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Carl Johann Holzer

Geschichten aus dem Alltag, über besondere Menschen und gute Musik

19. 1. 2017 - 16:34

Flüchtlingshilfe statt Fashion

Die Welt besteht aus mehr als nur Looks – darauf soll auf der Berlin Fashion Week mit Flüchtlingen als Models aufmerksam gemacht werden.

von Carl Johann Holzer

Schauplatz Berlin Fashion Week: Die üblichen Designer und Designerinnen wie Marina Hoermanseder, Lena Hoschek und Marcel Ostertag präsentieren ihre neuen Kollektionen. Aber auch das vermeintlich neue Label „Epic Escape“ macht mit optisch ansprechenden Plakaten auf sich aufmerksam. Auf den ersten Blick sieht man Models in zerrissenen Jeans und zerlöcherten T-Shirts. Erst beim genaueren Hinsehen wird klar, dass die abgebildeten Personen keine gewöhnlichen Models sind. Auf den Plakaten werden nämlich Flüchtlinge gezeigt.

Flüchtling als Model inszeniert

menschlichkeit.de

Hier versucht kein Modelabel mit Hilfe von Flüchtlingen seine Produkte zu verkaufen, denn die vermeintliche Modemarke „Epic Escape“ ist nur ein Fake. Es geht dabei gar nicht um die Mode, sondern um die individuellen Geschichten der Flüchtlinge auf den Plakaten. Die vier Männer und zwei Frauen aus Syrien wurden modisch in Szene gesetzt und sollen mit einer für die Fashionwelt typischen Bildsprache mehr Verständnis, Respekt und Empathie für geflüchtete Menschen wecken, um in weiterer Folge die Hilfsbereitschaft zu fördern.

Lebensgeschichten der Flüchtlinge

Auf der Webseite des Fake-Labels erscheint beim Klick auf die Kleidungsstücke kein Produkt, sondern Infos über das jeweilige Model. Die Lebensgeschichten der Flüchtlinge werden anhand von Zahlen symbolisiert. Zum Beispiel steht 35 bei der früheren Kunststudentin Rina für die Anzahl an Minuten, die sie in einem Gebäude, das beschossen wurde, auf ihren eigenen Tod gewartet hat. Oder 7 – so viele Stunden lang ist nämlich Ghaith ohne jegliche Orientierung auf einem Gummiboot auf dem offenen Meer getrieben.

Flüchtling in Modelpose

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Jetzt lächeln Rina und Ghaith von Plakaten, die durchaus als Werbung für trendige Mode durchgehen könnten. Mit zerrissenen Klamotten, die sinnbildlich für die zerstörte Heimat stehen. Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von der deutschen Online-Spendenorganisation betterplace.org und der Agentur FCB Hamburg. „Ziel der Kampagne ist es, auf Flüchtlingsprojekte aufmerksam zu machen und so Spenden zu sammeln“, so Marie Schütz von betterplace.org. Die dabei eingenommen Spenden werden unter den rund 500 bei betterplaces.org registrierten Flüchtlings-Hilfsorganisationen verteilt.

Reaktionen

Laut Schütz sind die Reaktionen auf die Kampagne bisher ausschließlich positiv und der Zuspruch in der Fashionbranche groß. Anita Tillmann, eine der Gründerinnen der Berlin Fashion Week, hat beispielsweise bereits den eigens kreierten Kampagnen-Pulli mit dem Hashtag #Menschlichkeit getragen. Und auch andere bekannte Namen wie beispielsweise die Berliner Schauspielerin Jana Pallaske, Benno Fürmann, Model Sara Nuru oder auch die Fantastischen Vier haben sich bereits an der Initiative beteiligt.