die Lösung heißt Halbe-halbe, dann funktioniert es. Wenn Väter ihre Hälfte erledigen sogar ziemlich easy. Als Frau allein für ein Kind zuständig zu sein und das mit dem Job zu vereinbaren, das geht nicht. So viel Organisationstalent kann man gar nicht haben.“
Katharina Mückstein
CC BY-SA 3.0 Manfred Werner / Tsui
Katharina Mückstein ist Filmemacherin, Mitbegründerin des Arbeitskollektivs und Produktionsunternehmens La Banda Film und Vorstandsmitglied des Frauenfilmnetzwerks FC Gloria.
„Als Kinoregisseurin wird man aber ständig darauf hingewiesen, dass man sich als Frau in der Minderheit befindet. Ich hatte keine Rolemodels, kannte nach dem Studium keine Regisseurinnen. Im Kanon der Filme, die in meinem Studium besprochen wurden, kamen Filme von Regisseurinnen nicht vor.“
Martin Prinz
Martin Prinz ist Schriftsteller und hat in seinem letzten Roman „Die letzte Prinzessin“ die Lebensgeschichte einer verwöhnten Enkelin, Habsburgerin und Sozialistin, einer vierfachen Mutter und Salondame erzählt und stellt damit die Frage:
Wer schreibt Geschichte? Und was hat es für Auswirkungen, dass die männliche Geschichtsschreibung Frauen weitgehend außen vor gelassen hat?
Wer schreibt Geschichte? Und was hat es für Auswirkungen, dass die männliche Geschichtsschreibung Frauen weitgehend außen vor gelassen hat?
Yasmo
Robert Maybach
Yasmin Hafedh aka Yasmo ist Rapperin und macht Spoken Word Performances. Im Jahr 2009 hat sie die 13. deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften gewonnen.
„Das noch immer nicht überwundene Patriarchat ist nicht nur eine Erscheinung des Hiphop, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. Früher habe ich selbst gesagt: Die Quotenregelung ist dumm, denn wenn man konsequent auf ein Ziel hinarbeitet, erreicht man es auch. Frauen haben aber von vornherein schlechtere Chancen als Männer. Das Ziel ist also, über Bewusstseinsbildung dahin zu kommen, wo Quoten nicht mehr notwendig sind.“
Dienstag, 7. März, ab 20:00 Uhr
Die Veranstaltung bei freiem Eintritt beginnt um 20:00 Uhr im phil in der Gumpendorferstraße 10, 1060 Wien; die Diskussion ist ab 20:30 Uhr live in FM4 Auf Laut und gleich nach der Sendung auch für 7 Tage im FM4 Player zu hören.