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Al Bird Sputnik

Record Digger, Subkulturforscher, Universal Beatnik

18. 2. 2017 - 12:00

FM4 Schnitzelbeats #16: A tribute to Falco!

Aus aktuellem Anlass erforschen wir die obskuren Anfänge einer Weltkarriere: Falco wäre dieses Wochenende 60 Jahre alt geworden.

FM4 Schnitzelbeats

Sonntagnachts im FM4 Soundpark und anschließend für 7 Tage im FM4 Player

Am 19. Februar 1957 wurde Falco – mit bürgerlichem Namen: Johann Hölzel – in Wien geboren. Angeblich überreichte man der Mutter im Krankenhaus das Baby mit den Worten: "Hier, Frau Hölzel, da haben sie ihren Sängerknaben." Beim gleichnamigen Knabenchor ist Falco dann allerdings nie gelandet. Dafür erhielt er als Kind Klavierunterricht und seine Lehrerschaft attestierte ihm schon früh ein absolutes Gehör. Ein kleiner Mozart sozusagen.

Er lernte Gitarre zu spielen und schrieb sich mit 19 Jahren am Wiener Musikkonservatorium ein, das er aber rasch wieder abbrach, um stattdessen in regionalen Rockbands den Bass zu zupfen.

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Falcos erste Schallplattenaufnahme entstand am 5. September 1976 anlässlich eines niederösterreichischen Talentwettbewerbs, der live am Wurftaubenschießplatz Herzogenburg (!) mitgeschnitten wurde. Ein herrlich unglamouröser Start für die spätere Weltkarriere: Als Mitglied der mittlerweile in Vergessenheit geratenen Mödlinger Jazzrock-Formation Umspannwerk stand er hier noch als namenloser Bassist auf der Bühne. Der Song hieß "Jung sein, a Härtn haum" und erfuhr anno 1976 wohl kaum ausuferndes Radio-Airplay.

Polyhymnia

Weitere frühe Stationen des exzentrischen Wunderkindes waren dann die beiden Wiener Artrock-Bands Hallucination Company und Drahdiwaberl, mit denen er in den späten 70er Jahren unzählige Live-Gigs bestritt, wichtige Lehrjahre auf der Suche nach einer eigenen Identität und einem eigenen Sound.

Sein Schallplatten-Debüt als Lead-Sänger gab er schließlich im Jahr 1981 bei der kommerziellen Pop/Rock-Formation Spinning Wheel, die enge personelle Verbindungen mit Drahdiwaberl pflegte. An der Seite der beiden Rabitsch-Brüder zeichnete sich bei der Nummer "City Girls" erstmals der einprägsame Falco-Gesangsstil ab, der schon wenig später überregionale Bekanntheit erlangen würde.

COP Records

Als Bassist von Drahdiwaberl spielte Falco in den Jahren 1980/81 als "Pausenfüller" immer wieder eine Eigenkomposition mit dem Namen "Ganz Wien", die in der Retrospektive als erste waschechte Falco-Nummer gewertet werden kann. Unter anderem heißt es da:

"Ganz Wien ist heut auf Heroin.
Ganz Wien träumt mit Mozambin.
Ganz Wien. Wien, Wien, greift auch zu Kokain."

Der Songtext war wortwörtlich harter Stoff, was Markus Spiegel, den Chef des Wiener Wave- und Disco-Labels GiG-Records aber nicht davon abhielt, den verhaltensauffälligen Allrounder unter Vertrag zu nehmen. Die skandalträchtige Originalfassung von "Ganz Wien" erschien noch 1981 auf der Drahdiwaberl-Debüt-LP "Psychoterror". Zeitgleich kam auch eine entschärfte englische Fassung des Songs als "That Scene" auf den Markt.

GiG Records

Die Single blieb hinter den Erwartungen und verschwand rasch wieder aus den heimischen Plattenläden. Doch es hatte sich inzwischen herumgesprochen, dass Falco eine heiße Aktie war. Im Folgejahr würden der internationale Chart-Erfolg "Der Kommissar" sowie das von Robert Ponger produzierte und begeistert rezipierte Debut-Album "Einzelhaft" erscheinen. Falcos Sound war eine gelungene Genre-Neuschöpfung aus New Wave, Disco, Funk und bilingualem Rap, der den Zeitgeist punktgenau traf. Nicht nur in Österreich.

Der Rest der Geschichte ist hinlänglich bekannt und übersättigt gerade den Markt an Biographien, Veranstaltungsreihen und TV-Dokumentationen: Auf den steilen Aufstieg, Amadeus und Weltruhm folgten Abstürze, einige Flops, Comebacks und ein zu früher, plötzlicher Tod. Im Großen und Ganzen also der Stoff, aus dem Pop-Märchen sind. Oder frei nach Falco: "Muss ich denn sterben, um zu leben?"