Erstellt am: 1. 2. 2017 - 14:26 Uhr
Blockade
Mit Akzent
Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov und sein satirischer Blick auf das Zeitgeschehen - jeden Mittwoch in FM4 Connected und als Podcast.
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„Der Grieche sieht glücklich aus, wenn er unglücklich ist. Wenn alles gut läuft, fühlt er sich unruhig und unnütz. Falls er keinen Grund zur Sorge hat, muss er ihn finden“ schreibt der griechische Autor Nikos Dimou in seinem Buch „Über das Unglück ein Grieche zu sein.“ Das Buch ist in Griechenland schon mehr als 20 Mal wieder aufgelegt worden.
Jedes Jahr Anfang Februar werden Griechenlands Schnellstraßen von brandneuen „John Deere” Traktoren beherrscht. Diese Traktoren wurden mit EU-Subventionen gekauft. In den letzten Jahren haben die Bauern oft gegen die EU und die ungerecht verteilten Subventionen protestiert. Jetzt protestieren sie gegen die geplanten höheren Steuern und dass sie keine Perspektive mehr im landwirtschaftlichen Sektor sehen.
SAKIS MITROLIDIS / AFP
Zu den Protestmitteln gehörte früher meistens das Blockieren der Autobahnen. Seit einigen Jahren haben die Bauern aber erkannt, dass das Blockieren der Grenzübertritte effizienter ist. Da sich die Meeresgrenzen nicht mit Traktoren versperren lassen, werden die Landesgrenzen zu Mazedonien und Bulgarien blockiert. Letztes Jahr war die Grenze für ungefähr vierzig Tage blockiert. Die einzigen LKWs, die durchgelassen wurden, waren griechische, die landwirtschaftliche Produkte exportieren. Somit protestierten die Bauern, trugen aber trotzdem zum Verkauf ihrer eigenen Produkte bei. Alle anderen LKWs mussten an der Grenze warten. Der Güteraustausch zwischen Bulgarien und Griechenland war unterbrochen. Transportunternehmen erlitten riesige Verluste. Genervte LKW-Fahrer aus ganz Europa versuchten die Blockade persönlich aufzulösen. Es kam zu Schlägereien.
SAKIS MITROLIDIS / AFP
Dieses Jahr hat die griechische Regierung versprochen, keine Blockaden zuzulassen. Gestern haben aber Bauern mit Traktoren die Grenze zu Mazedonien besetzt. Die Autobahnen werden von der Gendarmerie überwacht. Währenddessen überqueren viele Traktoren die Felder um die Polizisten auszutricksen. Dieses Versteckspiel gewinnen die protestierenden Bauern. Im Februar müssen sie nicht arbeiten, sie haben alle Zeit der Welt. Die Journalisten werden von den Versammlungen der Bauern verbannt um nicht ihr Image in der Öffentlichkeit zu versauen.
Ich persönlich habe nicht vor, nächsten Monat nach Griechenland zu fahren. Euch rate ich auch davon ab - zumindest nicht über die Grenze von Bulgarien. Ich wünsche den griechischen Bauern Glück in ihrem Protest. Und wenn sie nichts erreichen, werden sie etwas zu erzählen haben, während sie Souvlaki braten und Ouzo trinken.