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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

1. 3. 2017 - 16:52

Kapow! Clank! Boff!

Die Superhero-Show, die anders sein will. "Powerless" muss man nicht gesehen haben.

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Eine Origin Story, die nur mäßig in die Gänge kommt: Das Konzept hinter der Show "Powerless" ist schon einmal interessant, es geht sich aber noch nicht ganz aus.

Eine knackig-flockige Comedy-Serie, die im Comic-Universum von D.C. Comics angesiedelt ist, wo für gewöhnlich Superman, Batman und Kolleginnen durch die Welt turnen, in der aber der Fokus auf die Normalos gelegt wird. Ein leichtes, zuckersüßes Antidot zum Superhelden-Overkill.

Powerless

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Schauplatz der kürzlich mit großen Erwartungen gestarteten Serie "Powerless" ist die hell durchleuchtete, gut gelaunte Stadt Charm City. Dass sich hier tagtäglich Superhelden und Superschurken - hier beispielsweise der feiste Jack O'Lantern und die amazonenhafte Crimson Fox - zwischen Wolkenkratzern erbitterte Kämpfe und Verfolgungsjagden liefern, ist nichts Außergewöhnliches mehr, man hat sich daran gewöhnt.

Die Superhelden sind in "Powerless" für die Rahmung zuständig, vielmehr ist die Serie in erster Linie aber eine Workplace-Comedy, bloß eben in bizarrem Umfeld. Die Show spielt fast ausschließlich im Büro der Firma Wayne Security, wo ein bunt zusammengewürfelter Haufen an Spinnern und Typinnen den üblichen Büro-Tratsch betreibt, Witzchen reißt und Superhero-Fantasien spinnt.

Wayne Security entwickelt Sicherheitszubehör und Gadgets, die den Schaden, den die Superheros und Superbösewichte permanent in der Stadt anrichten, möglichst minimieren soll. Wenig erfolgreich: Der Firma geht es finanziell schlecht, eine junge aufstrebende Abteilungseiterin soll sie wieder auf Kurs bringen.

Vanessa Hudgens gibt diese Hauptfigur als klassische Straight Woman - großäugig, ambitioniert, aber nicht für die Witze zuständig. Liebenswürdig, aber freilich im Privatleben etwas schusselig. Karriere und Fun, das kann ja nicht gut gehen.


Und so ist "Powerless" bislang, nach vier ausgestrahlten Episoden, eine flache Nummernrevue und ein Staffellauf recht dünn gezeichneter Stereotypen: Danny Pudi ist der annoying und naseweise Science-Supernerd, Ron Funches sein bester Homie, voller kindlicher Begeisterung für Technik und Superhelden-Kram, insbesondere Batman. Es gibt eine stets übelgelaunte Sekretärin.

Bislang gibt sich "Powerless" fast ausschließlich mit dem merkwürdigen Setting zufrieden. Einzig Alan Tudyk - gut in jeder Rolle - sorgt für regelmäßige Glanzpunkte: Als völlig inkompetenter, unmotivierter Boss mit dem guten Namen Van Wayne verstrahlt er gelacktes Schnöseltum und Arroganz, genauso absolute Unsicherheit.

Er hat Daddy Issues und möchte doch eigentlich nur von seinem Cousin Bruce (DER) wahrgenommen werden, drüben im wunderlichen Gotham City. Im Büro spielt Van Wayne E-Gitarre, er ist so cool. Batman nennt er einmal, ohne dessen Identität zu kennen: "Dork Knight".

Das ist einer der besseren Witze in "Powerless". Oder auch jener, der von der Theorie handelt, dass Bruce Wayne vermutlich The Flash ist und Stephen Baldwin eigentlich nur ein fiktionaler Charakter, der von Alec Baldwin dargestellt wird.

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Ab Episode drei nimmt die Serie ein bisschen Fahrt auf und widmet sich stärker dem surrealen Element. Gute Richtung. Eine Gesandtschaft der versunkenen Stadt Atlantis soll zu einem Vertragsabschluss bewegt werden, doch vorsichtig: Nicht "Atlantis" mit "Atlanta" verwechseln - das gilt als rassistisch.

Oder auch: Hauptfigur Emily geht eine Beziehung mit einem Mann ein, der im Geheimen ein Henchman des Riddlers ist. Die Arbeitskommunikation gestaltet sich da erwartungsgemäß kompliziert, da der Chef seine Befehle klarerweise stets als Textnachricht in Rätselform aufs Handy schickt.

"Powerless" ist bisweilen charmant, oft nervig und ohne Zweck und Ziel überzeichnet und augenzwinkernd. Punktuell lustig, das könnte noch etwas werden - für den Fall, dass die Show den Humor vermehrt auf der bizarren Seite sucht und den Figuren mehr Tiefe gibt. Ansonsten eher so: heiliges Kanonenrohr.