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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

4. 2. 2017 - 12:17

Außerirdische Lauser

Unser Raumschiff crasht und plötzlich stehen da lauter kuriose Aliens. "Loot Rascals" ist ein Hybrid aus rundenbasiertem Taktik- und Kartenspiel, verpackt in einem betörenden Retro-Cartoon-Look.

Unser Weltraumausflug in "Loot Rascals" wirkt alles andere als düster oder bedrohlich. Er ist eine eher ulkige Angelegenheit. Alles hier sieht so aus wie in 60er- und 70er-Jahre-Cartoons wie "Die Abenteuer der Maus auf dem Mars", "Der kleine Maulwurf" oder auch dem "Yellow Submarine"-Film.

Screenshot aus "Loot Rascals"

Hollow Ponds

Der Herr mit dem Wunderlampenkopf und charmanten schottischen Akzent ist eigentlich gar keiner, sondern mehr eine Art lebendiger Boardcomputer, der sich in Form einer kuriosen Figur als Hologramm ein- und ausblenden kann. Wir selbst schlüpfen in die Rolle einer Astronautin oder eines Astronauten und sollten eigentlich auf einem Erholungsplaneten nach dem Rechten sehen. Doch stattdessen crashen wir auf einem Mond mit lauter bunten, seltsam-lustigen Gestalten.

Blau oder rot?

Die Welt von "Loot Rascals" ist aus Sechsecken gebaut und läuft rundenbasiert ab. Immer, wenn wir uns ein Feld weiterbewegen, bewegen sich die feindlichen Aliens auch. Es gibt einen Tag- und Nachtzyklus, und je nachdem, ob gerade Tag oder Nacht ist, lassen sich bestimmte Gegner besser oder schlechter angreifen. Gut ist, wenn ein Feind gerade "blau" ist, dann attackieren wir nämlich zuerst, wenn wir auf einem Feld auf ihn treffen. Beim Status "rot" greift er, sie oder es zuerst an. Gekämpft wird automatisch, und ob bzw. wie stark (nicht) getroffen wird, hängt von den jeweiligen Angriffs- und Verteidigungswerten ab.

Unsere Verteidigungs- und Angriffswerte werden durch Karten bestimmt, die besiegte Gegner fallen lassen. Diese Karten können wir dann anlegen und steigern unsere Werte – ein bisschen so, wie man sich in einem Rollenspiel eine neue Waffe oder Rüstung anlegt. Die Karten verstärken (oder schwächen) sich manchmal auch gegenseitig. Weil wir nur fünf Lebenspunkte haben, sollten wir uns kurz vor dem Bildschirmtod in der Basisstation heilen. Das geht aber nur durch sogenannte Tokens, und die wiederum gibt es nur, wenn wir Karten entzaubern. Das kann manchmal ziemlich schmerzhaft sein, und außerdem kommt man dann oft in einen Teufelskreis, weil man die (guten) Karten ja gegen die immer stärker werdenden Gegner benötigt. Dazu kommt noch, dass jede Heilung doppelt so teuer ist wie die vorige.

Screenshot aus "Loot Rascals"

Hollow Ponds

Die Levels von "Loot Rascals" sind zufallsgeneriert (so, wie für ein Rogue-like üblich), und Ziel ist es, den Ausgang jedes Levels zu finden. Es gibt pro Lauf immer nur fünf Levels. Das Problem dabei ist nur, dass unsere Ressourcen und Lebenspunkte so stark limitiert sind und nach einer bestimmten Anzahl an Zügen absurd schwere Gegner in der Landschaft auftauchen - viel schneller, als es uns lieb ist. Jeder Schritt will also wohlüberlegt sein.

Das Game ist spielerisch intuitiv und vom Prinzip her nach einer halben Stunde verstanden. Gleichzeitig ist "Loot Rascals" sehr facettenreich und trotz des hohen Schwierigkeitsgrades unglaublich motivierend. Nach zwei Stunden Spielzeit war ich schon froh, als ich es zum ersten Mal ins zweite Level geschafft habe!

Was die Präsentation betrifft, ist der Retro-Cartoon-Look an Charme kaum zu überbieten. Die Karten und Aliens sehen drollig und kurios aus, was letztgenannte aber auch nicht weniger gefährlich macht. "Loot Rascals" vom in London ansässigen Entwicklerstudio Hollow Ponds ist derzeit in einer Vorabversion auf dem famosen Indie-Games-Portal Itch.io erhältlich, das fertige Game erscheint dann im März. Look at those bunch of rascals!