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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

24. 2. 2017 - 15:44

The daily Blumenau. Friday Edition, 24-02-17.

Start in die letzte "normale" Erste-Liga-Saison. Und warum das gut so ist.

#fußballjournal17

The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.

JA, EH: der österreichische Fußball hat gerade andere Probleme. Die Stadt Wien gibt die Idee des Nationalstadions auf, im von der Gewerkschaft ventilierten Alternativ-Standort Salzburg ist die Aufopferung (und Selbstaufgabe) zugunsten des neuen Leipziger Zentrums ein Thema, in Ried wird es düster und beim ältesten Verein des Landes drohen die Lichter ganz auszugehen.

GENAU DA startet die zweite Leistungsstufe, also die Erste.Liga in ihre Rückrunde. In die letzte "normale", also die letzte Spielzeit unter alten (schweren) Bedingungen. Und ich weiß nicht so recht, ob das als Erlösung von altem Übel anzusehen ist oder ob es sich so verhält wie bei der Funkhaus-Betriebskantine: man will nicht glauben, dass es immer noch schlimmer kommen kann.

DENN DIE Saison 2017/18 wird gleich zwei oder drei Mannschaften in den neuen Profi-Himmel der echten Erstklassigkeit führen, und so ein catch-as-catch-can, ein knallharter Verdrängungswettbewerb sein und also ein Wettrüsten nach sich ziehen, das seinesgleichen gesucht hat.

JETZT, IM Frühjahr 2017 lässt sich noch mit den alten Mitteln (und viel hat sich in der Winterpause nicht bewegt) die Flucht nach vorne antreten. Schon vor dem Saison-Abpfiff Ende Mai gilt es die darauffolgende Saison zu planen, ums ökonomische Überleben zu kämpfen, da ist Schluß mit lustig.

DIE AB 18/19 greifende Ligenreform wird das letzte Zucken der Zwei-Klassen-Gesellschaft des Unterbaus nach sich ziehen. Der Bundesliga-Absteiger (egal ob er Ried, Mattersburg oder St.Pölten heißt) wird mit den ambitionierten Nicht-Aufsteigern dieser Saison (also zwei aus LASK, Innsbruck und Lustenau; vielleicht - ich denke eher nicht - Kapfenberg & Neustadt, und den mit überzogenen Japanern aus Horn, sofern sie das Frühjahr überstehen) um diese Chance fighten.
Der Rest (vielleicht Kapfenberg & Neustadt, zwei (oder doch mehr) aus dem Quartett Horn, Wattens, BW Linz und FAC sowie eventuellen Aufsteigern (ob Ritzing, Hartberg und Anif nach den vielen Absagen überhaupt eine Lizenz kriegen ist allerdings fraglich) wird versuchen nicht letzter zu werden und sich auf eine Zukunft in Mittelbau von Liga 2 vorzubereiten.

JA, ES wird eine 2. Liga sein, die auch wieder so genannt wird, nach endlosen Jahren voller fake News und alternative Facts, die uns eine "1. Liga" vorgaukeln wollten. Und es ist so wohltuend, wenn die Bundesliga-Verantwortlichen bei der Saisonstart-Präsentation eben von der 2. Liga sprechen, auch wenn im Hintergrund noch die Angeber-Logos noch von einer 1.Liga tönen. Posen ist eh lustig, aber wenn man viertklassiges geboten bekommt, hört sich der Spaß auf. Und mehr ist da nicht: die 1.Liga-Klubs erreichen das sportliche Niveau der deutschen Regionalligen oder der englischen League Two. Vielleicht. Sicher nicht die Zuschauerzahlen.

DAS IST auch nicht weiter schlimm. Schlimm ist nur die öffentlich gepostete Selbstüberschätzung, die allzu offensichtlich dazu da ist, Medien- und Publikums-Interesse zu generieren, also der Baumeister-Lugner-Modus.

UND DAS ist überflüssig. Die Menschen, die bereit sind sich die zweite Spielklasse reinzuziehen, sei es auf dem Platz oder über ein Live-Bildsignal, sind entweder regional/lokal vor Ort ansprechbar oder wirklich und fanhaft am fußballerischen Geschehen jenseits der großen Zentren interessiert und deshalb mit blöden Schmähs eher zu vertreiben als anzuziehen.
IM Ernst: wer außerhalb des östlichen Waldviertels, der Obersteiermark und Osaka interessiert sich für Horn gegen Kapfenberg? Welche Matches abseits von Derbies (wie Wattens - Innsbruck oder LASK gegen Blau-Weiß) oder direkten Titelduellen locken mehr als ein Core-Following in Stadien, vor Bildschirme oder auch nur Ticker?

MIT downgesizten, realistischen Erwartungen der Vereine, die sich eben nicht für das neue, 12 Klubs umfassende) Oberhaus qualifizieren werden, wäre schon viel gewonnen. Eine davon ist die Trennung von der Vorstellung, dass eine nationale TV-Live-Präsenz (aktuell durch eine Freitags-Konferenz auf Sky Austria und eine mitternächtliche 20-Minuten-Zusammenfassung auf ORF 1 gegeben) unverzichtbar wäre. In einer 1. Liga mit B-Teams von Rapid, Austria und Salzburg (falls RB Salzburg überhaupt in der Bundesliga weiterspielen soll), den restlichen (unteren) aktuellen Erstligisten aus der Provinz und den Vorstädten und noch fünf anderen aktuellen Regionalliga-Teams (und ich tu mich schwer da genug seriöse Kandidaten zusammenzukriegen) sprechen nicht nur die Zuschauerzahlen (und nur LASK, Lustenau und Innsbruck überschreiten da die 2000er-Schnitt-Grenze, die Hälfte bleibt dreistellig) für eine regionale TV-Vermarktung und nur bei Highlights für eine punktuell einsetzende nationale Übertragung.

ES KANN sein, dass der dem ganze Ligenreform-Unterfangen destruktiv gegenüberstehende Ligapräsident das immerhin schon erahnt: für Vereine, die nicht hysterisch nach oben streben, sondern sich in der 2. Klasse einrichten wollen (Grödig hat so etwas angekündigt, will heuer nicht aufsteigen, wartet noch ein Jahr zu), könnte es sich (mit den diversen finanziellen Hilfsmaßnahmen von ÖFB und Bundesliga) ausgehen. Und weil die Bundesliga ihre Lizenzbedingungen für ganz oben) allein, was die Stadien-Infrastruktur betrifft) so hochpitchen wird, dass sich aktuell eh noch keine 12 Kandidaten ausgehen, erübrigt sich die ganze Aufgeregtheit.

UND SO kann es also eine schöne, normale, biedere und fade Frühjahrssaison werden, mit Liefering (also der leicht aufgestockten Salzburger U19) als (nicht aufstiegsberechtigten) Meister, dem LASK als Aufsteiger und eh keinem (oder nur einem) Absteiger, weil keiner (oder nur einer, Hartberg - denn Grödig/Anif/Gleisdorf wollen nicht, Ritzing/Vienna können nicht, andere dürfen UND können nicht...) von unten die Lizenz-Bedingungen erfüllt, und eh ein Profi-Team aus ökonomischen Gründen aufgeben muss. Eine Saison, die von den regionalen Fans, der kleinen interessierten Fan-Crowd und ein paar anderen Narren wie mir wieder intensiv verfolgt werden wird.