Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Fashionstatement Kopftuch"

Dalia Ahmed

Schaut gern Sachen im Internet und Leute auf der Straße

8. 3. 2017 - 06:00

Fashionstatement Kopftuch

Halima Aden ist gläubige Muslimin, Model und Misswahl-Teilnehmerin. Ich frage mich, geht sich das alles unter einem Hijab aus?

Es ist New York Fashion Week. Am westlichen Ufer Manhattans in Chelsea auf dem Pier 59 tummeln sich die üblichen Verdächtigen des Mode Business. Von der ersten bis zur letzten sind alle Reihen besetzt. Es ist finster. Musik von einer Kollaboration von Kanye West und The-Dream dröhnt um den Laufsteg herum. In der Mitte ein riesiger Obelisk. Das ganze Tam-Tam halt. Und dann beginnt sie: Kanyes Show "Yeezy Season 5".

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Same old, same old. Kanyes cooles oversized Gewand für die mit den oversized Geldbörsen. Bei seinem fünften Anlauf ist die Kleidung sogar weniger durchlöchert und tragbarer. Dafür aber auch fader, aber das ist egal. Denn plötzlich betritt sie den Laufsteg. "Sie", das ist Halima Aden. Sie ist so groß und schlank wie die anderen Models. Sie hat das klassische "Model Face" – also eigen, aber symmetrisch und schön – und doch sticht sie heraus.

Halima Aden bei der Fashion Week in Mailand

Miguel MEDINA / AFP

Halima Aden bei der Fashion Week diesen Februar in Mailand

Halima trägt nämlich ein Kopftuch. Etwas, was man außer bei der Arab Fashion Week noch nie auf den großen Laufstegen gesehen hat.
Die 19jährige Amerikanerin, die in einem Refugee Camp in Kenia geboren wurde, ist die erste mit Hijab und IMG-Models-Vertrag. Und das ist ein ziemlich großes Ding. Halimas IMG-Models-Kolleginnen sind unter anderem Michael Jacksons Tochter Paris, aber auch die Hadid-Schwestern sowie Alek Wek und Kate Moss.

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Ihre Karriere startete mit dem Versuch, Miss USA zu werden, doch der scheiterte schon bei der "Miss Minnesota"-Wahl, wo sie es "nur" ins Semifinale schaffte. Aber das hinderte sie nicht daran, ein Jahr später für Kanye West in New York und vor zwei Wochen auch bei den etablierteren und etwas konservativeren Modehäusern Max Mara und Alberta Ferretti in Mailand zu laufen. Dass die Labels sich freuen, wenn Araberinnen ihr Geld bei ihnen im Shop lassen, ist wohl auch mit ein Grund für die Auswahl, aber sicher nicht der einzige (bei Kanye West sowieso nicht, dem ist wohl eher Diversität ein Anliegen).

Wie gehen das Kopftuch und die freizügige Fashionwelt zusammen?

Halima sieht sich nicht als die perfekte Muslimin, die ihre Tugendhaftigkeit und moralische Unbeflecktheit anderen immer und überall vorleben muss. Vielmehr geht es ihr um Repräsentation und darum, den Hijab auch mal in einem positiven Kontext zu zeigen. In einem Rahmen, in dem es nicht um (Kopftuch-)Verbote und Ausgrenzung geht. Wie schon der Prophet Mohammed gemeint haben soll: "Allah ist schön und er liebt die Schönheit". Ob damit tatsächlich der Kanye-West-Pelzmantel gemeint ist, weiß ich nicht. Und ob Halima den Widerspruch Hijab, dessen Ziel Bescheidenheit und das Verdecken der Reize ist, und ein stark geschminktes Gesicht und laszive Posen theologisch hieb- und stichfest zusammenbringt, weiß ich auch nicht. Aber solange es ihr Freude bereitet und Mädchen und Frauen aufzeigt, dass auch sie Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen dürfen, können und sollen, wird das schon halal sein - und wenn nicht, auch wurscht.