Standort: fm4.ORF.at / Meldung: ""The system is designed to burn me, not learn me""

Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

23. 2. 2017 - 06:00

"The system is designed to burn me, not learn me"

The Lox, die womöglich härteste Rap-Crew der Welt, machen im Titeltrack ihres Comeback-Albums ihre Verteidigungsplädoyers zu einer leidenschaftlichen Anklage gegen Amerika und sein rassistisches Justizsystem.

Mehr Lesekreis

Weitere Textanalysen vom HipHop-Lesekreis gibt es auf

Es ist erstaunlich, wie knapp The Lox mehrere Male am ganz großen Rap-Erfolg vorbeigeschrammt sind. Man kann Jadakiss, Styles P und Sheek Louch ihr Talent für messerscharfe harte Raps nicht absprechen, letztlich waren sie aber wohl immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Gleich am Anfang ihrer Karriere kamen die drei Rapper aus Yonkers, gleich nördlich der New Yorker Stadtgrenze, etwa auf Vermittlung der ebenfalls von dort stammenden Soul-Diva Mary J Blige bei Puff Daddy's Bad Boy Records unter.

Obwohl das ihr Debüt-Album abschließender Notorious B.I.G. Tribut We'll Always Love Big Poppa sicher von ganzem Herzen kam, waren sie trotz aufsehenerregender Gastauftritte mit der musikalischen Richtung des Labels nicht zufrieden. Und auch auf ihrem Debüt-Album Money, Power & Respect war ihnen trotz okayem kommerziellen Erfolg wohl zu wenig harter Straßensound und zuviel folmelhafter R&B - und das Label tat sich auch schwer damit, die Gruppe richtig zu vermarkten. (Ein Umstand, der Kanye vor vielen Jahren einen cleveren Zweizeiler wert war).

The Lox

Deshalb versuchten The Lox aus ihrem Vertrag rauszukommen, und als die rechtlichen Wege nicht den gewünschten Effekt hatten, starteten sie eine "Free The Lox"-Kampagne. Obwohl diese in Zeiten vor Social Media alleine auf T-Shirts und Mundpropaganda zurückgreifen konnte, setzten sie sich schließlich durch und konnten ihre Karriere bei Ruff Ryders Entertainment weiterführen.

Letztlich wurden sie am Höhepunkt der Jiggy Ära aber auch dort nicht richtig glücklich und so zog sich die Gruppe zurück und die einzelnen Mitglieder - allen voran Jadakiss - glänzten vor allem durch exzellente und eiskalte Gastverse, egal ob bei naheliegenderen oder unerwarteten Kollegen. Zwischendurch mussten sie auch manchmal den Ruf als angsteinflößendste Crew im Show-Geschäft verteidigen.

Letzten Dezember veröffentlichten The Lox dann doch ein Comebackalbum mit dem recht sperrigen Titel Filthy America... It's Beautiful, das (natürlich) nicht dasselbe Aufsehen erregte wie die Platten von New Yorker Kollegen wie De La Soul oder A Tribe Called Quest. Der Titeltrack verfolgt das Konzept, dass Sheek Louch, Styles P und Jadakiss vor dem Richter stehen. Ihnen wird das Fortführen einer profitablen kriminellen Gemeinschaft und diverse Schusswaffendelikte vorgeworfen. Ihre Verteidigungsplädoyers verwenden die drei dann wortreich für Angriffe gegen das US-amerikanische Justizsystem, das Menschen mit ihrer Hautfarbe seit Abschaffung der Sklaverei besonders gerne und lang wegsperrt - an dieser Stelle sei ausdrücklich auf die essenzielle Dokumentation The 13th der Selma-Regisseurin Ava DuVernay hingewiesen.

Der FM4-HipHop Lesekreis, vertreten durch Dalia Ahmed, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meine Wenigkeit hat auch etwas gelernt - und Ole wünscht sich außerdem Jadakiss als Onkel!

FM4 HipHop-Lesekreis: The LOX - Filthy America