Erstellt am: 30. 1. 2017 - 18:33 Uhr
Im FM4 Spielekammerl: "Steep"
Mit dem Snowboard bei klarem Himmel und Sonnenschein eine frische Piste hinunterfahren, das sei, so erzählen leidenschaftliche Sportfreund/innen oft, ein Gefühl, das nur schwer zu reproduzieren ist. Das hält Videospielentwicklerstudios aber nicht davon ab, trotzdem immer wieder zu probieren, diese Atmosphäre virtuell einzufangen.
Spielkultur auf FM4
fm4.ORF.at/games
Sportspiele sind ein großer Markt: Verkaufsschlager wie "Madden" oder "FIFA" werden jedes Jahr in einer aktuellen Version produziert und zum Vollpreis verkauft. Das macht Enthusiast/innen aber nichts aus, die sich immer wieder die neuesten Versionen zulegen.
Der unendliche Berg
"Steep" heißt der jüngste Versuch, trickreiches Snowboarden und Schifahren sowie auch das Fliegen mit Windsuit und Gleitschirm (Paragliding) auf unsere Konsolen zu bringen. Es ist ein Open-World-Spiel mit einem quasi nie endenden Berg und einer ewigen Piste. So ein Titel mag für Games-Menschen und vor allem Sportspielfans ein No-Brainer sein. Doch wie gut kommt ein Wintersportvideospiel bei jemandem an, der sich mit Sport gut auskennt und selbst oft auf der Piste steht? Wir wollten es genau wissen und so habe ich FM4-Draußen-Reporter Simon Welebil ins Spielekammerl eingeladen, um gemeinsam "Steep" zu spielen.
Robert Glashüttner
Simons letzte Erfahrung mit einem Snowboard-Videospiel ist genau zwanzig Jahre her. Seit "Cool Boarders 2" ist viel passiert, doch Simon ist technikaffin und mit Computerkultur gut vertraut. Nur von guter Grafik und schicken Animationen lässt er sich nicht beeindrucken.
Schwinge die Flügel
Alles beginnt mit einem Flughörnchen-Moment: Wir stapfen mit unserem Avatar zu einer Absprungrampe und segeln mit unserem Wingsuit den Berg hinunter. Die ersten Landungen sind ... schmerzhaft. Beim dritten Versuch lernen wir schließlich, rechtzeitig den Fallschirm zu öffnen.
Kurz danach geht es mit einem simplen Knopfdruck ans Snowboarden. Der Wechsel der Sportart läuft in "Steep" natürlich wesentlich zügiger ab als in der physischen Welt. Simon lobt die ansonsten weitgehend authentische Umsetzung der Disziplinen: Die Darstellung der Figuren und Tricks seien gut umgesetzt, der Snowboard-Avatar trägt sogar vorschriftsmäßig einen Rucksack. Aber was ist drinnen? Schaufel und Lawinensonde, oder doch eher Schi, Paragleiter und Wingsuit, falls wir es uns einen Knopfdruck später doch wieder anders überlegen sollten mit der Sportart?
Schau genau
Weil es in "Steep" den quasi unendlichen Berg gibt, müssen wir neue Pisten und diverse Herausforderungen erst finden. Das machen wir, indem wir durchs Fernglas schauen und so unsere nächste Strecke entdecken. Die ersten Abfahrten und Flüge sind noch recht gemächlich und lassen genug Zeit, um sich an die Steuerung zu gewöhnen. Im Wesentlichen sollten wir beim Paragleiten und Fliegen mit dem Wingsuit auf die richtige Flughöhe achten und durch vorgegebene Ringe in der Luft segeln. Beim Boarden und Schifahren kommt es auf die richtige Linie und natürlich die Tricks an.
Ubisoft
Simon und ich interessieren uns gleichermaßen dafür, wie man beim Boarden richtig abspringt und eindrucksvolle Moves macht. Wo es der Sportredakteur eher analytisch angeht, versuche ich im Sprung erst mal das klassische Button-Mashing bzw. Würgen des Analogsticks. Mit stetig steigendem Erfolg: Jeder Sprung bringt uns etwas mehr Punkte ein als der vorige. Simon weist mich darauf hin, dass ich nicht auf die Grabs vergessen soll. Und tatsächlich: Ein gezielter Griff aufs Board in der Luft lässt den Highscore noch weiter ansteigen.
Schön und weitläufig, aber einsam
"Steep" ist ein Always-Online-Spiel - was ärgerlich ist, wenn die Server mal offline sind, wie es bei unserer Session nach einer Weile passiert ist.
Das Game ist für Windows, Playstation 4 und Xbox One erschienen. Später wird es auch für Nintendo Switch erhältlich sein.
Nach rund zwei Stunden sind Simon und ich einigermaßen eingespielt. Die grundlegenden Tricks sitzen und die Landungen sind mittlerweile auch solide. Fazit? Simon moniert, dass zwar alles gut und glaubhaft aussieht, der Einstieg aber behäbig ist. Mit "Steep" sofort Spaß zu haben fällt schwer. Wir stoßen uns beide daran, dass man das Game lokal nicht zumindest zu zweit spielen kann, sondern immer den Controller weiterreichen muss. Immerhin: online lässt sich "Steep" mit mehreren Spieler/innen gleichzeitig erleben.
Ubisoft
Und sonst? Dem Tiroler Bergfreund fehlt natürlich etwas, das "Steep" und das FM4 Spielekammerl (noch) nicht bieten können: Wind, Wetter, Witterung. Und alternative Eingabemethoden.
"Es fehlt die Kälte, es fehlt der Fahrtwind. Vielleicht geht das in Virtual Reality besser. So, mit dem klassischen Gamecontroller in der Hand, ist es noch nicht ganz das Wahre."