Erstellt am: 18. 1. 2017 - 15:18 Uhr
"Ich wollte nie Refrains hören"
Er ist womöglich einer der verheißungsvollsten Rapper des Landes, der bestbenannte ist er jetzt schon. Jugo Ürdens ist viel mehr als nur eine gelungene popgeschichtliche Namensreferenz. In seinen Tracks beschäftigt er sich mit den Komplexitäten von Identität und nationaler Zugehörigkeit und verwischt die Grenzen zwischen Introversion und Eskalation. Dadurch entsteht offensiver HipHop. Zu viel hineinlesen sollte man in die Musik des Rappers aber trotzdem nicht. Jugo spricht in erster Linie für sich selbst und erzählt Geschichten aus seinem eigenen Leben, die auch für viele andere Projektionsflächen bieten.
Geboren wurde Jugo Ürdens in Skopje, aufgewachsen ist er in Wien, österreichischen Reisepass hat er bis jetzt immer noch keinen. Auf seinem Track "Österreicher" thematisiert er genau diese Zweiklassengesellschaft zwischen "In-" und "Ausländern", auf seiner Nummer "Schwarzes Gold" rappt er über seine Präferenz zum Softdrink gegenüber anderen Substanzen - womit er sich auch von der aktuellen Rapszene distanziert. Im Interview mit Gerlinde Lang spricht Jugo Ürdens über Patriotismus, seine musikalischen Anfänge und Bilderbuch. Und natürlich auch Voodoo Jürgens.
Radio FM4
Du bist in Skopje geboren und mit sieben Jahren nach Wien gezogen. Wann hast du den HipHop entdeckt?
Ich glaube so mit elf oder zwölf. Damals gab es ja noch MTV und VIVA. Da hab ich das zu hören begonnen. Ich wollte nie Refrains hören, ich wollte immer diese Geschichten zu Ende hören. Ich konnte auch nicht so gut Englisch, dass ich mir die amerikanischen Songs anhöre. Dann bin ich vom poppigeren Radioding zum HipHop zu so schönen Storyteller-Songs gekommen, in denen keine Refrains sind, das war super.
Auf deiner Nummer "Österreicher" spielst du mit der Willkürlichkeit von Identität. Glaubst du an so etwas wie eine Identität, die entsteht indem man in einem bestimmten Land geboren ist oder einen bestimmten Pass hat?
Nein, das ist meiner Meinung nach Bullshit. Ein bisschen Lokalpatriotismus ist eh gut, aber sich nur durch eine Zugehörigkeit zu definieren, das ist meiner Meinung nach schon ein bisschen schwach. Wenn's nichts anderes gibt, muss man das vielleicht so machen. Manche definieren sich ja auch durch ein schönes Auto.
Hattest du den österreichischen Pass schon, als die Nummer "Österreicher" rausgekommen ist?
Nein, ich hab ihn ja noch immer nicht. Der Prozess dauert. Das war eher so die überspitzte Ideologie, wie es mal sein wird, wenn es soweit ist.
Radio FM4
Es gibt noch einen anderen Hit von dir: "Schwarzes Gold". Es ist ein Diss gegen die im HipHop gerne erwähnten Drogen und ein Loblied auf die schwarze Brause. Ist das absichtlich eine Distanzierung von anderen Rappern?
Wenn man will, kann man aus dem Song sozialkritische Sachen rausziehen. Eine Freundin von mir, die bei The Gap arbeitet, hat gesagt, das wär ein Rip-Off von "Softdrink" von Bilderbuch.
Coca Cola, Fanta, Sprite...
Ja ja, Seven Up, Pepsi, allright. Aber ich find da deren Song ein bisschen toller.
Du sagst Bilderbuch: Was hörst du so selber für Musik?
Eh alles, was gerade stattfindet. Auch sehr viel HipHop. Natürlich Bilderbuch, Voodoo Jürgens, Yung Hurn, da kommt man eh nicht herum. Aber auch viel, viel Straßenrap. Falls das Svaba Ortak jemals hören sollte: Das ist ein Gott, der Typ. Krasser, krasser Typ.
Was hast du für Träume für die Zukunft? Vielleicht ein Duett mit Voodoo Jürgens?
Ich glaub' sein Bandkollege hat mich im Sommer mal angeschrieben und hat gemeint: Hey, Pflichtfeature. Ich hab mich aber nicht getraut, ihm zu schreiben. Ich hab mir gedacht: Das geht nicht, ich kann mich da nicht so hochziehen. Aber jetzt ist ja der Yung Hurn schon dran an dem Voodoo Jürgens, jetzt ist es schwierig für einen zweiten Rapper.
Das wären Vorsätze für 2017.
Ja, ich schreib Voodoo Jürgens.
Gibt's dich auch live bald zu sehen?
Am 3. März. Offiziell gibt's mal das Datum, aber näheres kommt dann, wenn's soweit ist.