Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "People have the Power"

Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

22. 1. 2017 - 15:28

People have the Power

Der Song zum Sonntag: Arcade Fire ft. Mavis Staples - "I Give You Power"

"Power" ist ein schönes, starkes Wort. Der Song "I Give You Power" ist klar und unverschleiert ein elektrisch geladener Protestsong, ein Punkrocklied, es ist nicht zufällig am Tag von Donald Trumps Angelobung zum Präsidenten der USA veröffentlicht worden.

Das Stück feiert die Macht des Volkes, die Demokratie und lässt dabei schon auch recht deutlich die Muskeln spielen und zeigt sich kampfbereit. Von wem geht die Macht aus? Wir können auch anders – nämlich die Macht wieder wegnehmen.

Arcade Fire

Arcade Fire

Der Song lebt stark von der Repetition, wie in einem agitatorischen Chant, der Text wird im Laufe des Liedes nur geringfügig variiert. "I Give You Power", singt Win Butler, der Frontmann von Arcade Fire. Und dann: "I Can Take It Away".

Dazu rumpelt und poltert und brummt das Stück ostentativ schrottig und minimalistisch, es ist ein verbeulter Funk, scheppernder und quietschender Elektronik-Rock aus der Garage. Dort werden Plakate und Pamphlete gedruckt.

Das Stück ist direkt und ungewaschen, hat dabei aber doch eine Katzenhaftigkeit, es groovt und swingt, es ist eine Eleganz des Aufbegehrens.

Unterstützung bekommen Arcade Fire von der großen Soul-, Blues- und Gospel-Sängerin Mavis Staples – die immer wieder auch als ausgesprochene Bürgerrechtsaktivistin in Erscheinung getreten ist.

Hinsichtlich Generationssprung und jeweiligem musikalischem Habitat eine Zusammenarbeit, die man sicherlich nicht unbedingt erwartet hätte. Die aber den geschlossenen Zusammenhalt quer durch die Betätigungsfelder symbolisiert.

Staples kräftige, kehlige ausdrucksstarke Stimme und das dünne Kieksen von Win Butler überlagern und umspielen einander, es entsteht spannende Reibung. Der Song vibriert und bebt.

Butlers Vortrag verstrahlt bei aller politischer Dringlichkeit auch eine rätselhafte Laszivität, den Geist von schwitzendem Rock'n'Roll und Voodoo, Elvis und Screamin' Jay Hawkins grüßen. Bei Mavis Staples wirkt deutlicher der unbedingte Wille zum Kampf durch.

"Where Do You Think It All Comes From?" heißt es immer wieder, und schließlich "Watch Me!". Never Surrender, wir tanzen nicht erst auf den Ruinen.