Erstellt am: 8. 2. 2017 - 17:02 Uhr
Ein Superheld der Selbstreflexion
Fast vierzig Superheldenfilme sind seit dem Jahr 2010 in den USA in die Kinos gekommen. Von Iron Man über Captain America, zu Superman, Green Hornet und Thor: Superhero films, so scheint es, are here to stay.
Dieses Jahr baut die Marvel-Filmschiene weiter an ihrem gigantischen, und mittlerweile auch ganz schön verwirrenden, Filmimperium und bringt mit Guardians of the Galaxy 2, dem neuen Thor-Film und einem weiteren Reboot des Spider-Man-Franchises gleich mehrere Superheldenblockbuster in die Filmhäuser. Gleichzeitig versucht sich auch DC Comics weiterhin am Big Screen und schickt Wonder Woman und die Justice League in die Kinos.
Warner Bros.
Kein Wunder, dass das auch so weitergeht: Von den zehn erfolgreichsten Filmen 2016 waren vier Filme Superheldenfilme, allein "Captain America: Civil War" hat über eine Milliarde Dollar weltweit eingespielt und stellt sich damit sogar vor den neuesten "Star Wars"-Film, "Rogue One".
Trotzdem macht sich langsam auch Skepsis an der ganzen Superhero-Übersättigung breit: Kritische Flops wie David Ayers "Suicide Squad" schafften es nicht trotz eigentlich guter Charaktervorlagen gute Filme zu werden, gleichzeitig werden Blockbuster wie "Deadpool" dafür gelobt, sich aktiv von der Standardformel des Superheldenfilms zu distanzieren und ein bisschen frischen Wind in das Genre zu bringen.
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Der neue Zugang zur Comic-Buch-Verfilmung auf Metaebene - wenn Charaktere die vierte Wand durchbrechen und aktiv mit dem Publikum über die Absurdität der eigenen Filmwelt sprechen - erreicht seinen vorläufigen Höhepunkt mit dem "Lego Batman Movie", das diese Woche in den Kinos startet.
Batman kennt jeder, über mehrere Generationen, darauf baut das Crossover des Lego- und Batman-Universums auf. Der Fledermausmann ist grimmig, düster, schweigsam, lebt im Schatten und ist seinen Gegnern immer einen Schritt voraus. Diese Standard-Tropes müssen gar nicht mehr lange erklärt werden, die Autoren des Screenplays (einer davon Chris McKenna, seines Zeichens einer der wichtigsten Schreiber der Kultshow "Community") scheinen sich dessen auch durchwegs bewusst zu sein.
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Das "Lego Batman Movie" ist ein Film für Leute, die wissen, was man von einem Superheldenfilm zu erwarten hat und führt das Genre ad absurdum. Butler Alfred spricht Batman konkret auf seine 60er-Jahre-Phase oder die der Tim Burton-Filme an, der Joker möchte eigentlich nur Batmans wichtigster Feind werden und der Masked Crusader selbst ist im Denial-Modus und weigert sich einzusehen, dass er sich seit seinem ersten Auftritt 1939 nicht wirklich menschlich weiterentwickelt hat. Letzten Endes muss aber auch der größte Superheld erkennen, dass das Leben so nicht weitergehen kann.
Die Lacher im Film kommen damit eher, wenn man über das Genre an sich lacht - über die ewig gleiche Formel, die sich seit Jahren in jedem Superheldenblockbuster zu wiederholen scheint. Das "Lego Batman Movie" funktioniert damit hauptsächlich als Kommentar, das nach den ersten, durchwegs positiven Reviews des Films auch mit offenen Armen aufgenommen wird.
Wie "Deadpool" präsentiert sich der Film damit als neuer Ableger am Superheldenfilmmarkt und schafft es, einen frischen, neuen Zugang zum Thema zu bieten. Wie lange das noch so bleibt, wird sich zeigen. Denn wenn der Superhero-Hype etwas gezeigt hat, dann dass die neue Idee von heute sehr schnell zum nächsten übersättigten Filmtrend von morgen werden kann.