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Dalia Ahmed

Schaut gern Sachen im Internet und Leute auf der Straße

5. 3. 2017 - 15:46

Stormzys widersprüchliche Welt

Gang Signs, Gebete, Depression und Peng Tings - ein Blick auf die Tracklist des UK HipHop-Albums zu dem sogar Adele mit dem Kopf nickt.

Der "Mans" der Stunde ist der South-Londoner Stormzy. Zum ersten Mal hörte die Grime-Szene von ihm, als er das vierteilige "WickedSkengman" released hat. Eine Reihe von Freestyles über klassische Grime- und HipHop-Beats. Darauf folgt die Single "Know Me From" in deren Video er mit seiner Mutter in einem Take durch die Straßen Londons spaziert und die ghanesische Mama fast schon berühmter als der Sohn wird. Dazu meint Stormzy, der sowieso den besten Schmäh der UK Rapper hat, "Everyone's always talking about my mum and I'm thinking, guys, it's my time to shine". Und das tut er dann auch. Nämlich mit "Shut Up". Der erste Freestyle der es je schafft die UK Top 40 zu penetrieren und Stormzy in die Mitte des Grime-Universums katapultiert.

Aber das war alles 2015. Zwei Jahre später veröffentlicht Stormzy sein Debüt "Gang Signs & Prayer" und schlägt andächtigere Töne an. Obwohl es auf dem Album noch die klassischen Banger, wie die Single "Big For Your Boots" oder "Return of the Rucksack" gibt, geht es bei "Gang Signs & Payer" auch um Depression und Black Excellence. Black Excellence, also das Streben der afrikanischen und karibischen Diaspora danach, die beste Version ihrer selbst sein zu können. Dafür mietet sich Stormzy auch extra ein Billboard vor seiner einstigen Schule in Croydon auf dem steht: "All my young black kings rise up man, this is our year". Eine Zeile aus "Cold", der Song, der die beiden Seiten Stormzys wunderbar vereint, harte Beats und harte Themen. Consciousness ohne Oberlehrer-Allüren.

Überhaupt definiert sich "Gang Signs & Prayer" über die Gegensätze, die Stormzy dazu zwingt, miteinander auszukommen. Und das nicht nur im Titel. Ein New School Album mit viel RnB von einem Typen, der mit seinen Old School Freestyles berühmt wurde. Ein Track mit dem Titel "Mr Skeng" also "Mr Messer" gefolgt von einem Liebeslied mit Vocals von Lily Allen. Ein Londoner Rapper im Trainingsanzug mit Gospel-Nummern und Streichorchester-Instrumentation.
Selbst, wenn diese scheinbaren Widersprüche nicht immer reibungslos zusammenkommen und das Album doch etwas diffus daherkommt, ist "Gang Signs & Prayer" ein schönes Beispiel dafür das Umdenken sich lohnt.

Stormzy "Gang Signs & Prayer" Cover

#Merky Records

Außerdem ist der Grime nun endlich und endgültig im Mainstream angekommen. Da macht es nur Sinn, das auch die UK Rapper/innen sich in neue Gefilde wagen und auch andere Seiten, als die raue und harte von sich Preis geben.