Erstellt am: 17. 1. 2017 - 20:07 Uhr
An ihrer Seite sein
Das Buch "An ihrer Seite sein" ist im StudienVerlag erhältlich.
Die Autorin Barbara Preitler hat über zwanzig Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Flüchtlingen in Österreich. Sie beobachtet hier Überforderung, oft an einer Stelle, an der nicht geklagt wird: Nämlich bei Menschen, die sich für Flüchtlinge engagieren. Sie brauchen Unterstützung und Know-How, um mit traumatisierten Menschen umgehen zu können.
StudienVerlag
Deswegen hat Barbara Preitler sich dazu entschlossen, ein Buch zu schreiben, das einen kompakten Überblick über die Themen und Probleme geben soll, die in der Arbeit mit traumatisierten Menschen auftauchen können. Das Buch will auch Erklärungsmodelle liefern, um traumatisierte Menschen besser zu verstehen, und stellt verschiedene Handlungsmodelle vor. All das basierend auf der langjährigen Erfahrung der Autorin als Psychologin, Psychotherapeutin, Supervisorin und Gründungsmitglied und Therapeutin bei Hemayat.
Hemayat - Das Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende.
Besseres Verständnis
Das Buch soll aber nicht nur Unterstützung für Menschen sein, die selbst aktiv helfen, sondern allgemein zu einem besseren Verständnis von Traumata beitragen, die geflüchtete Erwachsenene, Jugendliche und Kinder oft mitbringen.
Wir sehen zwar Bilder und lesen Geschichten in den Nachrichten, können aber nicht annähernd nachvollziehen, was in Menschen vorgeht, die Krieg, Folter oder andere Katastrophen erlebt haben. Das will das Buch ändern: Barbara Preitler erzählt nicht nur von geflüchteten Menschen aus dem Syrien-Krieg, sondern auch von Flutopfern in Südost-Asien und zieht auch an einigen Stellen Parallelen zu Holocaust-Opfern. Alles dreht sich um das Trauma, traumatisierten Menschen und den richtigen Zugang und Umgang mit ihnen, damit sie heilsame Beziehungen aufbauen können.
Grundthema Sicherheit
Sicherheit ist eines der Grundthemen für Geflüchtete. Albträume, Ängste, Nähe, Fremde und vieles mehr sind zentrale Begriffe, die in diesem Buch authentisch und verständlich erklärt werden, auch anhand vieler Beispiele aus Barbara Preitlers Praxiserfahrung.
Sie beschreibt auch Methoden zur Trauma-Aufarbeitung: Zum Beispiel kann ein Stofftier eine Hilfe sein. Es können auch Träume skizziert werden, andere Methoden beinhalten Gespräche. Barbara Preitler führt viele lebendige Beispiele an, die im Gedächtnis bleiben.
Beim Lesen begreife ich, dass auch schon eine kleine Freundlichkeit und Respekt gegenüber Schutzsuchenden für sie eine überlebensnotwendige Unterstützung sein können. Denn es wird einem_r vor Augen geführt, wie einfach viele Hilfestellungen sind, auf die man ohne dieses Buch aber möglicherweise gar nicht kommt. Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, möchte aber dazu anregen, genau hinzusehen und Beziehungen mit traumatisierten Menschen positiv zu gestalten.
Psychische Hilfe heißt Medikamente
In meiner persönlichen Erfahrung mit einem geflüchteten Jugendlichen habe ich erlebt, dass psychische Hilfe viel zu oft nur bedeutet, Tabletten zu verschreiben. Die Warteliste für psychische Betreuung ist lang, kann sich sogar über Monate bis Jahre ziehen. Deswegen ist ein zugänglicher Leitfaden für den gefühlvollen und respektvollen Umgang mit traumatisierten Menschen besonders wichtig.
Denn, um abschließend Barbara Preitler aus dem Buch zu zitieren: "Flüchtlingsarbeit ist [...] ist ein Dienst an unserer Gesellschaft, die auf den Werten der Humanität und der unverbrüchlichen Gültigkeit der Menschenrechte beruht."