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Lisa Schneider

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9. 3. 2017 - 20:30

Das verflixte zweite Album?

Fluch hin oder her, Temples stolpern jedenfalls mit "Volcano", ihrem Debüt-Nachfolger.

Als Temples mit ihrem Debütalbum "Sun Structures" vor gut drei Jahren am Beginn ihrer Karriere standen, meinte Noel Gallagher, das ist es jetzt nun, die beste neue Band aus UK. Das Quartett aus Kettering bedankte sich für die Vorschusslorbeeren mit besagter, sehr guter LP, die zurückschielt in die goldene Zeit der Beatles, der holprig-grottigen Gitarren, der französischen Chanson-Melodien gepaart mit ungeschliffener lust for life, love and Rock’n’Roll.

TEMPLES

Ed Miles

Don't name me, please

Es geht den vier Musikern, so ließen sie wissen, schon sehr auf den Nerv, als Band kategorisiert zu werden, die schlicht darauf aus ist, einen nostalgischen 60ies-Pink Floyd-Vergleich zu provozieren. Ganz brechen sie mit "Volcano" aber natürlich nicht aus dieser Genre-Ecke aus, die mit dem Debutalbum eine hart und verdient erkämpfte war. Vor allem einprägsam bleibt weiterhin die engelsgleiche Stimme von Sänger und Lockenkopf James Bagshaw, die als Protagonist mehr noch als am Vorgängeralbum im Mittelpunkt steht, und sich in ungeahnte Höhen schwingt ("Oh The Saviour"). Kevin Parker könnte neidisch werden: Der Tame Impala-Mastermind ist es wohl auch, zumindest im Geiste, der den Patenonkel von "Volcano" gegeben haben muss.

Songs wie "Mirror" schreien nur so nach dem letzten Geniestreich von Parker, "Currents". Und ebenso wie dieser es auf besagtem Album probiert hat – mit großem Erfolg - wagen sich auch Temples in poppigere Gefilde vor. Ein perlendes Keyboard, das beinahe jeden Song lieblich umträufelt, geradlinige Melodien, die sich in ihrer überaus großzügigen Produktion keine Ausrutscher, und wären es auch nur inszenierte, leisten.

Cover Album "Volcano" von Temples

Heavenly Recordings

"Volcano" von TEMPLES erscheint via Heavenly Recordings.

Is it true, is it fake?

Schon das Albumcover, das sich in schrillen Farben an das ewige Rätsel der Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, anlehnt, deutet darauf hin: Auch der Inhalt des Albums ist tricky. Ich weiß nicht genau, ob ich befangen sein soll ob der kühlen, kühnen und berechnet wirkenden Kunstfertigkeit dieser Band, oder, ob es dann doch schlicht witzige, kreative Genialität ist, was einem da um die Ohren saust.

Teils hymnisch, teils spacig wirken die Rauschzustände, die Temples heraufbeschwören wollen. Alles erscheint dabei aber so konstruiert, so klar, so statisch, so ohne Platz für ausschweifende, bewusstseinserweiternde Trips. Kein Song überschreitet die Viereinhalbminutengrenze, da gibt es keine Jamsessions, keine delierenden Soli – und dabei ist es eigentlich das, was man erwarten würde, wenn man eine "Psychedelic-Platte" hört, die sich von Anspruch und Sound her an Pioniere dieses Genres anlehnt. Die spontane, oder zumindest spontan wirkende Improvisation, die fehlt.

LIVE

Wo und wann TEMPLES auftreten, erfahrt ihr hier.

templestheband.com

Die Ambition, vor der "Volcano" nur so strotzt, nimmt dem gesamten Album etwas den Wind aus den Segeln, ist zu sehr abgeschliffener Perfektionswille. Das tut vor allem deshalb weh, weil Songs wie der herrliche Opener "Certainty" auf zu viel hoffen lassen. Das pompös Inszenierte ist es schließlich auch, das viele Songs schlichtweg ersaufen lässt in ihrem Zu-viel-Wollen, da hört sich das besagte Piano schnell wie eine überzogene Fanfare an ("Celebration"). Zu viel süße Synthies, Singalong-Refrains, Aufpoliertheit.

So klingt "Volcano", ohne dabei die nötige Tiefe zu erreichen, eher seltsam kontur- und kantenlos vor sich hin tröpfelnd.