Erstellt am: 6. 3. 2017 - 14:48 Uhr
Von Menschen und Robotern
"Smart Interaction" lautet der diesjährige Titel der "Human Robot Interaction"-Konferenz. Diesmal findet sie in der Aula der Wissenschaften in Wien statt.
In vergangenen Jahren ging es in der Robotik hauptsächlich um technische Fragen, also darum, wie man Roboter überhaupt konstruieren kann. Heute gehe es um viel mehr Details, sagt Manfred Tschelegi, Forscher an der Uni Salzburg und bei der Association for Computing Machinery (ACM), sowie Veranstalter der Human Robot Interaction-Konferenz: "Wie schaut der Roboter aus? Welche Emotionen löst er aus? In welchen Kontexten und Anwendungsbereichen kann der Roboter eine Rolle spielen? Es geht um Regelungen und um Ethik." Der Roboter werde - ähnlich dem Mobiltelefon - immer mehr Stellenwert im Leben einnehmen. "Damit sind auch die Fragen sehr vielfältig geworden, und die Konferenz spiegelt das wider."
Christoph Weiss
Der japanische Wissenschaftler Fumihide Tanaka hat jahrelang bei verschiedenen Roboter-Produzenten gearbeitet und geforscht. Sein Spezialgebiet ist die Interaktion von Kleinkindern mit Robotern. Zuletzt arbeitete er an Robotern, mit denen Kinder eine Sprache wie z.B. Englisch lernen können. Eine wesentliche Erkenntnis seiner Forschung: Kinder haben mehr Spaß, wenn sie es sind, die dem Roboter etwas beibringen dürfen: "Wir haben einen absichtlichen schwachen Roboter implementiert. Er macht Fehler. Die Kinder lehren ihn."
Christoph Weiss
Auf einem Video zeigt uns Fumihide, wie sich ein Roboter auf den Fußboden legt, woraufhin ihn ein Kind liebevoll zudeckt. Ausgehend von diesem Phänomen, dem Drang der Kinder, den Roboter zu umsorgen, entwickelte der Forscher einen Roboter, der die Kinder zu Lehrern macht. Er gibt vor, die Farbe rot nicht zu kennen und bittet zwei Kinder, ihm einen roten Gegenstand zu zeigen. Er fragt nach dem englischen Wort für rot. "Das motiviert Kinder sehr. Sie lernen, die englische Sprache zu lehren."
Manfred Tschelegi stellt diese Erkenntnis aus der japanischen Roboterforschung in einen größeren Kontext. Es gehe um die Kontrolle, die man über Technologie hat oder glaubt zu haben: "Der Mensch - Kinder und auch alle anderen Personengruppen - wollen Technik kontrollieren und beeinflussen. Dann gehen sie anders damit um und haben weniger Angst davor. Wir müssen also Möglichkeiten schaffen, mit der Technik nicht nur passiv umzugehen, sondern sie aktiv zu beeinflussen."
Die Menschheit ist nicht mehr weit davon entfernt, über autonome Roboter zu verfügen, die sich draußen im Freien bewegen - selbstfahrende Autos auf der Straße, fliegende Drohnen, Roboter-Lieferanten und -Verkäufer... Die künstliche Intelligenz, die dafür nötig ist, wird zum Teil durch Crowdsourching gewonnen. David, PhD-Student an der University of Georgia, ist auf die Konferenz gekommen, um sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und Networking zu betreiben: "Mein Forschungsbereich beinhaltet Roboter durch Beispiele zu lehren. Unser Fokus dabei liegt bei Online-Usern, das heißt: Menschen steuern unsere Roboter übers Web."
Christoph Weiss
Auch die Amerikanerin Kavita Krishnaswamy ist übers Internet mit uns verbunden. Sie besucht die Human Robot Interaction-Konferenz virtuell, steht also in Form eines sogenannten Telepräsenz-Roboters vor mir. Das etwa 1,80 Meter hohe Gefährt mit Bildschirm und Kamera steuert die PhD-Studentin von ihrem Haus in Washington DC aus. Einen solchen semi-autonomen Roboter verwendet gelegentlich auch Edward Snowden für Auftritte außerhalb Russlands, und auch Sheldon Cooper in "The Big Bang Theory" hat ihn benützt.
Kavita Krishnaswamy hat eine körperliche Behinderung - das ist der Grund warum sie die Konferenz mit Hilfe des Awabot besucht, und es ist gleichzeitig auch ihr Forschungsgebiet: "Ich interessiere mich besonders für assistive Robotik", sagt Krishnaswamy, also Unterstützungstechnologie. "Weil sie die Lebensqualität für alle Menschen verbessern kann - insbesondere von Senioren und Menschen mit Behinderungen. Der Fortschritt in diesem Bereich kann sehr vielen Menschen helfen."