Erstellt am: 21. 2. 2017 - 19:45 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 21-02-17.
#fußballjournal17
The daily blumenau hat im Oktober 2013 die bisherige Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst und bietet Einträge zu diesen Themenfeldern.
Der originale Text ist am Dienstag, den 9. 2. nach dem Match gegen Man City erschienen.
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Hier die Spieldaten zu FC Salzburg - PSG, hier war der Stream, hier die Nachlese.
Salzburg: 1 Bartłomiej Żynel (POL); 22 Sandro Ingolitsch, 3 Luca Meisl, 44 Igor (Dos Santos De Paulo/BRA), 14 Gideon Mensah (GHA); 18 Amadou Haidara (MLI), 8 Nico Gorzel (D), 4 Xaver Schlager (C); 9 Oliver Filip, 11 Hannes Wolf, 10 Mergim Berisha (KOS).
Eingewechselt: 19 Nicolas Meister (64. für Filip), 12 Philipp Sturm (72. für Wolf), 6 Maximilian Schuster (D, 77. für Ingolitsch). Bank: 21 Daniel Antosch, 28 Maximilian Mayer, 13 Kenan Kirim, 20 Dominik Stumberger.
Salzburg blieb stets im offensiv orientierten 4-3-3.
Trainer ist Marco Rose, Co Rene Maric ist für die Taktik zuständig, Eddie Gustafsson ist Tormann-Trainer.
PSG: 1 Cibois; 2 Georgen, 4 Dembele, 5 Eboa Eboa (C), 3 Luzayadio (ROT 36.); 20 Soumare, 6 Callegari, 7 Konaté; 11 Diaby, 9 Metehan Guclu (TUR), 21 Essende. Eingewechselt wurden: 12 Timothy Weah (US, der Sohn des großen George Weah) und 10 Adli (55. für 7 und 9), 8 Gomes (69. für 6).
Begonnen hat das von Hervé Guégan gecoachte PSG im weiträumigen 4-3-3, nach dem Ausschluss des Linksverteidigers wurde das zu einem diffusen 4-2-3 ehe in der 55. Minute auf ein personell völlig durchgewirbeltes 4-4-1 (2-4-5-11; 10-6-20-12; 21) umgestellt wurde.
Bei der Youth League 2016/17 sind die Jahrgänge 1998 (und jünger) sowie drei Spieler des Jahrgangs 1997 spielberechtigt. Das sind Schlager und Ingolitsch, der im Herbst aktive Daniel Reischl ging zum FAC. Konrad Laimer (Jg 97) wurde von RB Salzburg nicht in die Youth League losgelassen. Dass Dmitri Oberlin (auch ein 98er) die U19 jetzt verstärkt, war auch kein Thema. Sowieso weg seit Jänner: Dayot Upamecano (FRA, jetzt RB Leipzig, auch ein 98er).
Weiter im Kader: 15 Julian Gölles, Lucas Xavier (BRA), 35 Daka Patson (ZAM), die alle bereits bei Liefering gemeldet sind. Sowie Alexander Burgstaller, Filip Smrcka und die 2000er-Jahrgänge Antosch, Kanuric; Wallquist, Gazibegovic, Leskosek, Matteo Meisl, Szoboszlai; Zikic, Stosic, Demaku; Randy Montie, Dembele, Aganovic, Anselm, Kolobaric.
Nachgemeldet wurde Innenverteidiger 49 Bojan Lugonja.
Gegner im Viertelfinale wird Atletico Madrid sein, das den FC Sevilla bezwang, Spielort ist wieder Salzburg, Termin ist der 7. oder 8. März. Semifinale/Finale würden im April, bei einem Turnier im Nyon, dem UEFA-Sitz ausgespielt werden. Träumen ist erlaubt.
PS: Sowohl die U19 als vor allem die U17 des ÖFB haben noch die Chance mit einer Turnier-Qualifikation auch den Titel "Bestes Team der Saison" zu erreichen. Vom Frauen-Nationalteam, das im Juni seine erste Euro spielt, gar nicht erst zu reden...
Der folgende Text ist im Kern keine zwei Wochen alt und fand heute Abend seine Bestätigung. Er entstand nach dem zwar knappen, aber höchst verdientem Weiterkommen des FC Salzburg in der UEFA Youth League gegen Manchester City, nach einem überlegen und grandios geführtem Spiel.
Dem gilt es nach dem eben erlebten, gerade abgepfiffenen 5:0 (Fünf zu Null) gegen die U19 Paris St. Germain nur wenig hinzuzufügen. Diesmal gelang es den jungen Salzburgern (im Herbst allesamt bei Liefering in Liga 2 tätig) ihre Überlegenheit auch in ein Resultat zu übersetzen.
Auffällig war wieder die Überlegenheit eines guten Konzepts (exzellentes Backbone, kluge Arbeitsaufteilung in einem umschalttüchtigen Mittelfeld, und ein íns Zentrum stoßender Dreier-Angriff mit Wolf in einer Art Messi-Rolle hinter zwei Stürmern auf den Halbpositionen) und auch die Intelligenz mit der sich die Angreifer entlang der Offside-Linie bewegten.
also, da ist der alte, wie heutig glänzende, leicht gekürzte Text, in dem nur der Name des Gegners (der taktisch exakt wie ManCity aufgetreten ist) ausgebessert wurde...
Warum die heimischen Vereine gut beraten wären, dem strategischen Vorbild der feststehenden besten Mannschaft dieser Saison zu folgen.
Wenn Spielervertreter, Medien, Liga oder Verbände am Jahres- oder Saisonende die Besten ihrer Branche mit Preisen prämieren, wird die wirklich beste Saisonleistung nicht vertreten sein. Dabei wäre das in einem schwachen Halbjahr für das ÖFB-Team (sowie dem Out der U21) und für die heimischen Vereine (allesamt sind sie raus aus dem internationalen Bewerb) eigentlich aufgelegt.
Einer zeigte wie es geht: der FC Salzburg (im internationalen Bewerb existiert kein Sponsorenname, also auch kein Red Bull) erreichte das Viertelfinale der UEFA Youth League, der Vereins-Europameisterschaft der Nachwuchs-Teams, mit einem Sieg Paris St. Gemain, der wie schon der Sieg in der Runde davor, gegen Manchester City, mit beeindruckender Physis, einer taktischen Meisterleistung und einem beeindruckenden System. Und im Gegensatz zur den wenigen anderen beeindruckenden internationalen Saison-Leistungen gegen einen Top-Gegner war das keinem zufälligen Zusammentreffen von Unterschätzung des Gegners und toller Tagespsychen-Kurve zu verdanken, sondern Resultat kontinuierlicher Aufbauarbeit.
Die U19 der Salzburger stellt den Kern des FC Liefering, der es in Liga 2 locker mit den dort vertretenen erwachsenen Profis aufnimmt (Rang 2). Nach dem wiederholten Versagen von Red Bull wurde das Team von Marco Rose (und Thomas Letsch) nicht in die Gruppen-Phase gesetzt, sondern qualifizierte sich als österreichischer Jugendmeister. Und spielte PSG von Beginn an an die Wand.
Das gelang aus drei Gründen.
Zum einen wegen des gut überlegten 4-3-3. Vor der durchaus breit stehenden Vierer-Abwehr (die Außenspieler waren in einigen Situationen die vordersten Flügel) spielt ein hochflexibles Dreier-Mittelfeld mit einem Sechser und zwei hochflexiblen Achtern (die gleichzeitig zentrale Dichtmacher und Flügelfänger aber auch Box-to-Box-Angreifer sein müssen). Davor ein Trio des Schreckens: Hannes Wolf hinter dem halbrechten Oliver Filip und dem halblinken Mergim Berisha. Sobald einer der drei (immer in Bewegung befindlichen, also auch immer anspielbaren) den Ball bekommt, hat er zwei Adressaten für Doppelpasses durchs Zentrum - die in einem high-tempo-one-touch-Modus gespielt werden, der eine internationale Klasse-Abwehr schon in den ersten paar Minuten wundspielt.
Zum zweiten wegen der bereits erwähnten One-Touch-Qualitäten (die eine technisch hervorragende Grundausstattung voraussetzen), einer gnadenlosen Zweckorientierung (jeder Aufbau erfolgt mit dem Vorsatz innerhalb von zehn Sekunden in die Spitze zu kommen) und einem Ineinandergreifen der Mannschaftsteile mittels permanentem Verschieben. Denn so ein 4-3-3 (also eines, das sich in der Offensive übers Zentrum und die Halbräume, aber kaum die Flügel orientiert) bietet Angriffsfläche. Vor allem außen, vor allem auf der jeweils spielfernen Seite des Geschehens.
PSG etwa spielte ein sehr flügelorientiertes 4-3-3, mit einer breit aufgestellten Dreier-Offensive und einem schnurgerade aufgefädeltem Dreier-Mittelfeld und beanspruchte so die Hoheit auf dem ganzen Platz. Das (nicht nur durch Offensivpressing, sondern mit sofortiger Dopplung und permanenter Balljagd gewürzte) aggressive zentrumsorientierte Spiel der Salzburger zwang sie dazu dieses Prinzip immer wieder aufzugeben.
Zum dritten wegen einer Hausherren-Einstellung, die an Bayern München gemahnte: Körpersprache, Physis, Einsatz und Kampfbereitschaft ließen nie einen Zweifel daran, dass die jungen, von Kapitän Xaver Schlager diesbezüglich exzellent angeführten Salzburger in jeder Kategorie den Anspruch auf Superiorität stellten. Die altbekannte und altbackene österreichische Herangehensweise sich in den meisten Bereichen quasi aufzugeben bzw als im Vorhinein unterlegen zu erachten und es dafür mit speziell erarbeiteten Skills zu versuchen (früher: bessere Technik, in frühen Koller-Zeiten: exzellentes Pressing, freches Umschalting) gibt's nimmer.
Dier Salzburger U19 ging mit dem Anspruch ins Spiel den Gegner in allen Bereichen schlagen zu wollen. Also mit den Anspruch eines Spitzenteams.
All dies (und noch anderes, leicht Nachrangigeres mehr) mündet in einer Strategie, die aus sich selber heraus so allumfassend ist, dass es vergleichsweise egal ist, wie sich der Gegner präsentiert. Es ist egal, ob man zwei oder drei Innenverteidiger dagegensetzt, das Zentrum dicht macht und das Spiel so auf die Flügel umleitet - die Salzburger Interpretation des 4-3-3 erlaubt immer eine sofortige Antwort.
Natürlich haben die 18 und 19 jährigen Burschen noch Schwächen offenbart, noch diese an Real oder Barca orientierte Strategie nicht komplett verinnerlicht. Mit dem schnellen Herausspielen nach Balleroberungen klappt es manchmal nicht so gut, aktiver Aufbau ist diesem Team wichtiger als rein reaktives Kontern. Manchmal steht der schöne Trick vor dem trockenen Torschuss.
Letztlich müsste die Salzburger Strategie Ziel aller Mannschaften sein, die sich international bewähren wollen. Marcel Koller sollte gut hinschauen, Werner Gregoritsch sowieso. Die ÖFB-Junioren-Coaches arbeiten bereits größtenteils mit vergleichbaren Grund-Ideen - und genau diese Diskrepanz lässt an der vom ÖFB-Sportdirektor ausgegebenen "obersten Direktive" (taktisch-strategische Einigkeit aller ÖFB-Teams) zweifeln.
Die Salzburger Grund-Idee des zentralen Dreier-Angriffs hingegen war am ehesten bei Altach (zwei Offensive hinter einer Spitze) und bei Damir Canadis mittlerweile ad acta gelegten 4-3-3-Versuchen verwirklicht. Die hatten auch deshalb keinen Sinn, weil ihnen die wichtigste Zutat des Spiels der Salzburger U19 fehlte: Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die natürlich auf einer sinnvollen Basis (also mit heftiger Coaching-Unterstützungen erworbenen Fähigkeiten) ruht.
Und weil das in einer von künstlicher, gern medial unterstützter Aufgeregtheit lebenden Branche mit (siehe zuletzt Ried) wenig kompetenten Entscheidern nur in Ausnahmefällen wirklich entwickelt werden kann, bleibt es dann speziellen Mannschaften vorbehalten: aufzuzeigen wie es gehen könnte.