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Todor Ovtcharov

Der Low-Life Experte

1. 3. 2017 - 15:02

Roma des Friedens

Nicht nur David Bowie und George Michael verabschiedeten sich im letzten Jahr von dieser Welt - auch Esma Redzhepova, die „Königin der Romamusik“.

Mit Akzent

Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov und sein satirischer Blick auf das Zeitgeschehen - jeden Mittwoch in FM4 Connected und als Podcast.

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„Wenn die Menschen ein Konzert besuchen, wollen sie Kreaturen von einem anderen Planeten sehen. Jemanden, der dir den Kopf wegfegt...“, so sagte der legendäre Lemmy von Motörhead. Er lebte wie eine Kreatur von einem anderen Planten und verließ die Erde Ende 2015.

David Bowie war „Der Mensch von Mars“. Als wir ihn 2016 verabschiedeten, sangen wir mit Tränen in den Augen:
„Can you hear me, Major Tom...”
Und glaubten, dass Bowie gemeinsam mit Major Tom im Himmel ist.

„Heaven sent and heaven stole
You smiled at me like
Jesus to a child”

So sang George Michael. Er verabschiedete sich auch im Jahre 2016 von dieser Welt.

„Gelem, gelem, lungone dromensa
Maladilem bakhtale Romensa...”

Ihr wisst nicht, aus welchem Song der Satz stammt? Das ist der Anfang eines der berühmtesten Romalieder, sowas wie die Hymne der Roma. Übersetzt heißt es:

”Ich bin lange Wege gegangen
Ich habe glückliche Roma getroffen...“

Eine der berühmtesten Romasängerinnen aller Zeiten, Esma Redzhepova, starb Ende 2016.

Redzhepova hat in ihrer langen Karriere 20 Alben und mehr als 100 Lieder auf Romani, Türkisch, Mazedonisch und Serbokroatisch aufgenommen. Geboren wurde sie 1943 in Skopje, Mazedonien. Sie hat muslimische, jüdische und Romavorfahren. Ihr ganzes Leben war sie schon eine Weltbürgerin, ganz wie die Roma, über die sie singt.

Esma beim Songcontest 2013 auf der Bühne

Wikipedia / CC-BY-SA 3.0 Albin Olsson

CC-BY-SA 3.0 Esma Redzhepova beim ESC 2013 für Mazedonien

Königin der Romamusik

Esma Redzhepova hat mehr als 8000 Konzerte gespielt. Sie ist vor Staatsoberhäuptern und Diktatoren aufgetreten. Und ihr Publikum hat sie geliebt. Man nennt sie „die Königin der Romamusik“. Esma sang seit frühem Kindesalter. Man sagt, dass ihr Vater nicht wollte, dass seine Tochter in Kneipen auftritt, da das laut ihm ein nichtwürdiges Unternehmen war. Doch nichts konnte sie aufhalten.

Ihre Popularität auf dem Balkan ist riesig. Zwei Mal wurde sie von verschiedenen Organisationen für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Sie scherzte, dass sie es beim dritten Mal sicherlich gewinnen werde. Esma glaubte an die Musik und die Liebe. Sie hat 47 Kinder mit verschiedenen Nationalitäten adoptiert und großgezogen. Sie hat 120 Enkelkinder.

„Ich will keine Grenzen auf der Welt. Wir sind alle gute Menschen“, sagte Esma. Währenddessen werden die Zäune an den Grenzen immer höher. Aber Esma ist dort, gemeinsam mit David Bowie, George Michael und Lemmy. Dort, wo die Liebe grenzenlos ist.

„Aven mansa sa lumniake Roma,
Kai putaile e romane droma“

„Kommt mit mir Roma des Friedens
Machen wir die Romastraßen auf...“