Erstellt am: 27. 1. 2017 - 11:57 Uhr
Nasser Vorspann
Serien auf FM4
Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich kann nur mutmaßen und dabei das Offensichtliche benennen: Weil eine Serie nahe am Wasser gebaut ist zum Beispiel. Aber vieles spricht auch für die Symbolik. Ein Charakteristikum des New Television ist der Antiheld, der wie ein Getriebener durch das Leben und die Handlung – nun ja – treibt. Wasser steht auch symbolhaft für das Leben und seine Vernichtung. Es ist der Urgrund, aus dem einst die erste Regung an Land kroch. Der Mann und das Meer. Die Frau und der See. Das große Nass, der kleine Mensch. Das Leben ist ein Strom, gegen den es sich kaum schwimmen lässt, voller Gefahren und Ungewissheit.
History Channel
Dieser Zeichenvorrat eignet sich hervorragend für moderne Serienintros. Früher informierte der Vorspann über die Macher und präsentierte flott den Titel. Heute sind sind die Vorspänner kleine Trailer und Visitenkarten, die die Stimmung und den Inhalt einer Serie möglichst rasch auf den Punkt bringen müssen. Die immer kunstvolleren, teils animierten Filmchen bilden mittlerweile ein eigenes Genre. Der Einsatz von Musik ist dabei ebenso wichtig, wie die Bildsprache. Ich plädiere jedenfalls hiermit für eine eigene Intro-Kategorie bei Fernsehpreisen.Im Folgenden eine kleine Auswahl mit starkem H2O-Gehalt.
Bloodline
Also sprach der Herr: „Wo Wasser ist, soll auch Wasser sein.“ Der Netflix-Überraschungserfolg „Bloodline“ atmet Meeresluft, spielt doch die Familiensaga mit Kain und Abel-Twist in den Florida Keys. Toller Titelsong auch von Book of Fears. Nach einer großen Season 1 (unser Dank geht an Ben Mendelsohn), ersoff die 2. Staffel in einem unmöglichen Plot-Tümpel. Nummer 3 läuft im kommenden Mai und soll die letzte sein.
Boardwalk Empire
Noch besser in Bild und Ton ist der Anspieler des Prohibitions-Epos “Boardwalk Empire”. Martin Marcantonio Luciano Scorsese gibt den Paten der Produktion. Steve Buscemi spielt den Don von Atlantic City, dem Las Vegas der Roaring Twenties. Obwohl der kühle Pragmatiker stets alle Fäden in der Hand zu halten scheint, deuten die im Wasser treibenden Schnapsflaschen Chaos und Unbill an. Großartig die gar nicht zur Periode passende und förmlich über den Strand strahlende E-Gitarre der Psych-Band The Brian Jonestown Massacre. Der Song "Straight Up and Down" stammt vom 96-er Album “Take It From The Man!”.
Vikings
Mein watery Fav. Stimmung, Bildsprache, Musik, hier fügt sich alles zu einem großen Ganzen. Das Intro entfaltet eine Sogwirkung, die bis an den Grund des Meers reicht. Die simple wie auch durchdringende Message: Egal ob Ruhm oder Schande, am Ende sind wir doch nur Plankton. Das verblichene norwegische Duo The Knive steuerte mit „If I Had A Heart“ einen seiner besten Songs bei. Er ist wie geschrieben für die Titelfigur Ragnar Lodbrok (schenial verkörpert von Travis Fimmel). Abgezogene Gänsehaut, Walhalla kneeling!
Taboo
Minimalismus mit maximaler Wirkung. Musik und Bildsprache konzentrieren sich auf wenige Merkmale. Wieder treibt das ausgehauchte Leben im Meer, sinken Körper und Hoffnungen auf den Grund - interessanterweise auch eine amerikanische Flagge, was derzeit ziemlich fitting ist. Tom Hardy spielt den Racheengel in dieser auf Gothic getrimmten Segelsaga aus dem Hause FX.
Black Sails
Apropos Segel. Im Intro von “Black Sails” sieht man für eine Piraten-Serie relativ wenig Wasser. Der Vorspann gehört trotzdem mit zum Besten, was das Intro-Genre zu bieten hat. Die Serie selbst ist maßlos unterschätzt. Zwischen all dem hervorragend in Szene gesetzten Swashbuckling und Schatzgesuche, werden Genderthemen und Homosexualität – ähm – „verhandelt“ und man erhält einen guten Einblick in das soziale Leben der Freibeuter, das gar nicht so unsozial war.
Mit Captain Flint, gespielt von Toby Stephens, haben die Macher Jonathan E. Steinberg und Robert Levine einen der dunkelsten und zerrissensten Antihelden der gesamten Serienzunft kreiert. Lasst euch nicht vom Namen des executive producers abschrecken. Am 29. Januar startet die vierte und letzte Staffel dieser Starz-Serie.