Erstellt am: 1. 2. 2017 - 06:02 Uhr
Wenn sich Musiker im Filmstudio kennenlernen…
FM4 Soundpark
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Daniel Geronimo Prochaska und Andreas Augustin machen seit gut zehn Jahren zusammen Musik, nämlich als Indierockband „One Two Three Cheers And A Tiger“. Diese schon lang anhaltende musikalische Romanze hat einen neuen Funken bekommen, als Daniel, der auch beim Film arbeitet, dort im Produktionsstudio Thomas Voglreiter kennengelernt hat.
Andre Mayerhofer
Thomas ist nicht nur Sounddesigner, sondern auch Gitarrist. Demos werden ausgetauscht, die teilweise noch für das nächste „Tiger“-Album gewesen wären. Dann ist schnell klar: diese neue Zusammenarbeit, deren Wurzeln in der Liebe zum großen, pathetischen Soundtrack stecken, anders klingen, als das gewohnte Gitarrenrockgerüst.
Und es gab sogar einen konkreten Anlass zum Umstieg auf ein neues „Bandformat“: Für eine österreichische Filmproduktion steuerten Andreas und Daniel (noch ohne Thomas), damals noch unter altem Bandnamen und featuring Lana Sharp, eine Coverversion von „Sinnerman“ bei. "Es hat so Spaß gemacht mit jemand anderem zusammenzuarbeiten, der nicht fixer Bestandteil der Band ist", erzählt Andreas "dass wir uns gedacht haben, lasst uns das beibehalten."
Sie nehmen Thomas Voglreiter dazu, schmeißen das Konzept Indieband um, und es heißt: Hallo, Fox Shadows.
Ein Konzept ohne Konzept?
Daniel Geronimo Prochaska und Andreas Augustin haben sich damit von „One Two Three Cheers And A Tiger“ und somit vom klassischen Bild einer Indieband, wie sie es empfinden, verabschiedet. Man muss nicht live spielen, bevor ein Album erscheint, man braucht kein Label und ewige Vorlaufzeiten, um Songs zu releasen. Fox Shadows laden sich für jeden neuen Song einen neuen Sänger bzw. eine neue Sängerin ein - und auch die Songentstehung jedes Mal völlig unterschiedlich. Mal ist ein Instrumental da, mal nur eine „cheesy guitarline“ - und mal alles gemeinsam, mitsamt Lyrics und Melodie.
Im Fall der Single „Tape Of Love“, die die FM4 Charts hinaufgesaust ist, wurde als guter Bekannter Toby Gruenzweil gebeten, seine Stimme zu leihen. Und nicht nur das, der Beth Edges-Sänger hat auch den Text geschrieben.
Bei „Tape Of Love“ war eine Grundidee da, wir haben uns gefragt, ob wir weiterbasteln sollen. Dann haben wir aber beschlossen: Nein, schicken wir es weg. Es war offen genug, dass Toby noch etwas von sich selbst einbringen konnte. Es ist auch nicht unsere Intention, Vers, Chorus und alles weitere vorzugeben. Die Gäste sollen es umschneiden, wenn sie wollen, ein anderes Genre daraus machen, erzählt Thomas Voglreiter
Uneingeschränkte Freiheit
Bis jetzt waren die eingeladenen MusikerInnen immer sehr zufrieden. Weil es etwas anderes ist, ob man für seine eigene Band etwas einspielt – oder ob man sich für ein fremdes Projekt einfach ausprobieren kann. Ohne zu wissen, ob oder was dabei herauskommt, sagt Andreas Augustin:
Manchmal schicken wir das Grundgerüst eines Liedes weiter, und bekommen dann wirklich eine ganz andere Version zurück. Aber genau darin liegt auch die Spannung. Und das Geniale daran ist, dass der Fox Shadows-Sound trotzdem erhalten bleibt.
Andre Mayerhofer
Leider, gibt es bis jetzt nur das erwähnte „Tape Of Love“ und zwei weitere Singles der Fox Shadows zu hören, auf denen Ada Joachimsthaler von Giantree singt. Wir müssen uns also auf das Fox’sche Versprechen verlassen, dass ein Debütalbum und der nächste Song in Planung sind. Spoiler: Thomas Petritsch aka. Effi wird prominent vertreten sein.
Hm.
Aber... ist das nicht bedrückend, kein Konzept zu haben? Nicht zu wissen, was der nächste Künstler/ die nächste Künstlerin mit den Songs machen wird, welches Genre es wird?
Nein, Fox Shadows fühlen sich befreit. Die Färbung der Band bleibt, egal, ob das jetzt mehr Dreampop, mehr Indierock oder sogar Hiphop wird. Nur an Black Metal glauben sie in Zusammenhang mit ihrem Sound nicht. Außerdem, sagt Daniel, höre man die Indierockwurzeln heraus, die Gitarren und das Schlagzeug. Sie würden sich persönlich auch nicht auf ein Genre festlegen, und sich weder zwischen Arctic Monkey oder Air, noch zwischen den Strokes oder Beach House entscheiden wollen. Wieso sollten das dann Fox Shadows müssen.
Andre Mayerhofer
Eine bewusste Änderung beim Sprung von einer Band zur nächsten war der Sound. Das schon erwähnte Treffen von Daniel und Thomas im Filmstudio war nicht nur ein glücklicher Zufall, sondern ein wichtiger Baustein, den klassischen Indierock hinter sich zu lassen, bzw. diesen mit verhallten Sounds zu überarbeiten. Stars dieser neuen Songs sind deshalb auch eine ganze Reihe an Effektgeräten.
Fox Shadows bauen ihre Songs wie Dramaturgen auf. Manchmal bereiten sie ein fertiges Set vor, manchmal nur ein paar Regieanweisungen. Man hört die Indierockwurzeln, genauso wie Sechziger-Jahre Rock’n’Roll-Spielereien oder Dreampop-Hallatmosphäre durchaus heraus, aber noch vielmehr fühlt man sich, als säße man im Kino. Cineastisch ist auch das Wort, das den drei Musikern besonders gefällt.
Andre Mayerhofer
Auf die Frage, wieso sie nicht selbst als Frontmänner im Rampenlicht stehen wollen, sagt Daniel Geronimo Prochaska:
Wir als Personen stehen absolut nicht im Fokus. Es geht um die Musik, und vielmehr noch um die Atmosphäre. Und auf keinen Fall darum, den Ruhm des Protagonisten einzuheimsen.
Von Tigern zu Füchsen, Gitarren zu Synthesizern, vom Tanzparkett zum Ohrenkino.