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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

5. 3. 2017 - 09:35

Amüsanter Sündenfall

"Four Last Things" ist ein Adventure-Game, das nur aus Malereien und Musik der Renaissance gebastelt ist. Monty Python trifft auf "Monkey Island". Eine Empfehlung.

Wenn man mit vorhandenen Kunstwerken - seien es Musikstücke oder Bilder - selbst kreativ sein möchte, ist das ja oft nicht so einfach, denn meistens steht einem das Urheberrecht im Weg. Eine Lösung dabei ist, Werke zu verwenden, die unter einer Creative Commons-Lizenz stehen und somit wahlweise frei benutzt bzw. auch verändert werden können.

Noch viel besser aber ist es, wenn man nach Werken sucht, bei denen das Urheberrecht bereits ausgelaufen ist um sich sodann auf das freie Material werfen zu können. Genau das hat ein schlauer Indie-Game-Designer gemacht: Joe Richardson hat sich ausschließlich aus Renaissance-Malereien und -Musikstücken eein Videospiel gezimmert: "Four Last Things" (bezogen auf die sogenannten vier letzten Dinge im Christentum: Tod, Gericht, Himmel und Hölle).

Monty Python gefällt das

Richardson erweckt Szenen und Figuren in kuriosen, minimalen Animationen zum Leben und erzählt damit seine eigene Geschichte: Ein Mann möchte in der Kirche alle sieben begangenen Todsünden beichten, wird von den Priestern aber zurückgewiesen. Er hätte sie nämlich nicht in ihrem Verwaltungsgebiet begangen, deshalb würden auch Buße und Sündenerlass nicht stattfinden können. Praktische und genussvolle Lösung: Er soll einfach nochmal sündigen, diesmal dabei aber den Bezirk nicht verlassen.

"Four Last Things": Der Held vor Musikern auf einem fliegenden Ei.

Joe Richardson

In klassischer Point-and-Klick-Manier erkunden wir die Gegend, reden mit Figuren, sammeln Gegenstände und lösen Rätsel. Wir treffen auf betrunkene Tagediebe, arrogante Edelmänner, sensible Poeten oder wunderliche Gestalten, die auf fliegenden Eiern musizieren. Hauptsächlich bedient sich "Four Last Things" den Malereien von Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel dem Älteren. Das Abgründige und Bizarre vor allem von Bosch drückt sich auch im Spiel aus, wird hier aber durch viele ulkige Szenen gebrochen.

Joe Richardson orientiert sich stimmungstechnisch stark am Adventure-Game-Klassiker "Monkey Island" und der Bildsprache der Monty Python-Cartoons - das eine als auch das andere nennt der Entwickler übrigens als Haupteinflüsse.

"Four Last Things": Wir haben die Sünde Eifersucht freigeschaltet.

Joe Richardson

"Four Last Things" ist für Windows auf Steam erschienen.

Die Rätsel auf dem Weg zu den sieben Todsünden sind clever und anspruchsvoll gestaltet, dabei aber immer nachvollziehbar. "Four Last Things" ist ein rundum gelungenes und sehr unterhaltsames Game mit einer bestechend ungewöhnlichen Präsentation. Obwohl das Spiel nicht ganz so umfangreich ist, kann es qualitativ problemlos mit den Adventure-Klassikern mithalten.