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Christoph Sepin

Pixel, Post-Punk, Psychedelia und sonstige Ableger der Popkultur

25. 1. 2017 - 13:41

Sie bleiben troy

Die Fantastischen Vier kamen nach Wien, sagten danke und gingen wieder.

Mit dem Feiern von Jubiläen ist es ein bisschen schwer bei den Fantastischen Vier: Irgendwann hat sich das Deutschrap-Urgestein 1986 als das Terminal Team gegründet, irgendwie ist aber 1989 das echte Entstehungsjahr der Fantas, als Michi Beck und Thomas D dem Projekt einverleibt wurden. Dann könnte man auch das erste Album "Jetzt geht's ab" aus dem Jahr 1991 als Stunde Null für die HipHop-Formation hernehmen oder doch lieber das Erscheinen von "Die da!?!" vor knapp 25 Jahren und damit die erste richtige Vorstellung des Sprechgesangs in deutscher Sprache für ein richtig großes Publikum.

Sei es wie es ist, die Fantastischen Vier sind nach all den Jahren immer noch irgendwie da und feiern sich selbst im Rahmen einer ausgedehnten Best-Of-Tour. "Vier und Jetzt" heißt die, weil das ist ein lustiger Wortwitz und trägt damit den selben Namen wie ein kürzlich erschienenes Best-Of-Album der Band. Alte, neue und vergessene Hits gab es auch gestern, Dienstag, in der Wiener Stadthalle zu hören.

Die Fantastischen Vier

Klaus Bauer | Arcadia Live GmbH

Jubiläen werden nicht nur auf der Bühne gefeiert, sondern auch im Publikum: Schon beim Ankommen in der Stadthalle singt eine Gruppe von Leuten "Happy Birthday" für einen Freund, neben mir läuft jemand froh mit Schaumgebäck in der Hand durch den Flur zum Sitzplatz. Endlich mal ein Konzert in der Stadthalle, bei dem das kulinarische Angebot zwischen Schokokuss und Bierbrezel freudig angenommen wird. Eltern spazieren mit ihren Kindern Richtung Bühne und freuen sich darüber, endlich mal zu einer Rap-Show gehen zu können, bei der es ziemlich sicher keine schlimmen Worte zu hören geben wird.

Vor der Bühne hängt noch ein schwarzer Vorhang, hier gibt es was zu verbergen und zum Hype aufbauen. Tatsächlich startet dann das musikalische Programm mit ein bisschen Plattenscratchen oder Plattenkratzen, wie das die Fanta 4 gerne eindeutschten, das hört man auch nicht mehr so oft. Und die Anfangsnummer "Jetzt geht's ab" wird mit Samples von Flavor Flavs "Yeah Boy" gemischt. Damit kennen sich auch Leute aus, die HipHop vielleicht gar nicht so interessiert im Publikum. Und für die ist dieser Abend auch ein bisschen konzeptioniert.

Die Fantastischen Vier

Klaus Bauer | Arcadia Live GmbH

Unter Jubel betreten dann DJ Hausmarke, Thomas D, And.Ypsilon und Smudo die Bühne. "Herzlich willkommen zu unserer Show", startet Smudo. Der macht kein Karate und der macht kein Judo, falls man sich daran noch erinnern kann. "Was geht?!" lautet die Frage Richtung Publikum und wird per gleichnamigem Track beantwortet. Aber Moment, das ist nicht nur ein Lied, das ist gleich ein ganzes Medley von Fanta 4-Hits. Songs, die man spielen muss, aber wahrscheinlich nicht ganz spielen will. So wie "Lass die Sonne rein" zum Beispiel. Das passt schon, die Leute bouncen angeregt mit, bleiben immer locker und greifen sich an den dicken Pulli. Weil den haben sehr viele an, Mann.

Die Fantastischen Vier

Klaus Bauer | Arcadia Live GmbH

Und dann kommt auch schon "Die da?!" in der smootheren aktualisierten Version. Das gefällt den Leuten, weil damals war die Welt noch Prä-Trump und vor dem Film "Monster Trucks". Also irgendwie in Ordnung und die großen Probleme waren, dass vier Mitglieder einer Stuttgarter HipHop-Gruppe alle unabsichtlich mit dem selben Mädchen auf Dates gingen und einen kleinen Beef mit dem Rödelheim Hartreim Projekt hatten. Dann gibt es erstmal ein großes Finale mit Konfettikanone, juhu, und erstmal kurz Pause. Weil das waren ja auch schon fünfzehn Minuten Show.

Der Vorhang fällt vor der Bühne und die Sause geht mit Bandunterstützung weiter. Das ist ganz praktisch, wenn man keinen HipHop mag, weil da werden dann altbekannte Hits in neuen Musikgenrearten live vertont. Die Heartbreaknummer "Sie ist weg" bleibt besonders in Erinnerung, weil jemand in mein Bier niest.

Die Fantastischen Vier

Klaus Bauer | Arcadia Live GmbH

Smudo spricht dann darüber, dass er damals in der Schule sein Herz an ein Mädchen verloren hat. Aber die Person ist eh im Publikum anwesend, was die Story doch leider zu einem Happy End bringt und damit ein bisschen fade ist leider. Fast so fade wie die Nummer "Einfach sein", die dann darauf folgt. Es könnte ja alles so einfach sein, ist es aber nicht. Sondern eher lauwarm.

Bei "MfG" wird leider die von FM4s Functionist aufgenommene Strophe mit Österreichbezug weggelassen, als Special Guest auf die Bühne wird er auch nicht gebeten. Eine Ansage nach dem Schema "Es ist schön wieder hier zu sein, du schöne Stadt, in der wir gerade sind" gibt es aber trotzdem. Zur Zugabe gehen dann auf der Bühne die Handtücher und im Publikum die Hände in die Luft.

"Vielen Dank für 28 Jahre und vielen Dank, dass ihr uns treu geblieben seid." Beziehungsweise Troy. Das gibt's dann ganz zum Schluss und dann goldenen Lametta aus der Konfettikanone. "Kommt gut nach Hause, wir brauchen euch". Der beste Satz des Abends wird am Ende gesprochen. "Und denkt dran: nur Liebe, keinen Hass. Peace". Ja, ist eh klar.

Die Fantastischen Vier

Klaus Bauer | Arcadia Live GmbH