Erstellt am: 26. 1. 2017 - 17:00 Uhr
Im Keller
Man hatte ja fast vergessen, wie virtuos dieser Mann Spannungssequenzen inszenieren kann. "The Sixth Sense", "Signs" und vor allem das Meisterwerk "The Village" lullten den Zuseher immer wieder mit bewussten Momenten der Stille ein, täuschten mit einer statischen Kamera ein Gefühl der Sicherheit vor. Natürlich nur, damit uns M. Night Shyamalan dann den Boden unter den Füßen wegziehen konnte.
Filmstart
"Split" kommt am 26. Jänner 2017 in unsere Kinos
Nach einigen verheerend biederen Ausflügen ins hochbudgetäre Fantasy-Sci-Fi-Kino ("The Last Airbender", "After Earth"), die sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik floppten, kehrte der Mysteryguru vor geraumer Zeit zu kleineren Gänsehautfilmen zurück. Der hochgradig unterschätzte "The Visit", der das Verhältnis von Kindern zu den eigenen Großeltern mit pechschwarzem Humor untersucht, markierte dabei schon ein neues Formhoch. Spätestens mit "Split" kann man nun aber von einem echten Comeback des Suspense-Meisters Shyamalan sprechen.
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Psychologie statt Blut und Beuschel
Am Anfang des Films steht gleich eine dieser subtilen Trademark-Szenen des Regisseurs, die eher an einen modernen Alfred Hitchcock als an berechenbar gewordene Horrorserien wie "Insidious" oder "Conjuring" mit ihren billigen Tricks erinnern. Noch bevor ein junger Familienvater reagieren kann, hat ihn ein Fremder auf einem Supermarkt-Parkplatz betäubt. Seine Tochter und deren Freundinnen, die im Auto warten, werden ebenfalls überrumpelt. Irgendwann wachen sie panisch in einem Kellerraum auf. Von Angst zerfressen warten die Teenager auf ihren unbekannten Entführer.
Drei zitternde Mädchen, eingesperrt in ein hermetisches Verließ, ein verrückter Kidnapper, aus diesem Szenario könnte sich auch ein Folterhorrorfilm entwickeln, wie er früher in den Hinterzimmern von Videotheken verschimmelte. Aber wie M. Night Shyamalan auch im Interview unten mit meiner Wenigkeit betont, es sind die persönlichen Dramen, die ihn interessieren, die Charaktere und deren Psychologie, Blut- und Beuschel-Schocks überlässt er anderen.
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Traumata, Thrills und Twists
Spätestens wenn in "Split" die Backstory des Entführers parallel zu der gekidnappten Casey aufgerollt wird, der Außenseiterin unter den Opfern im Keller, wird klar: M. Night Shyamalan ist zu dem zurückkehrt, was er am besten kann: Zu gruseligen Geschichten über verstörende und verstörte Menschen. "Split" erzählt ganz ernsthaft von Traumata und Verwundungen, ohne auf Thrills und Twists zu vergessen. Und fasziniert mit präziser Kameraarbeit und aufwühlender Musik.
Vor allem lebt "Split" aber von seiner formidablen Besetzung. Die 20-jährige Anya Taylor-Joy ist schon in dem großartigen "The Witch" aufgefallen, in "Split" fasziniert sie als Mobbingopfer, das spezielle Kräfte entwickelt. Großartig auch der schottische X-Men-Star James McAvoy, der in unzählige, verschiedene Figuren schlüpft, die alle im selben Körper wohnen. McAvoy spielt den Kidnapper mit der multiplen Persönlichkeitsstörung beklemmend, aber auch mit satirischen Brechungen, die an den großen Peter Sellers erinnern. Ein toller Film, der zum Schluss auch noch Türen in zukünftige Richtungen aufstößt, auf die man sich jetzt schon freuen darf.
M. Night Shyamalan im Gespräch über seinen Zugang zum Kino, die Arbeit an "Split" und wie er selber sein Comeback sieht:
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Anya Taylor-Joy im FM4-Talk über ihre extremen Rollen und mit welchem Regisseur sie gerne drehen würde:
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James McAvoy spricht über die Vorbereitung auf seine Figur und mit welchem Ernst er an "Split herangegangen ist:
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