Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Vergessenen Namen und verschwundene Elefanten "

Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

18. 2. 2017 - 06:05

Vergessenen Namen und verschwundene Elefanten

Das von Haruki Murakami inspirierte Point & Click Adventure "Memoranda" gibt uns harte Nüsse zu knacken.

Memoranda Cover

Bit Byterz

Memoranda, erschienen auf Steam

Mizuki, die Hautpfigur in "Memoranda", hat ihren Namen verloren. Sie wird zwar von allen als Mizuki angesprochen und stellt sich auch selbst so vor, trotzdem sagt sie, sie könne sich an ihren Namen nicht erinnern. Wie genau das Sinn macht, wird nicht erklärt. Ebenso wie viele andere Aspekte einfach nicht geklärt werden. Zum Beispiel hat Mizuki seit 17 Tagen nicht mehr geschlafen, weil jedes Mal wenn sie zu Bett gehen will, ein unheimlicher alter Seemann in ihrem Zimmer auftaucht. Im Laufe des Spiel bekommen wir zwar ein paar Hinweise darauf, wer dieser Seeman ist, aber warum er unsere Hauptfigur ständig vom Schlafen abhält, bleibt unbeantwortet. Klar ist nur: dies ist ein Point& Click Adventure und Rätsel sind da um gelöst zu werden, also machen wir uns auf, unseren Namen wiederzufinden und nebenbei den spukenden Seemann loszuwerden.

Screenshot Memoranda

Bit Byterz

Der Entwickler von "Memoranda", Sahand Saedi, hat während der Arbeit am Spiel Bücher von Haruki Murakami gelesen und sich davon inspirieren lassen. Er wollte Murakamis Geschichten allerdings nicht 1:1 umsetzen, sondern vielmehr das Gefühl reproduzieren, das man auch beim Lesen der surrealen Murakami-Geschichten hat. Einige Elemente sind aus den Büchern entliehen. Wie in der Kurzgeschichtensammlung "Der Elefant verschwindet", spielt beispielsweise auch in "Memoranda" ein verschwundener Elefant eine wichtige Rolle. Vor allem erzeugt das Spiel aber die klassische Murakami-Atmosphäre, indem mitten in Alltagsumgebungen plötzlich surreale, fantastische und mystische Aspekte auftauchen. Menschen verwandeln sich in Tiere und umgekehrt. Es gibt lebendige Steine und Worte lassen sich in Flaschen abfüllen.

Screenshot Memoranda

Bit Byterz

In den Dialogen mit anderen Figuren werden viele Geschichten angeschnitten, so als würde man ein Buch irgendwo in der Mitte aufschlagen und ein paar Absätze daraus lesen. Diese Geschichten sind für das Gameplay häufig nicht weiter relevant, aber die Hautpfigur und die Welt, in der sie sich bewegt, bekommt so wesentlich mehr Tiefe. Optisch wirkt Memoranda wie ein schönes, buntes Bilderbuch, allerdings tauchen auch Themen wie Kriegstraumata oder Suizid auf. In einer Traumszene trifft Mizuki eine alte Schulfreundin, die sich im Wald das Leben genommen hat.

Screenshot Memoranda

Bit Byterz

Die Rätsel in Memoranda sind teilweise ganz schön harte Nüsse. Um sie zu knacken, muss man oft drei Mal ums Eck denken, und manchmal kann man sie überhaupt nur durch langes Herumprobieren (oder mit Hilfe von Youtube Walkthroughs) lösen. Und selbst wenn man dann die Lösung kennt, versteht man sie nicht immer. Dadurch steht man öfter an und das kann frustrieren. Wenn man sich aber auf die fantastischen Umgebungen und die Geschichte einlässt, wird man entschädigt mit Murikamischer Atmosphäre und vielen Geschichten, die sich in unseren Köpfen weiterspinnen.